Dr. Gerhard Schott: Oberflächen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatisehen Gewässer.
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Zu diesem ungedruckten Originalmaterial wurden die literarischen Quellen hinzugezogen; zunächst die
Arbeiten Leop. von Schrencks, nämlich „Strömungsverhältnisse im Ochotskischen und Japanischen Meere,
nach Temperatur-Beobachtungen auf russischen Kriegsschiffen“') und „Umriss der physikalischen Geographie
des nordjapanischen Meeres“. * 2 )
Auf diesen 2 Arbeiten beruhen bis heute sämmtliche wissenschaftliche Darstellungen der Strömungen
in der Japansee und dem Gelben Meere. Mehrere werthvolle Reihen von Wassertemperaturen lieferten die
von der „Tuscarora“ ausgeführten Messungen 3 ) und die Beobachtungen des „Challenger“. 4 )
S. M. S. „Gazelle“ schnitt das untersuchte Gebiet nur im äussersten Südosten, von 0°—5° B. und
ISO 0 — 150°L. Dazu kommen die vielfachen Aufsätze und Notizen, welche die „Annalen der Hydrographie“
enthalten u. A. m., was im Text an Ort und Stelle genannt werden wird. 5 ) Die in den Londoner Philo-
sophical Transactions (vol. 165, 1875) enthaltene Abhandlung von J. Brest.wich, welche alle Beobachtungen
bis 1868 von den ältesten an enthält, wurde nachträglich verglichen; die Ausbeute war nur gering, auch
stimmten die Angaben nur schlecht mit den bereits gewonnenen.
Eine Bearbeitung der Temperatur-Verhältnisse des Oberflächenwassers in diesem Gebiete ist vorhanden,
sie findet sich in der grossen Publikation des Londoner Meteorologischen Amtes 1884®), auch repro-
duzirt nach Celsius und Isothermen von 2° zu 2° von Krümmel. 7 ) So wichtig dieses Werk ist, so wird
jedem, der die englischen Karten und die vorliegende Detailarbeit vergleicht, in die Augen springen, dass in
der englischen Darstellung, die auf Fünfgradfelder gegründet ist und Isothermen nur von 5° zu 5° F. giebt,
grade die interessantesten Phänomene nothwendig nicht zum Ausdruck gelangen konnten; man vergleiche
z. B. die Formosastrasse im Februar; auch liegt für die meisten Gegenden augenscheinlich dieser unserer
Spezialstudie ein weit reicheres Material zu Grunde als der englischen Arbeit.
Vom Niederländischen Meteorologischen Institut in Utrecht ist dann noch 1884 das
Fünfgradfeld 20°—25° B., 115°—120° L. nach dem zwischen der Seewarte und jenem Institut vereinbarten
Schema, in Bezug auf alle meteorologischen und ozeanographischen Erscheinungen bearbeitet worden.
Die daselbst gegebenen mittleren Wassertemperaturen wurden mit des Verfassers Ergebnissen verglichen,
stellenweise auch mit denselben kombinirt.
Die zur Ermittelung der Strömungen angewandte Methode ist die sogenannte thermometrisehe, d. h.
es wurden die von den Schiffen in den einzelnen Eingradfeldern gemessenen Oberflächen-Temperaturen in
erster Linie diskutirt und erst in zweiter Linie, hauptsächlich zur Feststellung der absoluten Geschwindigkeit,
direkte Stromversetzungen aus den Journalen ausgezogen. Die Rechtfertigung dieses Vorgehens liegt in
der bekannten Unzuverlässigkeit, welcher im Allgemeinen alle Strom Versetzungen untexdiegen, die aus der
Differenz des observirten und gegissten Besteckes berechnet sind; der sich ergebende Kurs der Strömung
ist unzuverlässig wegen der nur schwer richtig zu schätzenden Abtrift, die Geschwindigkeit der Strömung
unsicher wegen der mannigfachen Mängel der geloggten Distanz. Abgesehen von der mittleren Ungenauig
keit der astronomischen Beobachtung, die 8 Sm. 8 ) erreicht, sind diese Fehler, deren Auftreten allerdings
kein nothwendiges ist, im Mittel doch so erheblich, dass man gekoppelte Stromversetzungen unter 7 Sm.
Geschwindigkeit im Etmal schon nicht mehr mit Sicherheit als thatsächlichen Strom ansprechen kann, da
diese Distanz nicht über die vorauszusetzende Ungenauigkeit des Bestecks hinauskommt. Noch ungünstiger
gestaltet sich dies, wenn, wie es ja häufig vorkommt, der Himmel keine astronomische Ortsbestimmung nach
24 Stunden zuliess, und vielleicht während 48 oder noch mehr Stunden allein durch die Loggrechnung die
Position des Schiffes bestimmt ist; nach Zurücklegung grosser Distanzen, besonders also bei Dampfern,
fehlt dann eigentlich jeder Anhalt dafür, ob die erhaltene Versetzung Realität hat oder sich nicht vielleicht
aus mehreren verschieden gerichteten Strömungen zusammensetzt u. s. w. Die Aufführung der Mängel Hesse
sich leicht noch vermehren. Die graphischen Darstellungen von Strömungen, die auf genanntem Wege
b Mémoires de l’Acad. Imp. des Sc. de St. Pétersbourg. VII. Série, Tome XXI, No. 3, 1873.
2 ) a. a. 0. Tome XVI, No. 3, 1869, in russischer Sprache.
3 ) Deep-Sea Soundings, U. S. Hydrographie Office, No. 54, Washington 1874.
4 ) Report on the scientific results, — Narrative vol. II, Meteorolog. Observations, p. 547—590, 597—630. London 1882.
6 ) z. B. Findlay, the North Pacific Ocean, London 1886, und The China Sea Directory, 4 voll., by Cpt. Bullock, London 1884.
6 ) Surface Tempp. of the Atlantic, Indian and Pacific Ocean.
7 ) Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie, VI, p. 30—42, mit 2 Karten. Weimar 1887.
5 ) 1 Sm. = ‘/so Aequatorgrad = 1.85 km.