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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 Mo. 3 —
Die Zeichnung (Fig. 2, Tafel 7) soll die Zirkulations-Verhältnisse in der Formosastrasse für Februar
darstellen.
Nachdem wir hiermit einen Einblick in die Zirkulation der ostasiatischen Gewässer gewonnen haben,
wie sie am Ausgange des Winters stattfindet, wollen wir die folgenden Monate betrachten und uns dabei
möglichst auf ein Herausheben der Veränderungen beschränken, welche in ihrer Summe den jährlichen
Gang ausmachen.
§ 2. März.
Der März zeigt uns in allen charakteristischen Punkten durchaus dieselben Verhältnisse wie der
Februar; in der Formosastrasse und im Gelben Meere ist die Uebereinstimmung sogar eine vollständige,
auch nach den absoluten Zahlenwerthen. Im Japanischen Meere fängt, die Schifffahrt eben an, sodass wir
in der Lage waren, etwas genauer und zahlreicher die Isothermen ziehen zu können als im Februar; man
beachte — im Gegensatz zu den folgenden Monaten — das einmalige Ansteigen der Isothermen von West
nach Ost, ohne weitere Einbuchtungen. Wir entnehmen daraus, dass im März in der westlichen Hälfte
der Japansee der kalte Strom noch unumschränkt herrscht, und die Tsushima-Strömung an der Westküste
Nippons oder genauer parallel der Küste langsam nordwärts setzt. (Sie geht nämlich nicht bis dicht
unter Land.)
Beide Wasserversetzungen sind ihrer Geschwindigkeit nach nur sehr schwach; man erkennt dies z. B.
aus folgendem gedrängten Journal-Auzug für die Zeit vom 11.—20. März 1883: Bark „Saturnus“, Schade,
(S. S. J.-No. 2121) von Kronstadt nach Ostsibirien, verzeichnete in der Koreastrasse folgendes Mittagsbesteck:
observ. gegisst observ. gegisst
35° 1' 34° 59' 129° 36' 129° 39'.
(Hier war also der kalte Strom nach Süd schon nicht mehr fühlbar; so fand es auch die Bark „F. H. Drews“,
Vorsatz, im März 1879.) Ferner:
von 35° 1'
nach 35° 19'
nach 36° 34'
nach 36° B6'
nach 39° 54'
nach 40° 53'
Versetzung
129° 36'
129° 52'
S 44° W 4,
von
da
130° 42'
S 38° 0 6,
von
da
131° 17'
S 24° 0 16,
von
da
131° 0'
W 7,
von
da
131° 14'
S 24° W 12.
Will man diese Versetzungen in allen Fällen als thatsächlichen Strom ansehen, so passen sie jedenfalls
gut zu unseren Vorstellungen; die Strömung mit O-Komponente ist zum warmen Strom ablenkendes Wasser.
Das aus der Tsugarstrasse nach 0 und SO fliessende Wasser ist deutlich durch den nordsüdlichen
Verlauf der 5°- und 4°-Isotherme längs der NO-Küste von Nippon erkennbar. In Folge dieser starken
Strömung strandete Ende März 1862 der Oldenburger Südseewalfänger „German“, E. Lübbers, an der Nord
küste von Nippon, das Schiff war in 4 1 / 2 Stunden ungefähr 15 Sm. nach SO versetzt werden, dies ist eine
Geschwindigkeit von 80 Sm. für das Etmal!
Es sei hier ein Beispiel aus dem März eingefügt für die Art und Weise, in welcher Auftrieb sich in
günstig gelegenen Häfen äussert.
In Nagasaki, nach Beobachtungen von S. M. Kbt, „Wolf“, im März 1888:
Dat.
4 h a.
m.
8 h a.
m.
12 h Mttg.
4 h p.
Hl.
8 h p.
m.
12 h Mittern.
März
Wasser
Luft
Wind
Wasser
Luft
Wind
Wasser
Luft
Wind
Wasser
Luft
Wind
Wasser
Luft
Wind
Wasser
Luft
Wind
19.
13.7
7.3
WNW
13.9
7.3
NzW
14.3
8.8
N
14.4
9.0
N
13.7
5.4
NzW
13.3
3.6
ENE
20.
11.9
2.0
NNE
12.7
6.2
E
14.4
12.0
SW
15.1
13.8
W
14.9
10.6
NW
14.6
8.2
E
21.
12.7
5.3
NE
12.9
8.2
Still
14.9
15.3
WNW
15.2
15.0
WSW
15.1
11.5
WSW
14.7
8.0
NNE
22.
14.1
6.2
NEzE
13.9
10.3
NEzE
15.3
18.3
' N
15.5
18.2
SW
15.1
13.3
Still
14.9
8.8
NNE
NB. Winde schwach, erreichten nur in den westlichen Quadranten Stärke 4; E-Wiude 1—2.
Nagasaki ist gegen nördliche Winde sehr geschützt, die Einfahrt ist von SW. Man sieht, dass SW-
Wind das warme Wasser der offenen See in die Bucht hinein treibt, NE aber schon von geringer Stärke
kühleres Wasser aufquellen lässt, ohne dass dasselbe niedrigere Temperaturen anfweist als die Luft.
Letzterer Umstand ist wohl zu beachten.