Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 3 —
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§3. April.
Der Monat April lässt gegenüber der Februarkarte zuerst ein erfolgreiches Vordringen des warmen
Wassers nach Norden erkennen; das kalte Wasser an der südlichen Chinaküste hat sich sehr zurückgezogen,
obwohl die ganze Richtung der Isothermen noch dieselbe ist.
Der aequatoriale Strom, wie im Februar und März in der Hauptmasse auf die Passage zwischen der
100-Fadenlinie und den Lu-Chu-Inseln sich beschränkend, macht weiter östlich ersichtlich kräftige Vorstösse
an 2 Stellen, auf etwa 187° L. und 143° L.. Besonders deutlich tritt dies hervor an der 15°-Isotherme, die
weit nördlich zurückgewichen ist. Aber noch ist der kalte Polarstrom sehr mächtig, die Temperatur-
Differenzen steigern sich deshalb auf 38° B. (Kap Kinkuasan) in solchem Grade, wie nicht einmal in den
Wintermonaten.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass nördlich von 40° B. an die Wasser-Temperaturen ihr jährliches
Minimum erst im April erreichen, indem dann erst die Summe der Kältegrade des nördlichen Winters zum
Ausdruck kommt, weil das eiskalte Wasser erst jetzt im April nach Süden frei abzufliessen die Möglichkeit findet.
Während also von Süden her bereits die ersten Zeichen der Erwärmung sich fühlbar machen, kommt
von Norden in besonderer Fülle der eiskalte Polarstrom. Möglich wäre freilich, dass die Wasser-Tempera
turen im Allgemeinen ihr Minimum in diesen nördlichen Breiten schon Anfang April erreichen; soviel ist
sicher, dass im März die Temperatur noch sinkt, man vergleiche z. B. die Lage der 15°-Isotherme im
Februar und März. Eine ziemlich bedeutende Verspätung des Minimums ist somit klar.
Es stimmt dies Ergebniss zu demjenigen Hann’s für die Lufttemperaturen, insofern es da 1 ) heisst:
„Im Frühjahr und Sommer erreicht unter 44° N. B. an der Ostküste (der japan. Inseln) die Temperatur-
Aenderung pro Breitengrad fast 2° C. Der Einfluss der kalten kurdischen Strömung hat dann seinen
Höhepunkt erreicht“.
Noch ist auf die Veränderung der Lage der Isothermen im Japanischen Meere aufmerksam zu machen.
Es zeigt sich im April zum ersten Male der sommerliche Typus der Isothermenlage für die Japansee,
nämlich ein Ansteigen sowohl an der West- wie an der Ost-Seite, während kühleres Wasser die mittleren
Partien einnimmt.
Im April ist also der kalte Strom (L. v. Schrenk’s Limanstrom) weit zurückgedrängt; wir sahen ja,
dass er im März bereits sehr schwach war und die Koreastrasse kaum erreichte. Es ergiebt sich daraus
zugleich, wie wenig im Ganzen eine einzelne Strömungskarte zu leisten vermag; Sehrenck’s Darstellung 2 )
entspricht den Verhältnissen nur für die Monate November (Oktober) bis März. Wir haben hier den Fall,
dass die Strömung sich allein aus den Wasser-Temperaturen klar ergiebt; die Versetzungen, die man zum
Beweise anführen könnte, sind durchgängig sehr geringe und verschiedenartige, wie dies für die Japansee
bekannt ist.
Die im Osten verlaufende Tsushima-Strömung ist aus Besteck-Differenzen besser nachzuweisen bis
zur La Perouse-Strasse hinauf: z. B.
Bark „Dorothea“, Möller, von Kronstadt nach Korsakow, Anfang April 1884. (S. S. J.-No. 2266.)
ab Nagasaki 3. April:
Datum
Breite
Länge
Strom in
Sm.
April
observ.
gegisst
observ.
gegisst
pro Etmal.
6.
36° 7'
35° 33'
131° 6'
131° 5'
N
34
nach 60 Stunden.
7.
36° 12'
36° 15'
131° 31'
131° 27'
S 47° 0 4.5 1
kein Strom.
8.
36° 48'
36° 51'
132° 19'
132° 15'
S 47° 0
5 f
9.
38° 26'
38° 24'
134° 6'
133° 55'
N 74° 0
8
10.
39° 18'
39° 20'
135°10'
134° 58'
S 78° 0
9
11.
41° 23'
41° 15'
136° 16'
136° 11'
N 28° 0
9
13.
45° 4'
44° 43'
139° 23'
139° 3'
N 33° 0
25
Strom für 48 Std.
14.
45° 55'
45° 40'
142° 12'
141° 53'
N 38° 0
19
! ) Peterm. Mittb. 1888, p. 293.
2 ) a. a. 0. Tafel XII.