Fünfzehnter Jahves-Bericht dev Direktion.
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IX. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung III.
Pflege der Witterungskunde, der Küsten-Meteorologie und des Sturmwarnungswesens
in Deutschland.
Wie in den Vorjahren so wurde auch im Berichtsjahre sämmtliches eingehendes Material sorgfältig
geprüft und, soweit es im Vorjahre geschah, für den Druck vorbereitet.
Auf den Inspektionsreisen wurden die Instrumente mit denjenigen der Seewarte eingehend verglichen
und die Instruktion mit den Beobachtern und Signalisten, soweit es erforderlich erschien, besprochen.
1. Wetter- Telegraphie.
I. Einrichtung des wetter-telegraphischen Verkehrs der Seewarte mit den meteorologischen Instituten
und Stationen Europas.
Seit dem 1. Oktober erhält Apenrade (Hafenamt) Hafentelegramme und Sturmwarnungen.
Seit dem 26. Juni geht ein tägliches Telegramm nach Christiania, enthaltend die Abend- und Morgen -
beobachtungen (Gruppe I—VI) der Stationen Borkum, Hamburg, Sminemünde und Neufahrwasser.
Dem Sammel-Telegramme aus Wien wurden seit April die Morgen - Telegramme aus Athen beigefügt.
Diese Nachrichten laufen indessen etwas unregelmässig ein.
Vom 7. Juli bis zum 30. September erhielt Stockholm die Nachmittags-Beobachtungen der Stationen
Swinemünde, Neufahrwasser und Chemnitz (Gruppe III, IV, V).
II. Tägliche telegraphische Berichterstattung an das Publikum.
Vom I. Februar bis zum 26. März erhielt das Oberpräsidium zu Danzig tägliche telegraphische Mit
theilungen über Temperaturen und Niederschläge (abends und morgens) von den Stationen Warschau,
Krakau und Lemberg.
Die früher an die Kölnische Zeitung gehende Depesche kam in Wegfall.
Seit Ende Oktober werden nach Brunsbüttlerhafen Sturmwarnungen telegraphisch mitgetkeilt (unter
der Adresse „Vering“).
Telegramme zur Konstruktion von Wetterkarten nach ausserhalb Hamburgs. Keine
Aenderung.
II a. Die Normal-Beobachtungs-Stationen und Signalstellen der Seewarte an der deutschen Küste.
In Hamburg fand der früher auf dem Westthurm befindliche Sonnenautograph Aufstellung auf dem
bisher dem Publikum zugänglichen Südthurm. Auch wurden auf dem Südthurme 2 Regenmesser aufgestellt,
und zwar einer mitten auf der Plattform im Schutze der wie ein Nipher’scher Trichter wirkenden Brüstung,
und einer frei exponirt an einer Ecke dieses Thurmes. Andererseits wurde der auf dem Dache aufgestellte
registrirende Regenmesser einer Reparatur unterworfen und nach längerer Unterbrechung wieder in Thätig
keit gesetzt. Die Bearbeitung der Beobachtungen und Registrirungen der verschieden aufgestcllten Regen
messer wird regelmässig durchgeführt werden, und die sich dabei ergebenden Resultate werden seiner Zeit
veröffentlicht werden. Eine Bearbeitung der früheren Registrirungen erscheint nicht rathsam, da die Funk-
tionirung des Apparates nicht vollkommen zufriedenstellend war.
Zu Wustrow wurde der in Hamburg reparirte Thermograph im April wieder aufgestellt.
Zu Kiel gelangte ein Barograph „Richard“ zur Aufstellung und wurde der Hipp’sche Barograph an
die Zentralstelle wieder zurückgeliefert.
Auf Borkum funktionirte das Anemometer nur bis Anfang März und kurze Zeit im Oktober wegen
wiederholter in Hamburg ausgeführter langwieriger Reparatur des Uhrwerkes.
Zu Rügenwaldermünde starb der langjährige Beobachter Brandhoff (Seelootse), welcher der Signal
stelle von Anfang an mit gewissenhafter Pflichterfüllung vorgestanden hatte. Seine Geschäfte übernahm
der Seelootse Rubow, welcher am 1. April definitiv mit der Leitung der Ergänzungsstation und Signalstelle
betraut wurde. Dabei erhielten Barometer und Thermometer eine zweimalige Umstellung. Die Höhe des
Barometers betrug ursprünglich 4 m, nach der ersten Umstellung 6,2 m und ist gegenwärtig 3,5 m über dem
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Archiv 1892. 1.