Franz v. Schwarz: Astronomische, Magnetische und Hypsometrische Beobachtungen etc.
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Habei-dullin und Timofei Tetjuschow und aus vier Reit- und sechs Packpferden. Nachdem ich am nächsten
Tage die Rucharische Grenze überschritten hatte, begab ich mich zunächst nach Kitab und von da über
Schaar nach Jakkobag. Von hier ging ich nicht, wie das Programm bestimmte, direkt nach Gusar, sondern
machte einen seitlichen Abstecher über Tscliiraktschi und Tschim-kurgan nach Karschi, weil am 14. und.
18. Juni zwei Sternbedeckungen bevorstanden, die ich in Gusar beobachten sollte, und ich nicht bis dahin
unthätig au einem Platz sitzen wollte. Die Beobachtung dieser Sternbedeckungen in Gusar, wo ich vom
13. bis 19. Juni verweilte, misslang infolge ungünstiger Witterung. Da für die nächsten Tage keine weiteren
Sterubedeckungen bevorstanden, so verliess ich Gusar am 19. Juni, ging über das südlich davon gelegene
unwirthliche Gebirge, über Tokaschur, Kuitang und Kalljuk nach Kelif-, von dort am rechten Ufer des.
Amu-darja entlang nach Tschuschka-Gusar und von da über Schir-abad und Sairab nach Baisun, wo ich
am 3. Juli anlangte. Auch in Kuitang und Kelif war es mir nicht gelungen, Sternbedeckungen zu beob
achten. Da die Dauer der Zeitübertragung zwischen Samarkand und Baisun, d. h. vom 31. Mai bis 4. Juli
offenbar zu gross war zur Ableitung der Längen mit hinreichender Genauigkeit, so blieb mir nichts übrig’
als zwischen Baisun und Gusar eine spezielle Chronometer-Uebertragung auszuführen, wodurch dann die
Strecke Samarkand—Baisun in zwei Theile zerlegt wurde: Samarkand—Gusar und Gusar—Baisun. Nach
dem mir in Baisun am 7. und 9. Juli die Beobachtung je einer Sternbedeckung gelungen war, reiste ich
am 11. Juli von Baisun ab, kam am 13. nach Gusar und nachdem ich dort am 13. und 14. mehrere
Zeitbestimmungen gemacht hatte, kehrte ich über Kara-chowal und Derbent am 17. Juli nach Baisun
zurück. Um eine grössere Schnelligkeit der Bewegung zu ermöglichen, hatte ich während dieser Expedition
sowohl alles Gepäck als auch die magnetischen Apparate in Baisun zurückgelassen. Da auf diese Weise
Baisun der Knotenpunkt für alle meine Längen-Bestimmungen, sowohl für 'die bisher ausgeführten als auch
für die folgenden zwischen Baisun und Margelan noch auszuführenden geworden war, so hielt ich die
Beobachtung von nur zwei Sternbedeckungen zur Ableitung der absoluten Länge von Baisun nicht für
genügend und ich entschloss mich deshalb, hier die Bedeckung der Hyaden abzuwarten, welche am 27. Juli
bevorstand. Die Zwischenzeit benutzte ich zur Vorausberechnung der Bedeckungs-Momente, weil ohne eine
solche Vorausberechnung wohl die Beobachtung der Eintritte, aber nicht die der Austritte möglich ist,
welche diesmal besonders günstig zu beobachten waren, weil sie am dunklen Rande erfolgten. Die Beob
achtung dieser Bedeckungen gelang mir vollständig, indem ich am 26. und 27. Juli im ganzen sechszehn
Bedeckungs-Momente von neun verschiedenen Sternen beobachten konnte. Dieselben Momente, mit Aus
nahme der Bedeckung von aTauri, waren auch gleichzeitig bei der Sternwarte in Taschkent beobachtet
worden, was für die Genauigkeit der Resultate besonders wichtig ist.
Obwohl ich ganz erschöpft war, weil ich drei Tage und Nächte kein Auge zugemacht hatte und stark an
Fieber litt, ritt ich sofort nach Beendigung der Beobachtungen am Morgen des 27. Juli aus Baisun und ging
ohne weiteren Aufenthalt über Mir-schade, Sary-dschui, Karatag, Düschambe, Kafir-nagan, Faisabad und
Baldschuan nach Chowaling in Darwas. In Kafir-nagan gelang mir noch die Beobachtung von drei, in
Chowaling von zwei Sternbedeckungen. Von hier sollte ich dem Programm gemäss nach Kalai-chum, der
Hauptstadt von Darwas, gehen. Kalai-chum war aber in’s Programm aufgenommen worden, weil auf der früheren
Karte von Turkestan der grade Weg von Baldschuan dahin führt, während in Wirklichkeit Kalai-chum auf
der andern Seite eines hohen schneebedeckten Gebirgszugs liegt, über den kein einziger Pass führt. Ich
ging deshalb von Chowaling weiter über Kalai-chodcha, Tobi-dara und stieg über deu Pass Kamtschirak
hinüber nach Garm, der Hauptstadt von Karategin. Von da ging ich am Kysyl-su aufwärts über Mirtab
nach Sanku. Hier verliess ich das Thal des Kysyl-su und stieg über den Pass Bokbasch (12170 Fuss hoch)
nach dem Thal von Karamuk. Von da gelangte ich endlich über den 14500 Fuss hohen schneebedeckten
Pass Kara-kasyk, über Schach-i-mardan und Wuadil nach Margelan, dem Endpunkt meiner Längen-
Bestimmungen.
In Margelan, wo ich meine Kosaken entliess und meine Pferde verkaufte, verweilte ich vom 2. bis
6. September. Hier hatte ich, ebenso wie in Dschisak, Samarkand und Chodschent eine Revision der aus
Staatsmitteln unterhaltenen meteorologischen Station vorzunehmen. Auf dem Postwege von Margelan nach
Taschkent bestimmte ich wieder in ähnlicher Weise, wie zwischen Taschkent und Samarkand, die magne
tischen Koordinaten in Durmantscha, Bisch-aryk, Karak-tschukum, Chodschent, Dscham-bulak und Pskent,
indem ich die Uhrkorrektionen nur in Margelan und Pskeut besimmte und dieselben dann für die zwischen
liegenden Stationen interpolirte.