E. Knipping: Die tropischen Orkane der Südsee zwischen Australien etc.
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Für die Beobachtungen an Bord empfiehlt sich die graphische Aufzeichnung der Barometerstände in
nicht zu kleinem Maassstab, weil so die von den grossen täglichen Schwankungen der Tropen verdeckten
allgemeinen Aenderungen mehr in die Augen fallen. Die Bedeutung eines geringfügigen Falles wächst, be
sonders wenn der Stand schon unter dem Mittel ist, mit der Annäherung an die Linie.
Als normaler reduzirter Stand kann in dem Inselgebiet während der Orkanzeit 758 bis 757 mm gelten;
ein gutes Quecksilber-Instrument zeigt für je 8° Gels, über 0° 1mm mehr.
Dauer. Die Dauer eines Orkans wechselt von mehreren Tagen bis zu wenigen Stunden und hängt
besonders davon ab, ob sich der Beobachter in der Nähe der Inselgruppen befindet oder südlich davon.
Die längste Dauer wird aus dem Meerestheil zwischen Neu-Iialedonien und den Neu-Hebriden, sowie von
Hapaii berichtet, 6 Tage.
Bei den Fiji-Inseln werden 4, bei den Samoa-Inseln 3 ‘/2 Tage erwähnt. In allen diesen Fällen darf
man ziemlich sicher annehmen, dass der Orkan sich gleichzeitig noch entwickelte. In höheren Breiten, frei
von den Inseln, kann etwa 1 Tag als Durchschnittsdauer gelten.
Die Zeit, innerhalb deren Windstärke 11 und 12 notirt wurde, betrug in Apia am 16. März 1889
24 Stunden, bei den Neu-Hebriden am 1. Januar 1854 36 Stunden, endlich an Bord des „Aeolus“, Kapt. W. Fre-
riehs, in 17° S. Br., 159° O.-Lg. März 1891 volle 5 Tage (s. Fig. 1). Die Ortsveränderung des Schiffes betrug
während der Zeit nur 135 Sm., nahezu senkrecht zur Bahn, sodass dieselbe auf die beobachtete Dauer des
Orkans keinen Einfluss ausüben konnte.
Ausdehnung. Die mittlere Ausdehnung der Orkane kann zu 3—400 Sm. geschätzt werden; in seltenen
Fällen bleibt sie unter 200 Sm. oder überschreitet 800 Sm. Nicht immer lässt sich eine allmähliche Ab
nahme der Stärke nach aussen erkennen, manchmal findet dieselbe plötzlich statt.
So heisst es über den schweren Orkan von Upolu, anfangs April 1850: „Er wurde auf der Insel Savaii
kaum gespürt, eine Seite von Manono blieb verschont, aber an beiden Seiten von Upolu wüthete er furcht
bar.“ Die kleine Insel Manono liegt zwischen Savaii und Upolu, 7 Sm. von Savaii, 2 Sm von Upolu entfernt.
Da halb Manono, d.h. die Süd- oder Südwest-Seite verwüstet wurde, während Savaii verschont blieb, ge
nügten hier wenige Seemeilen, um aus dem Orkan in verhältnissmässig besseres Wetter zu kommen.
Unter ähnlichen Verhältnissen, die sich bisweilen auch aus den Beobachtungen an Bord erkennen
lassen, kann es also wichtig sein, dass ein Schiff noch eine Wache länger mit möglichst viel Segeln vom
Zentrum wegliegt.
Peilung des Zentrums. Die Peilung*) wurde aus 63 Beobachtungen bei den Windstärken 9 bis 12
zu 5V2 Strich bestimmt. Lenzen bringt also das Schiff dem Zentrum näher. Die berechneten und aus
geglichenen Werthe, letztere in Fig. 3 dargestellt, sind folgende:
Peilung bei den Windstärken 9 bis 12.
Wind
Peilung
in Striche
Zahl der
richtung
berechnet
ausgeglichen
Beobachtungen
N
5V/I
6
NE
7
6 3 / 4
8
ENE
5 3 / 4
6
6
E
5
5
' 12
ESE
4 3 / 4
4 1 /*
rr
i
SE
4
47*
9
S
5
5
4
SW
7V2
672
2
WSW
6
672
2
w
6‘/4
6
4
WNW
4
472
2
NW
3
B 3 / 4
1
*) Supplement des Richtungswinkels.