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Full text: 14, 1891

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 4 — -- 
Sturmes aus südwestlicher in nordwestliche statt, während es bei denen der Gruppen SE—S und Si sehr selten 
der Fall ist. Der Einfluss der Vorgänge der Gruppe SW4 in Bezug auf die Stürme der westlichen Ostsee 
verschwindet fast gänzlich. Die vorliegenden Nordweststürme gehören ausser den Gruppen SE 1; S2, S—SW 
und SW3 in erwähnenswerthem Maasse auch den Gruppen SWj und SW 7 2 an. Also auch bei südwestlicher 
Lage des hohen Druckes bewirken nicht nur die über das südliche Skandinavien fortschreitenden, sondern 
auch die im hohen Norden vorüb erziehenden Minima stärkere Stürme an der westlichen Ostseeküste. Unter 
den Nordstürmen der Gruppe W, die sich im Rücken eines Minimums entwickeln, das einer von Nord 
nach Süd sich erstreckenden Furche niedrigen Luftdruckes angehört, war über der westlichen Ostseeküste 
die nordwestliche Richtung ebenso häufig vertreten, wie die nordöstliche. 
Da an der östlichen Ostseeküste unter den schwereren Oststürmen die aus nordöstlicher Richtung 
ausserordentlich überwiegen, so sind unter den Gruppen, welche zu denselben in Beziehung stehen, auch 
die mit westlicher oder nordwestlicher Lage des Hochdruckgebietes besonders hervortretend, d. h. also die 
Gruppen W, NWi und NWV Die grössten Zahlen des Auftretens von Südweststürmen an der ostdeutschen 
Küste weisen die Gruppen Si und S2 auf. Die für die Nordsee und westliche Ostsee so bedeutsamen Er 
scheinungen der Gruppe SEi treten ebenso wie die der Gi'uppe SE—S zurück, und zwar wohl aus den. 
Grunde, dass bei anfangs südlicherer Bahn die dahin gehörigen Minima über der Ostsee bezw. Südskandi- 
navien eine Wendung in nördliche Richtung nehmen. Dagegen ist die Häufigkeit von Südvveststürmen der 
Gruppe S—SW eine grössere für die östliche Ostsee, als für die anderen beiden Theile der Deutscher. 
Küste. Unter den Stürmen der Gruppe S2 findet sich auch eine ziemlich grosse Zahl aus nordwestlicher 
Richtung, so dass dieselbe wenig denen der Gruppen S—SW und SW2 nachsteht. Etwas weniger häufig 
sind die Nordweststürme der Gruppe SWj. Einerseits sind es demnach vorzugsweise bei hohem Luftdruck 
über dem südwestlichen Europa die tiefen im hohen Norden vorüberziehenden Minima, welche die Nord 
weststürme an der ostdeutschen Küste bedingen. Andererseits treten solche Sturmerscheinungen ebenso 
häufig auf in Verbindung mit Minima, welche über Südskandinavien und die Ostsee nach dem Innern Russ 
lands zu am Nordrande des südlichen Gebietes höheren Luftdruckes hingleiten. Es ist eine eigenthümliche 
Thatsaehe, dass im Rücken solcher Minima die Gradienten manchmal auf meist kleinerem Gebiete grössere 
Werthe annehmen, wenn sich die Minima der russischen Ostseeküste nähern oder dieselbe auf ihrem Zuge 
nach Osten überschreiten und erklärt sich damit das verschiedene Verhalten in Bezug auf das häufigere 
Auftreten stürmischer nordwestlicher Winde in ihrer Begleitung an der ostdeutschen gegenüber der west 
deutschen Küste. Die innerhalb der von Nord nach Süd gerichteten Furche niedrigen Luftdruckes ostwärts 
ziehenden Minima der Gruppe W r bedingten häufiger Stürme aus nordwestlicher Richtung als aus nord 
östlicher über dem östlichen Theil der Deutschen Ostsee. 
Die hier vorgelegte Zusammenstellung giebt an sich diejenigen Wetterlagen, bei welchen nach den 
bisherigen Erfahrungen eine Sturmgefahr für die Deutsche Küste besteht und mag somit allein schon mit 
Vortheil bei Kenutniss der jetzt so vielfach telegraphisch verbreiteten Witterungsberichte für vorsichtiges 
Handeln als maassgebend benutzt werden. Bei Benutzung reicheren, über den hier betrachteten Zeitraum 
sich erstreckenden Materiales wird mau sich jedoch nicht mit der Gleichheit der in der Gegenwart und in 
der Vergangenheit zeitweilig bestehenden meteorologischen Verhältnisse begnügen dürfen, um Schlüsse für 
die Zukunft darauf zu bauen, sondern noch ganz besonders die vorangehende Entwickelung der Wetterlage 
ins Auge lassen müssen. Nur ähnliche Entstehung der Verhältnisse gewährleistet auch eine grössere Sicher 
heit der ähnlichen Folgen. Dass ferner bei Vergleichungen die Wahl gleicher Jahreszeiten zu berücksich 
tigen ist, bedarf kaum der Erwähnung. 
Es mag hier noch gestattet sein, zwei allgemeinere Thatsachen zu streifen, die sich bei dem Studium 
der intensiveren atmosphärischen Vorgänge zeigen und deren Kenntniss für die Praxis der ausübenden 
Witterungskunde, insbesondere aber des Sturmwarnungswesens von Nutzen sein können. 
Die Betrachtung der Temperaturänderungen giebt nämlich vielfach einen Anhalt über die allgemeinere 
atmosphärische Zirkulation und die mit derselben in Zusammenhang stehende Verschiebung der Luftdruck 
verhältnisse. Es zeigt sich, dass besonders bei intensiveren Erscheinungen die Gebiete der Erwärmung 
und Abkühlung eine Verlagerung erfahren, welche der Richtung der Verschiebung der Luftdruckverhält 
nisse entspricht. Ganz besonders lässt daher ein Vorrücken der Erwärmung oder Abkühlung von Nordwest 
nach Südost ein tieferes Eindringen einer im Nord westen oder Westen erscheinenden Depression in Europa 
erwarten.
	        
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