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Full text: 15, 1892

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1892 Ko. 2 — 
Magnetische Beobachtungen. 
I. Deklination. 
Die genaue Beschreibung nebst Zeichnungen der Apparate, mit denen ich die Deklinations-, Inkli- 
nations- und Intensitäts-Bestimmungen ausführte, habe ich zwar, wie erwähnt, bereits im III. Bande der 
Annalen der Taschkenter Sternwarte gegeben; da dieselben aber in Russischer Sprache abgefasst und des 
halb nicht jedermann zugänglich sind, halte ich es für nothwendig, auch hier einige kurze Notizen über 
die Einrichtung derselben zu geben. Der Azimutkompass bestand aus einer auf drei Stellschrauben ruhen 
den Messingbüchse von 108 Millimeter Durchmesser und 46 Millimeter Höhe. Die einfache, 95 Millimeter 
lange Magnetnadel, die auf einer im Boden der Büchse befestigten Spitze aufgesetzt wurde, war zur Elimi- 
nirung des Kollimationsfehlers zum Umlegen eingerichtet. Den Deckel der Kompassbüchse bildete eine in 
einen Messingrahmen gefasste Spiegelplatte; dieser Deckel wurde mittelst Bajonnetverschluss aufgesetzt. In 
der Mitte des Deckels war ein Konus eingesetzt, um den sich ein mit vier Indices und zwei Dioptern ver 
sehener Alhidadenkreis drehte. Hinter dem mit farbigen Sonnengläsern versehenen Okulardiopter befand 
sich ein vertikal verschiebbares Prisma, mittelst dessen der Alhidadenkreis auf die Nadelspitze eingestellt 
wurde. Die Sonne wurde zur Azimut-Bestimmung nicht direkt beobachtet, sondern das durch einen hinter 
dem Diopterfaden angebrachten, um ein Scharnier drehbaren Spiegel reflektirte Sonnenbild. Der von 10 zu 
10 Minuten getheilte Horizontalkreis war auf dem erwähnten Deckelrahmen angebracht. Zum Horizontal 
stellen des Kompasses diente ein auf den Deckel aufzulegendes Niveau. Zum Aufsetzen und Abnehmen 
und zur Beruhigung der Magnetnadel diente eine eigene Hebelvorrichtung. 
Soll ein solches Instrument richtige Resultate geben, so müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: 
1) Die brechende Kante des Diopterprismas muss genau parallel zur Ebene des Horizontal-Kreises 
und senkrecht zur Kollimationsebene der Diopter gestellt sein. 
2) Die Drehungsaxe des Diopterspiegels muss horizontal, parallel zur spiegelnden Fläche und senk 
recht zur Kollimationsebene der Diopter sein. 
Die von der ungenauen Lage des Prismas und Spiegels und von allenfalls im Kompass enthaltenen 
Eisenbeimiscbungen herrührenden Fehler eliminirte ich theilweise durch die Anordnung der Beobachtungen, 
tlieilweise durch Bestimmung einer beständigen Korrektion durch Vergleichung der mit dem Kompass er 
haltenen Resultate mit den Resultaten, welche der Wild’sclie Theodolith ergab. 
Die Deklinations-Bestimmungen führte ich stets auf folgende Weise aus. Nachdem ich den Kompass 
nivellirt hatte, richtete ich den Diopterfaden auf die Sonne, gab dem Diopterspiegel eine solche Neigung, 
dass das reflektirte Sonrienbild am Rand des Horizonts erschien und beobachtete sodann den Moment, wo 
das Sonnenbild vom Diopterfaden halbirt wurde, worauf ich mit einer einfachen Loupe die Angaben der 
vier Indices auf dem Kreis ablas. Hierauf drehte ich den Alhidadenkreis solange, bis der direkt gesehene 
Diopterfaden die durch das Prisma gesehene Nadelspitze halbirte, und las wieder die vier Indices ab. Auf 
gleiche Weise stellte ich dann auf das entgegengesetzte Nadelende ein, um die Excentrizität der Nadel zu 
eliminiren. Zum Schluss stellte ich mich zwischen Sonne und Kompass, gab dem Diopterspiegel wieder 
eine solche Lage, dass das reflektirte Sonnenbild im Horizont erschien, und beobachtete wieder den Mo 
ment der Halbirung des Sonnenbildes durch den Diopterfaden nebst zugehörigen Indexangaben. Diese vier 
Beobachtungen bilden eine Deklinations-Bestimmung. Zur Eliminirung der erwähnten Fehlerquellen begnügte 
ich mich aber nicht mit einer solchen einzelnen Bestimmung, sondern machte deren noch fünf weitere, 
indem ich nach jedem solchen Satz den Kompass um 60° nach rechts drehte. Das Stativ war zu dem 
Ende mit sechs unter Winkeln von 60° gegen einander geneigten radialen Rinnen versehen. Zwischen 
dem dritten und vierten Satz legte ich jedesmal die Nadel um, so dass diejenige Seite der Nadel, die 
sich bisher oben befunden hatte, nach unten zu liegen kam. In nachstehendem Verzeichniss sind diese 
beiden Lagen mit a und b bezeichnet. 
Zur Bestimmung der von der fehlerhaften Lage des Prismas und Diopterspiegels abhängigen bestän 
digen Korrektion des Kompasses bestimmte ich in Taschkent die Deklination gleichzeitig mit dem Kompass 
und dem Wild’schen Theodolithen, wobei ich folgende Resultate erhielt:
	        
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