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Full text: 14, 1891

Dr. E. Herrmann: Die stürmischen Winde an der Deutschen Küste in den Jahren 1878 —87. 
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Es lag in dem Plan der vorliegenden Arbeit, lediglich Thatsachen festzustellen, welche bei dem Auf 
treten stürmischer Winde an der Deutschen Küste statthaben; theoretische Spekulationen wurden von 
vornherein als ausgeschlossen betrachtet. Der Natur der Sache nach sind streng genommen die in Folgen 
dem niedergelegten Ergebnisse nur für das berücksichtigte Dezennium gültig. Eine weitere Beschränkung 
findet dadurch statt, dass nur Beobachtungen von Landstationen zur Verwendung gelangen konnten. Auch 
ist manche auf die in Rede stehenden Erscheinungen Bezug habende Frage noch unerörtert geblieben. 
Jedoch dürften sich in den Resultaten bereits wichtige Anhaltspunkte für die Beurtheilung der atmosphä 
rischen Vorgänge in besagter Richtung finden. 
Die vorliegende Arbeit ist in drei Theile gegliedert: 
I. Das Auftreten der stürmischen Winde an einzelnen Küstenorten. 
II. Die stürmischen Winde in ihrem Erscheinen über grössere Küstenstrecken. 
III. Feststellung der Luftdruck- und Temperatur-Verhältnisse, unter denen stürmische Winde an 
einzelnen Küstenstrecken auftraten. 
Es mag die Ansicht entstehen, dass der erste Theil nur als Unterabtheilung des ebenfalls statistischen 
zweiten Theiles hätte behandelt werden sollen. Indessen enthält derselbe gewissermaassen eine Kritik des 
zu Grunde gelegten Materiales und giebt durch Betrachtungen über den Einfluss örtlicher und eventueller 
persönlicher Verhältnisse die Bedeutung zu erkennen, welche der im zweiten Theile angenommenen, zu- 
sammenfassenden Methode innewohnt. Aus diesem Grunde wurden diese Ergebnisse in besonderer Behand 
lung vorangestellt. 
I. Das Auftreten der stürmischen Winde an einzelnen Küstenorten. 
Von den Aufzeichnungen der Tagebücher der Signalstellen und Normal-Beobachtungs-Stationen gelangten 
bei dieser statistischen Untersuchung nur diejenigen zur Bearbeitung, welche während der zehn Jahre regel 
mässig geführt wurden und in deren Zuverlässigkeit nicht begründete Zweifel zu setzen waren. Besonders 
mussten diejenigen Beobachtungs-Stationen ausgeschlossen werden, deren Aufzeichnungen sich als durch den 
Erlass einer Sturmwarnung zeitweise stark beeinflusst zeigten. Hingegen wurde eine gegen andere Orte 
um vieles häufigere oder seltenere Notirung stürmischer Winde nicht als genügender Grund dafür angesehen, 
diese Plätze hier von der Untersuchung fern zu halten. 
Einige Lücken in der Journalführung weisen die Stationen Cuxhaven, Wustrow, Stolpmünde und Pillau 
auf: Es fehlen nämlich die Beobachtungen in Cuxhaven vom 1. bis 12. Januar 1878, in Wustrow vom 
1. Januar bis 30. Juni 1878, in Stolpmünde am Abend in der Zeit vom 1. Mai bis 15. September 1883 und 
in Pillau mehrfach im April bis Juni 1878. Da die Aufzeichnungen dieser Orte aber sonst zu den zweifellos 
zuverlässigsten gehören und auch aus anderen Gründen besonderes Interesse bieten, so sind dieselben hier 
mit in Betracht gezogen worden. 
Es verbleiben demnach 29 Stationen längs der Deutschen Küste, deren Sturmverhältnisse während der 
Jahre 1878—87 in der Tabelle I und in den Tafeln 1 bis 13 dargestellt worden sind. 
Die in der Tabelle I gegebenen Häufigkeitszahlen der stürmischen Winde erweisen sich allerdings als 
ausserordentlich verschieden. Gewiss wird man einen Theil dieser Verschiedenheit einer Ungleichheit in 
der Schätzung der Windstärke an den einzelnen Stationen zuschreiben können. Da nun aber schwächere 
Winde um vieles häufiger sind als stärkere, so ist es leicht einzusehen, dass Abweichungen um 1 m pr. Sek. 
in der Grenze der Windgeschwindigkeit, von welcher an der Beobachter einen Wind als stürmisch bezeichnet, 
die Anzahl der stürmischen Winde sehr erheblich ändert, während es für den auf See befindlichen Schiffer 
ziemlich gleichgültig sein wird, ob der Wind mit einer Geschwindigkeit von 15 oder 16mpr. Sek. webt. 
Siebt man nun noch, dass die Unterschiede in den Häufigkeitszahlen eine gewisse Gesetzmässigkeit in Bezug 
auf die örtliche Lage enthalten, so können die gegenseitigen Abweichungen allein ein Misstrauen in die 
Aufzeichnungen der Stationen nicht begründen und würde es fehlerhaft sein, nur aus solchen Gründen die 
selben in einer Statistik unberücksichtigt zu lassen. 
Besonders die Tafel 13, welche die Häufigkeit der stürmischen Winde aus den einzelnen Richtungen 
für das Jahr darstellt, zeigt eine grosse Abhängigkeit derselben von den örtlichen Verhältnissen. Zunächst 
ergiebt sich, dass die Orte mit grossen Häufigkeitszahlen in der That auch die am freiesten gelegenen 
Stellen einnehmen, so besonders an der Ostsee Darsserort, Wittower Postbaus, Arkona, Heia und Brüsterort.
	        
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