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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 3 —
Höchst interessant ist dabei das Auftreten von Wärme-Inseln, welches durch Oktober, November
und Dezember zu verfolgen und sicher konstatirt ist; im Oktober liegt das Zentrum der Wärme-Insel unter
33° B. und 140° L. mit über 25° Wasserwärme, im November aber nördlicher, unter 36° B. und 143° L. mit
über 22°, im Dezember in ziemlich derselben Position mit über 20°. Von Januar an sind auch diese Reste
abnorm warmen Wassers verschwunden.
Eine Erklärung für diese höchst auffallende Erscheinung, insbesondere dafür, wie diese Wärme-Inseln
im Strome sich erhalten können, vermögen wir vor der Hand nicht zu gehen.
Mit um so grösserer Sicherheit möchten wir dagegen die grosse Einbuchtung der Isothermen, die unter
145° L. beginnt und bis nach Meiacoshima im Südwesten sich sehr gut verfolgen lässt, wiederum erklären
als das zwischen zwei besonders stark nach Nordost vordringenden warmen Strömen gelegene relativ wenig
bewegte Wasser mit einer der normalen Temperatur der Breite nahezu entsprechenden Wasserwärme. 1 ) Der
westliche Strom (Achse a) ist der eigentliche Kuro-shiwo, der östliche die schwächere Bonin - Strömung
(Achse b). Die Lage beider Achsen ist aber in ihren nördlichen Theilen nicht sicher festgestellt, sie wird
auch in den verschiedenen Jahren unter verschiedener Länge sich befinden und es ist nicht unmöglich, dass
manchmal beide Zungen östlich von Yokohama zu einer einzigen sich vereinigen.
Die Karte giebt hier in den nördlichen Theilen den Anschein einer systematischen Vertheilung des
Wassers, die nicht immer vorhanden zu sein scheint; aber die nicht eben zahlreich vorliegenden Beob
achtungen veranlassen zunächst diese etwas provisorische Darstellung.
Nirgends ist nun auf der „Zwischenachse“«: ein kontinuirlicher SW-Strom gefunden worden, am wenigsten
im nördlichen Theile, wo etwaige „polare“ Strömung am bemerkbarsten sein müsste; nirgends ist eine grün
liche Verfärbung des Wassers beobachtet worden; im Gegentheil, es ist z. B. in dem vorzüglich geführten
Journal S. M. Kbt. „Albatross“, Korv.-Kapt. Mensing I, auf der Reise von Yokohama nach Honolulu im
November 1878, in welchem stündliche Messungen der Luft- und Wasser-Temperatur verzeichnet sind, auch
für die sogenannten kalten Streifen (von l44 1 /2° bis 147° L.) extra bemerkt, dass das Wasser dunkelblau
war, ja schwarzblau, also von der dem Kuro-shiwo charakteristischen Färbung; zudem hatte das Schiff
immer NO-Versetzungen. Wir haben eben hier ein stossartiges Vordringen äquatorialer Gewässer in zwei
Theilen, und der Einfluss der jetzt kräftig und ziemlich stetig wehenden NE-Winde zeigt sich nur dariu,
dass die Gewässer zwischen beiden Theilen an der Vorwärtsbewegung mehr gehemmt werden, als diejenigen
in den westlich und östlich davon liegenden Partien, die ein grösseres Bewegungs-Moment mitbringen.
Die Zirkulation haben wir uns natürlich so zu denken, wie sie auf p. 10 dargelegt wurde: es ist Alles
dem Kuro-shiwo-System angehöriges Wasser, in der Mitte kurvt es etwas ab, um dann den Lauf nach NO
gleichfalls aufzunehmen.
Also wir betonen: Es giebt südlich von 35° B. im Kuro-shiwo keine Streifen, die aus
äquatorial'-warmem und aus polar-kaltem Wasser bestehen. Es wird uns dies auch von
Kapt. Hegemann, der diese Gewässer gut kennt, bestätigt; er erklärt den eigentlich polaren Strom im
nördlicheu Stillen Ozean für viel unbedeutender als den Labrador-Strom des Nord-Atlantischen Ozeanes, er
lässt den ersteren seine Wirkung nur bis etwa 40° B. erstrecken.
Zu grösserer Ausprägung dieser auf der Karte als Streifen kalten Wassers erscheinenden Einbuchtung
kann auch plötzliche Abkühlung der Luft-Temperatur und damit auch der Wasser-Temperatur unter dem
Einfluss kalter NW-Winde wesentlich beitragen, und dies ist ein Grund mehr dafür, dass wir das von uns
gegebene Isothermen-Bild für die nördlich von etwa 32° B. an gelegenen Theile des Kuro-shiwo nicht als
ein definitives hinstellen können.
Es ist dies ein Gesichtspunkt von grösster Wichtigkeit, auf den uns Kapt. Hegemann gleichfalls auf
merksam gemacht hat: man muss sich vorsehen, nicht etwa permanente Streifen kalten und warmen Wassers
zu statuiren, wo nur eine temporäre Abkühlung des Wassers durch die Luft vorlag.
Ein vorzügliches Beispiel für diese Einwirkung der meteorologischen Elemente auf einander haben wir
in den auf der schon erwähnten Reise des Kbt. „Albatross“ gemachten Aufzeichnungen, welche wir im
Folgenden nach dem Schiffs-Journal im Auszug wiedergeben und auf die wir besonders die Aufmerksamkeit
lenken möchten: aus den vier auf die einzelne Wache entfallenden Messungen ist das Mittel genommen
worden, mit Ausnahme der Wind-Beobachtungen, die für die angegebene Stunde gelten.
*) pag. 10.