Dr. Gerhard Schott: Oberflächen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatisehen Gewässer.
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Im Winter bei den auflandigen Winden tritt die Erscheinung natürlich nicht auf; denn da kann eher
an der Ostküste Wasser aufquellen, welches jedoch sich nur wenig durch seine Temperatur verrathen wird,
■weil in jener Jahreszeit der kalte Strom bis zur Koreastrasse hinabreicht.
Im Sommer aber herrschen über Korea nach Zusammenstellungen, die dem Verfasser von Herrn Kapt.
Dinklage, Abtheilungs-Vorsteher der D. Seewarte, freundlichst überlassen wurden 1 ), Winde aus dem östlichen
Halbkreise, von N über E bis S (Station Cheinulpo ausgenommen) und sie wehen von Juni an mit zuneh
mender Erwärmung immer beständiger.
Von Juni an bis September sehen wir nun, dass an der Westküste Koreas die Temperatur des Wassers
viel niedriger ist als auf offener See; besonders typisch ist die Erscheinung im Juli ausgeprägt; in diesem
Monate beträgt die grössere Erwärmung der offenen See +6° und mehr, ungefähr in der Mitte des Gelben
Meeres unter 125° L. findet sich zudem im Juni, Juli eine Wärme-Insel. An der gegenüberliegenden Küste,
bei Port Lazaref, haben wir dagegen ein Anstauen von warmem Wasser, es ist der westliche Arm des durch
die Koreastrasse nördlich setzenden Tsushima-Stromes.
Der Isothermen-Verlauf in diesen Randmeeren ist ein derartiger, dass Strömungen von irgend einer
grösseren Geschwindigkeit kaum vorhanden sein dürften; es erinnert z. B. der Verlauf der Wärmelinien
des Juli im Gelben Meere an das Isobarenbild von Deutschland, wie es die winterlichen Monate oft zeigen:
sehr gekrümmter Lauf der Isobaren ohne erkennbare Gesetzmässigkeit und schwache Luftbewegung; so
auch hier; ganz unregelmässige Gestalt der Isothermen und wenig Zirkulation des Wassers.
Der Abfluss des Golfes von Pe-tshi-li hält sich wohl noch in der Mitte der See und an beiden Seiten
setzt das von Süd kommende Wasser nordwärts, um dann wieder südlich abzukurven, wie es ja schon im
Mai angedeutet war, und zwar ist es im Osten aus dem Kuro-shiwo stammendes Wasser, doch sind nie
grosse Versetzungen beobachtet worden. Der hierbei resultirende Ueberfluss an Wasser im Gelben Meere
wird nach unserer Meinung durch die südliche Versetzung übergeführt in die Koreastrasse und gelangt so
in das Japanische Meer. (S. Skizze Fig. 5 auf Taf. 7.)
Ein Bild von den Verhältnissen giebt die Ueberfahrt von S. M. Kbt. „Albatross“, Korv.-Kapt. Mensing I,
(K. S. J. No. 301) von Shanghai nach Nagasaki, vom 11.—14. Juni 1878:
Mittagspositionen.
11. Juni: 31° 12' 121° 53': das Wasser ging von schmutzig-gelb der Flussmündung in grün-gelb über und blieb so.
Amplitude der Wasser-Temperatur: von 23.8 bis 22.2.
12. Juni: 31°26' 124°18': Wasserfarbe dunkel-, fast schwarz-grün.
Amplitude der Wasser-Temperatur: 23.5 bis 21.0.
13. Juni: 32° 4' 127° 0': Wasser seit Morgen dunkelblau (Goto-Quelpart-Strom!). Versetzung seit 48 Stunden
N 56° E 12 Sm. — Amplitude der Wasser-Temperatur: 24.0 bis 22.1.
Abends tiefblaue Färbung des Wassers wie im Kuro-shiwo, auch Meeresleuchten, was vorher nicht war.
Dazu nehme man aus dem Juli die umgekehrte Tour, Nagasaki-Shanghai, nach Beobachtungen von
S. M. S. „Stosch“ 2 ):
1884. 27. Juli: 32° 1' auf 126° 55' Strom in 19 Std. N 12° 0 = 11 Sm.
28. Juli: 30°56' „ 122°46' „ „ 24 „ Nll°W=16Sm.
Soviel steht fest, dass nördliche Versetzungen überwiegen, besonders die nordöstlichen nach den Goto-
Inseln hin; aber auch von Süden her, von der Formosa-Strasse kommen jetzt nördlich und nordöstlich ge
richtete Triften; man muss dabei den Verlauf der Isothermen, der noch wie im Winter nordöstlich ist, sich
so deuten, dass die etwas kühlere Temperatur dicht an Land (cf. Juli und August) ungefähr die den
betreffenden Breiten entsprechende Monats-Temperatur ist, während das östlich davon befindliche Wasser
von Süd kommt und wärmer ist, also theils dem durch die Formosa-Strasse gehenden Zweige des Aequatorial-
Stromes angehört, theils Trift des mehr und mehr durchstehenden SW-Monsuns aus der Chinasee ist.
Dicht unter Land werden die nördlichen Versetzungen auf der Strecke Hongkong-Shanghai selten oder
sehr gering sein, es werden gelegentlich Neere sich finden, die das Ankreuzen gegen den SW erleichtern;
1 ) Inzwischen erschienen in Annalen der Hydrographie 1891, I. Heft.
2 ) Von Kapt-Lieut. Wodrig, s. Annalen der Hydrographie 1885, p. 276, Tab. 13.