Dr. M. Eschenhagen: Erdmagnetische Beobachtungen zu "Wilhelmshaven etc.
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Die günstigen Resultate, welche bei früheren Beobachtungen von Lamont, Kreil und Neumayer
erzielt worden sind, waren Veranlassung, dies Instrument bei unseren Beobachtungen zu verwenden. Da
dasselbe indess zu weiterem Transport sich nicht geeignet erwies, so wurde es nur an den, dem Observa
torium zunächst gelegenen Punkten verwendet.
Wesentliche bei den Beobachtungen mit diesem Instrument in Frage kommende Punkte sind die Re
duktion auf eine Normaltemperatur und die Korrektion für Neigung des Ringes. Die Formel für die erstere
ist von Lamont abgeleitet auf Grund seiner Untersuchungen des Temperatur-Koeffizienten des weichen
Eisens. Er findet unter Berücksichtigung desselben die allgemein gültige Formel:
ip = ^ 0 +2.'33 tg xp (f—f 0 ),
welche für Wilhelmshaven übergeht in (ip = 28?3):
xp = ip 0 -\-1/26 (t—t 0 ) (für Reaumur-Grade gültig).
Bedenkt man, dass einer Bogenminute Aenderung in ip etwas mehr als eine Minute Aenderung in
Inklination entspricht, so ergiebt sich, dass obige Korrektion im allgemeinen keine unerhebliche ist, und
dass sie leicht eine nicht zu unterschätzende Quelle von Unsicherheiten wird, zumal man ja berücksichtigen
muss, dass die Lamont’sche Temperatur-Formel nicht den Temperatur-Koeffizienten des gesammten In
struments giebt, der nur ermittelt werden könnte, wenn man vollständige Beobachtungen in einem heizbaren
Observatorium bei verschiedenen Temperaturen mit einander vergleicht. — Die nachfolgenden Beobachtungen
sind unter Benutzung der obigen Formel auf +10° R. reduzirt.
Die Korrektion für Neigung des Ringes wird dadurch bedingt, dass, für den Fall die Stäbe infolge
jener Neigung nicht genau vertikal stehen, das in ihnen induzirte Moment nicht proportional der Vertikal
intensität ist. Bei unseren Beobachtungen wurde der Ring in der Meridianlage mittelst Niveau horizontal
gestellt, sodass die bei östlicher oder westlicher Ablenkung etwa noch vorhandene Neigung keinen wesent
lichen Betrag erreicht. Die deswegen noch anzubringende Korrektion liegt innerhalb der Grenzen der Be
obachtungsfehler, sie ist daher unterlassen worden, zumal zu ihrer Ableitung gleich wie bei der Temperatur-
Korrektion keine neuere Bestimmung der Koeffizienten zu Gebote stand.
Zu dem Beobachtungs-Verfahren sei noch erwähnt, dass nach der Vorschrift Lamont’s, um den
Einfluss des permanenten Magnetismus der Stäbe und mechanische Unregelmässigkeiten zu eliminiren, in
acht Lagen der Stäbe beobachtet wurde; die ersten vier unterscheiden sich von den letzten dadurch, dass
die geklemmten Enden der Stäbe vertauscht wurden, während in jeder Gruppe die Stäbe am Ring bleiben
und mit diesem umgelegt werden. — Auch an der Vorschrift Lamont’s, nach jedem Umlegen der Stäbe
eine gleiche Zeit — 4 Minuten — bis zur Einstellung und Ablesung zu warten, wurde streng festgehalten.
Ein Vergleich mit den absoluten Bestimmungen des Nadel-Inklinatoriums wurde vor und nach der ganzen
Beobachtungsreihe im absoluten Observatorium vorgenommen, über dieselbe ist weiterhin berichtet.
Zur Bestimmung der Deklination stand ein dem Observatorium gehöriges sehr brauchbares Instrument
in Gestalt des Neumayer’scben Marine-Deklinatorium zur Verfügung. Dasselbe gestattet bei geeignetem Be
obachtungs-Verfahren eine absolute Bestimmung der Deklination, deren Fehler den Betrag von 2' nicht
erreicht; es ist deshalb auch vielfach zu den absoluten Messungen in Wilhelmshaven verwendet worden.
Die Einrichtung dieses Instrumentes ist im wesentlichen folgende: Auf der Alhidade eines Horizontalkreises
ist auf der einen Seite ein horizontal zu stellendes Fernrohr befestigt, dem gegenüber ein Spiegel auf zwei
gabelförmigen Trägern aufgelegt werden kann. Derselbe kann in dieser Lage gedreht und umgelegt werden.
Zur Bestimmung des astronomischen Meridians beobachtet man den Durchgang des von jenem Spiegel in
das Fernrohr reflektirten Bildes der Sonne vor dem Faden des Okulars, wobei es nöthig ist, den Spiegel
umzulegen, um dessen, übrigens nur geringen, Kollimationsfehler zu eliminiren.
Jede derartige Beobachtung liefert eine auf etwa 1—2 Bogenminuten genaue Azimut-Bestimmung.
Um den magnetischen Meridian aufzufinden, wird auf das Zentrum der Alhidade ein Kästchen aufgesetzt,
in welchem der Magnet auf einer Spitze balanzirt. Dieser Magnet besteht aus zwei Lamellenpaaren von
etwa 10cm Länge, welche zwischen sich einen Spiegel tragen, dessen Normale parallel der Längsrichtung
der Lamellen ist. Im Zentrum befindet sich eine vertikale röhrenförmige Führung, in die von beiden Seiten
her ein Achathütchen geführt werden kann, mittelst dessen der Magnet auf der im Boden des Kastens be
findlichen Pinne ruht. Durch diese Einrichtung ist man im Stande den Kollimationsfehler des Spiegels zu