Franz v. Schwarz: Astronomische, Magnetische und Hypsometrische Beobachtungen etc.
17
III. Horizontal-Intensität.
Mein Azimutkompass war zwar auch zur Ausführung von Ablenkungs-Beobachtungen eingerichtet; ich
verzichtete aber diesmal auf absolute Intensitäts-Bestimmungen, weil ich mich während meiner früheren
Reisen überzeugt hatte, dass die Ablenkungs-Beobachtungen am Kompass, trotz ihrer Weitläufigkeit und
Umständlichkeit, viel zu wenig genau sind. Ich hatte auch früher mich veranlasst gesehen, die Intensität
unter Annahme während längerer Zeit konstanter magnetischer Momente abzuleiten. Ich begnügte mich
deshalb diesmal mit einfachen Schwingungs-Beobachtungen. Dazu hielt ich mich um so mehr berech
tigt, als meine beiden Schwingungsmagnete bereits über 15 Jahre in Gebrauch waren und sich deshalb
längst im Zustande der Permanenz befanden. Der zur Ausführung der Schwingungs-Beobachtungen dienende
Apparat bestand aus einer auf drei Stellschrauben ruhenden runden hölzernen Büchse, welche oben mit
einer Spiegelplatte verschlossen wurde. In der Mitte dieser Platte war ein Messingring eingekittet, in
welchen das 162 Millimeter hohe messingene, mit einem Wild’schen Torsionskopf versehene Suspensionsrohr
festgeschraubt wurde. Zur Beobachtung der Ausschlagswinkel diente ein auf dem Boden der Büchse an
gebrachter verstellbarer, von zwei zu zwei Grad getheilter Papierkreis. Das Thermometer zur Bestimmung
der Temperatur des Schwingungsmagneten war gleichfalls auf dem Boden der Büchse befestigt. Am
Suspensionsrohr war mittelst einer eigenen Fassung ein drehbarer Spiegel angebracht, mittelst dessen durch
ein seitwärts aufgestelltes Diopter die Schwingungen der Nadel beobachtet wurden. Für die Beobach
tungen wurden die einzelnen Theile des Apparates so adjustirt, dass die Mitte des Schwingungsmagneten
sich genau über dem Zentrum des Papierkreises befand (die Magnetnadeln waren zu dem Ende mit bis
fast auf den Boden herabreichenden, in kleine Kugeln endigenden Ansätzen versehen), dass der Spiegel
eine Neigung von 45° hatte und dass das Diopter auf der Kollimationsebene des Spiegels senkrecht stand.
Wo es nöthig war, hob ich vor der Beobachtung die Torsion auf mittelst des hierzu bestimmten mes
singenen Torsionsstabes. In Folge Reissens des Fadens war ich dreimal genöthigt, einen neuen Suspen
sionsfaden einzuziehen, nämlich am 30. Juni, 20. August und 6. September.
Die Schwingungen beobachtete ich stets in folgender Weise. Zuerst beobachtete ich zehn Durch
gänge des Nadelendes durch den Nullpunkt des Kreises, der mit dem magnetischen Meridian zusammen
fiel, wobei ich nur jeden fünften Durchgang und abwechselnd einen Durchgang von links nach rechts, dann
von rechts nach links notirte. Hierauf wartete ich bis zur fünften vollen Minute, vom Anfang der Beobach
tungen gerechnet, und beobachtete in derselben Weise weitere zehn Durchgänge; dasselbe that ich nach
weiteren fünf Minuten. Die Anzahl der zwischen diesen drei Reihen erfolgten Schwingungen berechnete
ich sodann auf Grund der aus den einzelnen Reihen erhaltenen angenäherten Schwingungsdauern. Diese
Methode erleichtert das Beobachten mit Taschen-Chronometern, deren Schläge 4 / 10 Sekunden betragen,
bedeutend. Die Ausschlagswinkel beobachtete ich je zweimal, beim Beginn und beim Schluss der Schwingungs-
Beobachtungen; desgleichen die Temperatur des Schwingungsmagneten. Nach Beendigung der Beobach
tungen mit Nadel No. 1 führte ich eine ganz gleiche Beobachtungsreihe mit der Nadel No. 2 aus. Zum
besseren Verständniss möge folgendes Beispiel dienen:
Baldschuan, vjl' -¿ U —~r
10. August.
No. 1
No. 2
3‘ 7” 3.5'
3h I2 m 6*6
3 h 17™ 4*1
3 h 28 m 3*2
3 h 33 m 4*8
3» 38“ 5*0
25.3
28.0
25.7
25.4
26.8
27.3
47.0
49.6
47.3
47.7
48.8
49.3
68.6
71.2
68.9
69.9
71.1
71.4
90.1
92.8
90.3
92.0
93.1
93.4
3 7 14.3
3 12 17.2
3 17 14.8
3 28 14.4
3 33 15.8
3 38 16.1
36.1
3S.9
36.4
36.5
37.8
38.1
57.7
60.5
57.8
5S.8
60.0
60.3
79.3
82.1
79.5
80.9
82.0
82.3
100.9
103.7
101.0
103.2
104.2
104.4
a n = 23*0 t a
s= 22*3
CU =
23*0 ta
= 20*3
a p =
8*0 t p
= 22*0
CCp ==
8*5 tp
= 20*5
Die aus den Schwingungs-Beobachtungen abgeleiteten Elemente zur Berechnung der Intensität sind in
nachstehender Tabelle zusammengestellt, wo s den Uhrgang, T die Schwingungsdauer in Sekunden, a die
Archiv 1892. 2.
3