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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 1
Am 21. Juli wurde eine Fahrt auf dem Staatsdampfer „Elbe“ nach Brunshausen gemacht zum Zwecke
der Uebung in der Bestimmung der Deviation und der Kompensation der Kompasse. Ausserdem war jedem
der Theilnehmer Gelegenheit gegeben, zu wiederholten Malen eine praktische Deviations-Bestimmung und
Kompass-Kompensation mit zu machen.
Das Gesammtresultat des Kursus darf als ein durchaus zufriedenstellendes bezeichnet werden, inso
fern sämmtliche Theilnehmer mit grossem Interesse und gutem Yerständniss dem Vortrage bis zu Ende zu
folgen im Stande waren und jedenfalls mannigfache Anregung zu einem weiteren Studium der wissenschaft
lichen Nautik und ihrer Hülfsdiziplinen erhalten haben.
Summarischer Bericht über die seit dem Jahre 1882 abgehaltenen Lehrkurse
für Navigationslehrer und Navigaiionsschulaspiranten,
Schon bald nach der Begründung der Seewarte wurde von Seiten der Navigationsschulkreise bei der
Kaiserlichen Admiralität der Gedanke in Anregung gebracht, dass den Navigationslehrern und Aspiranten
Gelegenheit gegeben werde an dem neuen Institute sich in den verschiedenen Zweigen der wissenschaftlichen
Nautik und ihren Hülfswissenschaften, namentlich in der Instrumentenkunde, sowie in den Anwendungen
der Meteorologie und des Magnetismus auf die Navigation, eine eingehende Ausbildung zu erwerben.
Eine demgemäss von der Direktion ausgearbeitete Denkschrift (wörtlich wiedergegeben in „Aus dem
Archiv der Deutschen Seewarte“, Jahrg. I, Nr. 1, 144), welche am 15. August 1878 der Kaiserliche Admiralität
überreicht wurde, gab der Reichsregierung Veranlassung, die Sache der technischen Kommission für See
schifffahrt vorzulegen, die in ihren Verhandlungen vom 2. Dezember 1878 sich dahin äusserte, dass die
Einrichtung regelmässiger Instruktionskurse für Navigationsschullehrer an der Seewarte wünschenswerth sei,
wogegen der in der Denkschrift erwähnte Vorkursus für minder Vorgebildete abgelehnt wurde.
Auf Grund des Berichtes der Kommission vom 10. Dezember 1878 richtete das Reichskanzleramt an
die Kaiserliche Admiralität am 18. Februar 1879 das Ersuchen, nunmehr der Einrichtung des Kursus näher
zu treten.
In Folge dessen wurde die Direktion am 26. Februar desselben Jahres aufgefordert sich darüber zu
äussern, wie die von der Kommission gemachten Vorschläge auszuführen seien. In ihrem Berichte vom
11. September erklärte die Direktion, dass an eine Ausführung des Planes vor Vollendung des neuen Dienst
gebäudes nicht gedacht werden könne.
In Folge dessen konnte der Lehrkursus erst am 17. April 1882 eröffnet werden, und zwar nicht als
Definitivum mit besonderem Lehrpersonal, sondern in der Weise, dass geeignete Kräfte unter den Beamten
des Instituts zur Verwendung gelangten. Die Funktion des Hauptlehrers wurde dem Assistenten der
Abtheilung II, Herrn H. Eylert, übertragen; als zweiter Lehrer fungirte der damalige Privatdocent an der
Universität Göttingen, Dr. 0. Krümmel, jetzt ordentlicher Professor an der Universität Kiel; endlich
ertheilte der Hülfsarbeiter Herr Sieveking während 2^2 Monat wöchentlich je zwei Stunden.
Zur Theilnahme an diesem ersten Kursus hatten sich sieben Herren gemeldet, von denen vier bereits
im nautischen Lehrfach thätig gewesen. Ausserdem wurden einzelne Vorträge von 16 Hospitanten (Offiziere
der Deutschen, Dänischen und Oesterreichischen Marine, Kapitänen und Steuerleuten) besucht.
Der Unterricht umfasste in diesem Kursus in 26 wöchentlichen Stunden folgende Disciplinen:
1) Algebraische Analysis.
2) Analytische Geometrie der Ebene.
3) Funktionenlehre, Grundlehre der Differential- und Integralrechnung, Differenzen- und Inter
polationsrechnung.
4) Repetitionen aus der Elementarmathematik.
5) Instrumentenkunde (Sextant, Theodolit, Universalinstrument, die wichtigsten astronomischen
Instrumente, die meteorologischen und einfacheren magnetischen Instrumente).
6) Deviationslehre.
7) Kritik der nautisch-astronomischen Ortsbestimmungs-Methoden. Einiges über Sonnenfinsternisse
und Fixsternbedeckungen.