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Full text: 14, 1891

Dr. Gerhard Schott: Oberfläehen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatischen Gewässer. 
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Die Abzweigung des warmen Stromes in das Gelbe Meer — welche wir „Goto - Quelpart - Strömung“ 
nennen möchten, um eine prägnante Bezeichnung für diese während des ganzen Jahres ziemlich gleich- 
mässige Strömung zu haben — ist auch deutlich aus den Isothermen zu ersehen, sie wird begünstigt durch 
die bis zu den Gotö-Inseln hinauf vorhandene grosse Wassertiefe. 1 ) Dass wir nicht die Bezeichnung „Korea 
strömung“ wählen, liegt daran, dass die Strömung an der Korea-Westküste nur selten, in manchen Monaten 
gar nicht deutlich auftritt, sondern sich meist von der Südwestspitze Koreas hinweg sehr westlich wendet, über 
haupt auf die Strömung mit einiger Bestimmtheit nur von den Goto-Inseln nach Quelpart hin zu rechnen ist. 
Nach Osten muss sich der Kuro-shiwo durch die Strassen (van Diemenstrasse, Colnetstrasse und die 
auf 29° B. und 180° L. gelegene Enge) hindurchzwängen, wodurch natürlich seine Geschwindigkeit ent 
sprechend wächst; es erklärt sich so, dass auf der Strecke van Diemenstrasse - Oshima fast immer der 
Oststrom sehr kräftig angetroffen wird; eine weitere Beschleunigung erfährt er durch die auch über Japan 
hinweg wehenden kräftigen NW-Winde des Kontinentes. Um nur ein Beispiel aus dem Februar anzuführen, 
so fand S. M. S. „Hertha“, Kapt. z. S. von Kall, während des 15. und 16. Februar 1882 von der van Diemen 
strasse an bis zum Kii-Kanal eine Versetzung nach N58°E 3.8 Sm. pro Stunde (also 91 Sm. im Etmal!). 
Der östliche Theil des Stromes lässt sich schon von 17° Breite an verfolgen, wenngleich die durch 
ihn veranlasste Krümmung der Isothermen eine viel schwächere ist; er hat, ziemlich parallel zum 130. Längen 
grad nordwärts setzend, von 25° B. an NNO-Richtung und wendet sich, je näher er Japan kommt, desto 
östlicher, was einmal durch die japanischen Inseln selbst veranlasst wird, die seinem Laufe im Wege stehen, 
sodann auch durch den immer grösser werdenden Einfluss der Erdrotation; der dritte Grund sind die schon 
erwähnten NW-Winde dieser Gegenden. Im Sommer werden wir die Stromachse ganz anders gerichtet finden. 
Dass der Strom von der 20°-Isotherme an kräftiger ausgebildet erscheint als südwärts, ist auf die hier 
stattfindende Vereinigung beider Theile zurückzuführen, indem der westliche Hauptstrom, den wir bis zum 
Kii-Kanal bereits verfolgt haben, nach SO und SSO ablenkend, zusammenfliesst mit dem östlichen Theil, 
und zwar wird man die Vereinigung in das Fünfgradfeld legen dürfen, welches zu seinem Mittelpunkt den 
Schnittpunkt von 30° B. und 135° L. hat. 
Es entsendet ferner der westliche Hauptstrom einzelne Zweige durch die zwischen den Lu-Ghu-Inseln 
sich öffnenden Strassen nach Ost, z. B. eben nördlich von Okinawashima, und giebt so neuen Impuls zu 
einem Vordringen von warmem Wasser. Festzuhalten ist aber, dass eine geschlossene Strömung von be 
trächtlicher Geschwindigkeit an der Ostseite der ganzen Inselreihe nicht existirt. 
Es ist also daraufhin die Strömungskarte Krümmels 2 ) zu verbessern: dieselbe erweckt den Anschein, 
als ob der Kuro-shiwo viel grösser und mächtiger als der Golfstrom sei, woran nicht zu denken ist. Die 
englische Karte für den Winter 3 ) befriedigt sehr wenig grade auch in der Gegend der Lu-Chu-Inseln. 
Unsere Auffassung der Strom-Verhältnisse, — die natürlich noch durch Beispiele von direkten Ver 
setzungen zu belegen sein wird, — ergiebt eine ausserordentliche Uebereinstimmung mit den Verhältnissen 
im Nordatlantischen Ozean: der westliche Hauptstrom (zwischen Formosa und den Lu-Chu-lDseln) entspricht 
dem Floridastrom, wir schlagen vor, diesen Theil „Formosastrom“ zu benennen; er ist wie sein atlantisches 
Gegenstück von geringer Breite, aber bedeutender Intensität der Bewegung; der Östliche Theil, breiter, 
aber schwächer, ist das Abbild des KrümmeEschen Antillenstromes: wir möchten diesem Theil den Namen 
„Boninströmung“ geben; er reicht allerdings im Februar, in welchem Monat der Kuro-shiwo, wie sich 
ergeben wird, an Breiten-Ausdehnung viel eingebüsst hat, nicht eigentlich bis zu den Bonin-Inseln, sondern 
verläuft wesentlich westlich davon nach Nord; aber für die grössere Zahl der Monate sind grade die Bonin- 
Inseln die Gegend, in welcher er in seinem nordöstlichen Laufe erkennbar wird, 4 ) so dass diese der Kürze 
wegen wünschenswerthe Bezeichnung in Ermangelung anderer Objekte berechtigt erscheint. — 
Der zweimal auf der Karte vorhandene zungenförmige Verlauf der Isothermen von 20° bis zu 16° weist 
natürlich eben so viel Einbuchtungen auf, die eine Richtung WSW bis SW haben; die erste auf 135° L. 
in der Mitte ihrer Erstreckung, die Mitte der anderen, welche nur zu ihrem westlichen Theil auf der Karte 
zu sehen ist, scheint auf etwa 150° L. zu liegen. 
9 Siehe p. 7. 
2 j Handbuch der Ozeanogr. II. 
3 ) „Wind and Currents Charts for Pacific... Oceans“, vom Londoner Hydrogr. Amt 1872. 
4 ) Siehe z. B. die Karten für Mai, November, April, Juli u. s. w. 
Archiv 1891. 3. 
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