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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1893 No. 6 —
eliminiren. Die Einstellung des auf der Spitze schwingenden Magnets, welche im Fernrohr mit spiegelndem
Okular vorgenommen wird, ist eine recht sichere, wofern man nur die Vorsicht gebraucht, durch sehr kleine
Erschütterungen, z. B. durch Kratzen mit einem Reiber auf dem Deckel, oder mit dem Fingernagel an der
Feinschraube, zum Ueberwinden der Reibung beizutragen. Der Horizontalkreis erlaubt mittelst Nonien eine
Ablesung bis auf O.'o.
Die Beobachtungen mit diesem Instrumente haben den Vorzug, dass sie sehr schnell anzustellen sind,
da man keine Torsions-Bestimmungen nötliig hat und der Magnet stets ruhig schwingt und sich bald einstellt.
Das Instrument wurde nun auch zur relativen Bestimmung der Horizontal-Intensität eingerichtet, indem
die Deklinations-Nadel durch zwei seitlich an einer Schiene befestigte Deflektoren um einen gewissen Winkel
abgelenkt wurde. Zu dem Ende wurde die Schiene an dem Deckel des Kastens befestigt, in welchem der
Magnet schwingt, wobei Vorkehrungen getroffen waren, dass dieselbe Lage immer wieder hergestellt wurde.
Die beiden gegen Temperatur-Einflüsse kompensirten Magnete befanden sich an den Enden der Schiene in 20 cm
Entfernung von der abgelenkten Nadel, die Ablenkung beträgt 51?5. Die beschriebene Einrichtung ist also
ganz dem Lamont’schen Theodolithen entsprechend, insofern die Deflektoren stets in normaler Lage zum
abgelenkten Magnet bleiben. Nennt man cp den Ablenkungswinkel, H die Horizontal-Intensität und be
deutet G eine Konstante, so gilt für die Ablenkung folgende Bedingungs-Gleichung:
II . Sin cp — C,
welche zur relativen Bestimmung von II sich eignet, wenn man durch Beobachtung an einem Orte, wo I?
bekannt ist, den Werth von C ableitet. Vorausgesetzt wird natürlich, dass das Moment der Deflektoren sich
während der Beobachtungsreihe nicht ändert, was man durch eine Anfangs- und Schluss-Beobachtung am
Ausgangsorte konstatiren muss.
Um die Genauigkeit des Beobachtungs-Verfahrens, bei welchem natürlich die Schiene umgelegt werden
muss, damit die Deklinations-Nadel einmal östlich und ein andermal -westlich vom Meridian abgelenkt wird,
zu bestimmen, differenziren wir die Grundgleichung logarithmisch und erhalten:
Indem wir cp — 51?5, H = 0.178 einsetzen, erfahren wir, dass einem Fehler von dcp = 1' ein Irrthum
von SH = 0.00004 C. G. S. entspricht. Bei den Beobachtungen zu Wilhelmshaven wurde der Winkel cp hei
jeder Bestimmung zweimal gemessen, indem die Ablenkungen bei beiden Lagen der Deklinations-Nadel angestellt
wurden. Indem noch zu Anfang und zum Schluss mehrere Einstellungen der Deklinations-Nadel im Meridian
abgelesen wurden, fand man zugleich die Richtung des magnetischen Meridians, konnte also Deklinations
und Intensitäts-Bestimmung verbinden. Da auf diese Weise der Winkel cp auf etwa 1'—2' sicher erhalten
wird, so beträgt der Fehler einer Intensitäts-Beobachtung höchstens 0.00008 C. G. S.
Da bei den Deklinations-Bestimmungen die Nadel meist nur einmal umgelegt wurde und nur zwei Ab
lesungen in jeder Lage angestellt wurden, so dürfte die Richtung des magnetischen Meridians auf etwa 2'
sicher sein. Der astronomische Meridian wurde durch je eine Sonnen - Beobachtung am Anfang und am
Schluss mit einer Genauigkeit von etwa 1' bestimmt, so dass man für die erhaltenen Deklinationen höchstens
einen Fehler von 3' annehmen kann. Sie hätte ebenso wie die der Intensitätsmessung durch Vereinfältigung
der Einstellungen noch erhöht werden können.
Alle Deklinations- und Intensitäts-Bestimmungen wurden mit Hülfe der selbstregistirenden Variations-
Instrumente auf die Normalstände der Station (Dekl. 13° 45/0, Int. 0.17800) reduzirt. Bei den Inklinations-
Beobachtungen ist eine derartige Reduktion unterblieben, da die tägliche Schwankung dieses Elementes nur
etwa 2' beträgt, ein Betrag, bis zu welchem sich noch die Bobachtungsfehler erstrecken dürften. Zur grösseren
Vorsicht wurden diese Beobachtungen stets um dieselbe Tageszeit, am Nachmittage angestellt.
Bestimmung der Konstanten, Beobachtungsschema: Die Konstante des zur Inklinations-Beobachtung
dienenden Instrumentes wurde durch direkten Vergleich mit dem Nadel-Inklinatorium zweimal bestimmt,
indem eine Beobachtung mit dem Theodoliten zwischen zwei Beobachtungen mit dem Nadel-Inklinatorium
eingeschaltet wurde. Bei der ersten Beobachtung wurde zum Schluss nochmals mit dem Theodoliten be
obachtet.
Folgendes sind die Resultate dieser Beobachtungen, die nach dem weiterhin angegebenen Schema an
gestellt wurden: