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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S91 No. 1 —
Windstösse, wie Böen und Gewitterstürme, über welche in den Annalen der Hydr. (1879, 1882, 1886) mehrere
Studien erschienen; andererseits in Bezug auf die Verfolgung grösserer Phänomene mit Hülfe synoptischer
Karten und die daran sich schliessende Theorie. Dieser Richtung, welche Koppen schon als Vorsteher
der Abtheilung III pflichtmässig ganz besonders kultivirt hatte, gehört neben zahlreichen kleineren Artikeln
eine Arbeit an, welche im „Archiv der Seewarte“, Band III, unter dem Titel „Untersuchungen über die
Witterungsverhältnisse zwischen dem Felsengebirge und dem Ural in den Monaten Januar bis März 1878“
erschienen und den Ausgangspunkt bildete einerseits für einige Arbeiten über die Zugstrassen der barometri
schen Minima auf dem Nordatlantischen Ozean und den angrenzenden Festländern (u. A. in Ann. der Hydr.
1882), andererseits für die Vierteljahrs-Wetter-Rundschau an der Hand der täglichen synoptischen
Karten des Dänischen Instituts und der Seewarte, von welcher Rundschau nunmehr vier Jahrgänge erschienen
sind. Zur Theorie der grossen Luftwirbel, in welche sich das komplizirte tägliche Bild zerlegen lässt, das
uns die synoptischen Karten bieten, hat der Meteorologe der Seewarte mehrfache Beiträge gebracht, unter
denen besonders „Die mechanischen Ursachen der Orts Veränderung atmosphärischer Wirbel“ (Meteor.
Zeitschr. 1880), „Ueber den Einfluss der Temperaturvertheilung auf die oberen Luftströmungen und auf die
Fortpflanzung der barometrischen Minima“ (Ann. der Hydr. 1882), „Ueber die vertikale Vertheilung des
Luftdruckes“ (Meteor. Zeitschr. 1882) und „Die allgemeine Zirkulation der Atmosphäre“ (Humboldt, Bd. 7,
1888) hervorzuheben sind.
In engem Zusammenhänge mit diesen Studien steht die Auffindung der jetzt ziemlich allgemein ange
nommenen Erklärungen Köppens für die tägliche Periode der Windstärke (Meteor. Zeitschr. 1879 und
Ann. der Hydr. 1888) und für die barometrische Windrose, welche letztere insbesondere sich an ein Studium
der monatlichen Barometerschwankungen und deren geographischen Verbreitung anschliesst (vergl. Ann.
der Hydr. 1882.)
Die Möglichkeit des Vorhandenseins versteckter meteorologischer Perioden ausserhalb des Jahres und
des Tages hat der Meteorologe der Seewarte nie ausseracht gelassen und hat seine früheren Studien über
„mehrjährige Perioden der Witterung“ (Met. Zeitschrift 1878) ergänzt durch weitere in den Jahrgängen
1880 und 81 derselben Zeitschrift und durch solche über eine 30-tägige Periode der Gewitter (Met. Ztschr.
1885 u. 1888). Dabei musste er indessen wiederholt in amtlichem Aufträge den jeden festen Bodens ent
behrenden Behauptungen entgegentreten, mit denen die Begriffe des deutschen Publikums von den Herren
Overzier, Falb u. A. noch in neuester Zeit verwirrt wurden; so entstand neben verschiedenen kleineren
Aufsätzen auch der Anhang zum Juliheft 1887 des „Monatsbericht der Seewarte“, der den Titel trägt „Auf
die Mondbewegung gegründete Sturmwarnungen“.
Die Arbeiten des Meteorologen der Seewarte auf dem Gebiete der Klimatologie — d. h. der Unter
suchung der normalen, mittleren Verhältnisse — beziehen sich seiner Aufgabe gemäss vorwiegend auf die
Meere und deren Küsten. Ausser den eingangs erwähnten Beiträgen zu Segelhandbüchern und Karten sind
hervorzuheben die Aufsätze über das Klima von St. Helena (Ann. der Hydr. 1879) und von Mauritius
(Ann. 1887), über die Regenverhältnisse des Atlantischen und Indischen Ozeans (Ann. 1880 und 1887) und
die Bewölkung auf dem Nordatlantischen (Ann. 1887) sowie über das Verhältniss der Temperatur des
Wassers und der Luft an der Oberfläche der Ozeane (Ann. 1890), und eine Abhandlung über „Die Wärme
zonen der Erde nach der Wirkung auf die organische Welt“ (Meteor. Zeitschr. Bd. I, 1884).
Neben dieser Thätigkeit war der Meteorologe der Seewarte stets bemüht, die Methoden der Anstellung
und der Verwendung meteorologischer Beobachtungen auszubauen und zu verbessern. Als Resultate dieser
Bestrebungen sind zu nennen die „Studien über die Bestimmung der Lufttemperatur und des Luftdrucks, I“
(Archiv der Seewarte X, 1887), eine Untersuchung über die Ableitung wahrer Tagesmittel aus den Beob
achtungsstunden der Seewarte (Ann. der Hydr. 1888), und ferner die Methoden a) für die Berechnung der
absoluten Regenwahrscheinlichkeit und Regendauer (Meteor. Zeitschr. 1880), welche seitdem von ihm und
von Mohn, H. Meyer und Riggenbach ausgiebige Verwendung gefunden haben, b) für den Vergleich
geschätzter und gemessener Windstärken (vgl. Ann. d. Hydr. 1892, S. 71), c) für die Prüfung von Witterungs-
Prognosen (vgl. Meteor. Zeitschrift Bd. I, 1884, S. 39 und 398), u. A.
Dass der Meteorologe der Seewarte fast täglich Auskünfte, Rathschläge und Meinungs-Aeusserungen
über Fragen seines Fachs in der einen oder der andern Form zu ertheilen hat, welche mit den Arbeiten
der Seewarte oder Anfragen an dieselbe in Zusammenhang stehen, ist selbstverständlich.