Vierzehnter Jahres-Bericht der Direktion.
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Stillen Ozeans in die Hände deutscher Seeleute legen zu können. Dabei darf wohl daran erinnert werden,
dass die Vorarbeiten für die Herstellung eines solchen Werkes, welches nach den von der Direktion inne
gehaltenen Grundsätzen in erster Linie auf deutsches Material gegründet sein soll, sehr erheblich sind und
daher viele Zeit in Anspruch nehmen.
2. Wissenschaftliche Konferenzen, welche für die Thätigkeit der Seewarte
von Bedeutung waren.
Im Monate März wurde der Direktor nach Berlin zu den Sitzungen der Kaiserlichen Physikalisch-.
Technischen Reichs-Anstalt einberufen. Es lässt sich hinsichtlich dieser Betheiligung nur das sagen, was
in früheren Berichten schon hervorgehoben wurde: Es erwies sich dieselbe für die Wirksamkeit beider
Institute, insofern sie in ihren Arbeiten sich berühren, von erheblichem Nutzen.
An der auf die letzten Tage des Monats August nach München einberufenen Internationalen Konferenz
der Direktoren meteorologischer Institute der Erde betheiligte sich der Direktor der Seewarte als Vertreter
der maritimen meteorologischen Interessen und jener des Sturmwarnungswesens. Die Verhandlungen, welche
bis zum 2. September anhielten, erwiesen sich als von minderer Bedeutung für die erwähnten Branchen der
meteorologischen Forschung, als man erwarten konnte. Im Uebrigen konzentrirte sich diese Bedeutung be
sonders darin, dass Vertreter fast aller meteorologischen Systeme der Erde anwesend waren.
Es schloss sich an diese Konferenz eine am 3. September in München abgehaltene Sitzung der Inter
nationalen Polar-Kommission. Durch die Anwesenheit einer Anzahl amerikanischer Gelehrter, die der
meteorologischen und magnetischen Forschung eingehende Studien widmen, sowie ferner durch die Be
theiligung französischer, englischer und russischer Forscher erlangte diese Sitzung insofern eine besondere
Bedeutung, als für die beiden genannten Zweige geophysikalischer Arbeit Kommissionen ernannt wurden,
welchen die Aufgabe zufiel, die internationale Verbindung aufrecht zu erhalten, wodurch dem Zusammen
arbeiten aufs Neue ein kräftiger Impuls gegeben wurde. Der Direktor erstattete einen längeren Bericht
über die erdmagnetische Forschung im Anschluss an den von ihm im April des Berichts-Jahres vor dem
IX. Deutschen Geographentag in Wien über Ziele und Bedeutung der magnetischen Landes-Vermessung ge
haltenen Vortrag.
lieber die durch eine Konferenz verschiedener Delegirter im April 1890 (siehe Jahres-Bericht 1890,
Seite 2) veranlassten Arbeiten über Schneeverwehungen auf Eisenbahnen wird an anderer Stelle berichtet
werden; hier sei nur erwähnt, dass sich aus denselben ergeben hatte, dass eine weitere Konferenz zu diesem
Zwecke nicht erforderlich sei und in dem Berichte im vorigen Jahre insofern ein Irrthum untergelaufen
ist, als sich damals nicht der Königl. Sächsische Finanzrath Gerd eck, sondern der Königl. Sächsische
Finanzrath 1 Herr Strick aus Dresden daran betheiligt hatte.
3. Besuche auf der Zentralstelle zu Zwecken des Studiums und der
Besichtigung der Einrichtungen.
Zahlreiche Besucher beehrten auch in diesem Jahre die Zentralstelle, und zwar vorzugsweise zu
Zwecken der Inaugenscheinnahme der Einrichtungen, der Modell - Sammlung und zur Benutzung der
Bibliothek.
Am 3. August beehrte Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Sachsen, Königliche
Prinzessin der Niederlande, und Gefolge die Seewarte mit ihrem Besuche, um die Einrichtungen in allen
Theilen kennen zu lernen.
Am 28. Juli beehrte Sr. Durchlaucht der Kaiserliche Botschafter in Wien, Prinz Reuss, sowie Ihre
Hoheit die Prinzessin Gemahlin Marie Alexandrine, Prinzessin von Sachsen-Weimar und Herzogin zu
Sachsen, mit den Prinzen Heinrich XXII. Reuss und Heinrich XXIII. Reuss das Institut.
Es sei hier erwähnt, was im vorigen Jahres-Berichte zu erwähnen vergessen wurde, nämlich, dass am
26. August 1890 eine Abtheilung des deutschen Architekten- und Ingenieur-Vereins, welcher damals in
Hamburg tagte, sich in der Seewarte einfand, um die Einrichtungen zu inspiziren und einen Vortrag des
Direktors über die Methoden der Bestimmung der Anemometer-Konstanten mit, Experimenten entgegen
zunehmen.