Vierzehnter Jahres-Bericht der Direktion.
33
XI. Ueber die wissenschaftlichen Arbeiten,
ausgeführt unabhängig von den einzelnen Abtheilungen.
Professor Dr. Koppen stellte im Berichts-Jahre die Kapitel II und V bis IX des Segelhandbuches
für den Indischen Ozeau druckfertig her und las die Korrektur derselben. Da die Vorarbeiten über die
Orkane des Indischen Ozeans, welche namentlich von dem Assistenten der Abtheilung I, Kapt. Seemann,
hergestellt wurden, nur zum kleinen Theile Raum finden konnten im Segelhandbuch, so wird demnächst
eine gesonderte Abhandlung über tropische Wirbelstürme im südlichen Indischen Ozean im Archiv der See
warte mit Karten und Diagrammen veröffentlicht werden.
Die Vierteljahrs-Wetter-Rundschau wurde vom Meteorologen der Seewarte während des Berichts-Jahres
bis zum Frühling 1887 gefördert, womit die Zahl der Uebersichtskarten auf 136 gebracht wurde.
Ferner veröffentlichte Dr. Koppen in den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie
(Februarheft 1891) eine Untersuchung über die mittlere Luftdruck-Vertheilung zwischen dem Kanal und den
Kapverden im November (mit 2 Karten), und eine solche über zwei merkwürdige Nachtgewitter im Sommer
1890 (mit 3 Lichtdrucken und 2 Textfiguren).
Die im Jahresbericht für 1890 (S. 2) erwähnte versuchsweise Sammlung von Berichten über Schnee
fall und Schneeverwehungen auf zwei deutschen Bahnen ging bis zum März des Berichtsjahres fort und
brachte der Seewarte ein höchst umfangreiches Material zu, welches unter Leitung von Dr. Koppen durch
den Assistenten Sieveking zusammengestellt wurde. Das Ergebniss wurde im Herbst des Berichts-Jahres
in einem Bericht an Se. Exellenz den Herrn Staatssekretär der Marine dahin zusammengefasst, dass der
Versuch die Durchführbarkeit eines solchen Nachrichtendienstes wohl gezeigt habe, aber auch die Noth-
wendigkeit einer thunlichsten Vereinfachung derselben bei einer dereinstigen Ausdehnung auf das ganze
Reich, und der Schaffung einer dafür angepassten Organisation im Eisenbahnwesen selbst, über deren Ge
staltung zugleich einige Vorschläge gemacht wurden. Eine Wiederholung des Versuchs in der bisherigen
engen räumlichen Begrenzung wurde für unnöthig erklärt.
Thätigkeit des Meteorologen der Seewarte seit Schaffung der Stelle desselben. Die Stelle eines „Meteo
rologen der Seewarte“ trat am 1. April 1879 ins Leben und wird seitdem von dem früheren Vorstand der
Abtheilung III, Dr. (jetzt Prof.) Koppen bekleidet. Bei der Gründung dieses Amtes war die Ueberzeugung
leitend, dass auch ein vorwiegend der Anwendung der Wissenschaft auf die Praxis dienendes Institut, wie
die Seewarte, nicht gedeihen könne, ohne eine seinem Umfang entsprechende Mitarbeit an der Wissenschaft
selbst, und dass eine möglichst nahe Verknüpfung der maritimen Meteorologie mit der, bisher ganz vor
wiegend vom festländischen Standpunkt betriebenen, übrigen Meteorologie der Wissenschaft wie der Praxis
Vortheil bringen müsse.
Die Arbeiten des Meteorologen der Seewarte mussten sich demgemäss sowohl auf maritime Meteoro
logie, als auf die Meteorologie der Inseln und Festländer erstrecken, und standen in mancherlei Zusammen
hang mit den Arbeiten der übrigen Theile der Seewarte.
So hat derselbe die Kapitel II und V bis X des Segelhandbuchs für den Atlantischen Ozean, sowie
II und V bis IX jenes für den Indischen Ozean, nebst 17 von den 36 Tafeln des Atlas vom Atlantischen
und 16 von den 35 Tafeln des Atlas vom Indischen Ozean ausgearbeitet. Ferner wurden vom Meteorologen
der Seewarte die Abschnitte „Meteorologische und klimatische Verhältnisse“ im Segelhandbuch für die
Nordsee (Berlin 1883) und „Eisverhältnisse“ im Segelhandbuch für die Ostsee, erste und zweite Auflage,
(Berlin 1878 und 1891) geliefert.
Die Bearbeitung der Stürme, welche auch in den Segelhandbüchern für die beiden Ozeane den Haupt-
theil seiner Aufgabe bildete, hat den Meteorologen noch in einer Reihe von anderen Abhandlungen be
schäftigt. So in den Berichten der Seewarte über die Cyklone im Golf von Aden im Juni 1885 (Ann. der
Hydr. 1886 und 1887), über Cyklonen im westlichen Australien (Ann. 1886) u. s. w. Namentlich aber in
zwei Richtungen waren diese Studien besonders eingehend. Einerseits in Bezug auf die kurzdauernden
Archiv 1801. 1.
5