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Full text: 14, 1891

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 3 — 
erhalten werden, zeigen denn auch für einen Ort und Monat häufig Versetzungen nach fast allen Himmels 
richtungen; man vergl. z. B. die Karten in der vom Utrechter Institut herausgegebenen Bearbeitung der 
Gewässer nahe bei Kap Guardafui sowie des ganzen Indischen Ozeans für Dez.—Febr. 
Gleichwohl sind wir nicht der Meinung, dass Besteckdifferenzen vollkommen zu vernachlässigen seien; 
sie geben, besonders wenn der Betrag ein erheblicher wird, eine gute Stütze für die aus den Isothermen 
karten abzulesenden Strombilder, und wir werden oft die ganz vorzügliche Uebereinstimmung beider Ele 
mente weiter unten durch Beispiele belegen; unser Verfahren, die Isothermen in erster Reihe zu Grunde 
zu legen, hat in Sonderheit den Vortheil, dass die Strombilder sich abgerundeter und natürlicher ergeben 
als aus den einzelnen nothwendig sehr variirenden Besteckdifferenzen, man kommt nicht leicht in Gefahr, 
besondere und darum meist garnicht vorhandene Eigenthümlichkeiten zu statuiren; es gebührt dieser Methode 
der Stromuntersuchung dieselbe Berechtigung wie jenem Verfahren, wonach man zum Ziehen von Isobaren 
in bestimmten Fällen die beobachteten Winde benutzt und nicht die absoluten beobachten Barometerstände. 
Zur Ermittelung von einigerma.assen schwachen Strömungen ist das Thermometer ein viel feinfühligeres 
Mittel, indem man hierdurch in der Regel zum Mindesten d,ie Stromgrenze genau wird festlegen können. 
Dali bemerkt in seiner Hydrologie des Bering-Meeres:*) „Die Vertheilung des strömenden Wassers lässt 
sich häufig durch das Studium seiner Temperatur viel genauer feststellen als auf irgendeine andere Weise; 
die Wirkung einer Strömung lässt sich so mit Sicherheit auf einer Fläche nachweisen, welche viel grösser 
ist als diejenige, auf welcher eine beständige Bewegung nach irgend einer Richtung hin bemerkbar ist.“ 
Natürlich trifft dies bei warmen Strömungen vorzüglich in höheren Breiten zu, aber bereits von 20° B. 
an sind meridionale Strömungen durch graphische Darstellung sehr wohl erkennbar; die Isothermenkarten 
der vorliegenden Arbeit lassen für November und Februar eine Wasserversetzung bis fast zur Linie in der 
Chinasee ohne Weiteres ablesen. 
Es ist bekanntlich Franklin und kurz nach ihm Blagden gewesen, welche zuerst (von 1780 an) 
den Golfstrom hinsichtlich seiner Ausdehnung und Richtung mit dem Thermometer festzulegen suchten; man 
mag über die etwas sanguinischen Hoffnungen, welche an die sogenannte thermometrical navigation geknüpft 
wurden, denken wie man will, jedenfalls ist nicht zu leugnen, dass die Wichtigkeit einer wiederholten und 
genauen Messung der Oberflächen-Temperaturen der Ozeane gar nicht genug betont werden kann für 
Gegenden, die viel unter unsichtigem Wetter zu leiden haben, und das sind ja häufig die Gegenden, in 
denen 2 verschieden beschaffene Ströme auf einander stossen, wodurch Gelegenheit zu Nebelbildung u. s. w. 
geschaffen wird. 
Eine höchst interessante Gegend muss, wie ausdrücklich hervorgehoben sei, bei dieser Methode in 
der Darstellung unberücksichtigt bleiben: es ist dies das Gebiet zwischen 0° B. und etwa 5° B. von 130° L. 
au ostwärts, die Gegend der rücklaufenden aequätorialen Strömung. Die Vorgänge spielen sich hier in so 
gleichmässig temperirten Wassergebieten ab, dass unsere Methode uns hier im Stiche lässt; die nur im Winter 
durch die Djilolostrasse gehende Schifffahrt gelangt zudem beim Anluven an den NE nur wenig weiter als 
nach 135° L. Für die entsprechende Untersuchung der aequatorialen Theile des Atlantischen Ozeans durch 
Koldewey lag die Sache anders wegen des ungleich reicheren Materiales. 
Es verdient diese Frage der pazifischen Rückströmung in jeder Beziehung eine gesonderte Untersuchung, 
die sich besonders in den der amerikanischen Küste nahe gelegenen Gegenden, wo ganz ausserordentlich 
interessante Verhältnisse zu herrschen scheinen, auf die Journale der Seewarte zu stützen hätte; viele 
Schiffe haben auf der Fahrt von San Francisco nach Kap Horn oder umgekehrt unter dem Aequator Ver 
setzungen nach Ost von über 100 Sm. im Etrnal gehabt, bei einer Temperatur des Wassers von 21° C.; in 
einer Breite von 10° dagegen wurde 26° C. und mehr gemessen. 
Genug, so merkwürdig diese Erscheinungen sind, ihre Untersuchung musste selbst für die in das 
Gebiet hereinfallenden Theile unterlassen werden. 
Die Rücksicht auf die Interessen der Schifffahrt bestimmte den Verfasser, die Darstellung für jeden 
Monat einzeln durchzuführen, und auf Mittelbildung zu verzichten; es wurden also nicht etwa Isothermen 
für je ein Vierteljahr entworfen, wie dies seiner Zeit im Atlas der Seewarte für den Atlantischen Ozean 
geschehen ist, sondern es wurden die 4 prägnanten Monate: Februar (für den Winter), August (für den 
Sommer), Mai (für den Uebergang vom NE zum SW), November (für den Uebergang vom SW zum NE) 
*) Peterm. Mitth. 1881, 362.
	        
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