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Full text: 14, 1891

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1891 No. 8 — 
Noch wollen wir ein sehr typisches Beispiel für die Stromgrenze in dem mittleren Theil der Strasse 
anfübren: Bark „Wega“, Mähl, (No. 1154) von Swatau nach Tshifu Ende Februar 1878 um die Südspitze 
Formosas gehend, beobachte 
B. 
L. 
Wassertemperatur 
22° 47' 
117° 38' 
11.4 
22° 40' 
118° 8' 
11.41 
also in der Mitte 
22° 23' 
118° 46' 
21.4 j 
der Strasse! 
22° 12' 
119° 19' 
22.0 
22° 6' 
119° 30' 
17.4 
22° 26' 
120° 3' 
25.4 
22° 14' 
119° 36' 
25.2 
(Nahe der Südspitze Formosas.) 
Strom: S 72° W 28 Sm. 
Es liegen hier also im Februar die Schichten verschieden temperirten Wassers derart dicht zusammen, 
dass man, nachdem die Verhältnisse hiermit ziemlich festgelegt sind, wohl sagen kann, die genaue Beob 
achtung der Wassers-Temperatur gebe bei Annäherung an diese Küste im Winter einen nicht zu verachten 
den Anhalt für die Bestimmung der Länge, sie ist jedenfalls geeignet, eine zu grosse Annäherung an 
Land bei unsichtigem Wetter rechtzeitig anzuzeigen und dadurch Unglück zu verhüten. 
Es kann nur selbstverständlich erscheinen, wenn solche auf ein verhältnissmässig sehr kleines Gebiet 
zusammengedrängte Gegensätze sich auch im Klima der betreffenden Küsten bemerkbar machen. Die kalte, 
trübe, regnerische Witterung der chinesischen Küste, an welcher durch schwere dicke Wolken sehr häufig 
Tage lang die Observation des Schiffsortes unmöglich gemacht wird, steht in grossem Kontraste zu dem 
Klima der Südwestküste Formosas, an welcher leichte Brisen mit klarer Luft und fast tropisch warmer 
Witterung vorherrschen. Gelangt man aber zur Nordspitze Formosas, so ist man wiederum im Bereich des 
kalten Stromes und damit wieder in ungefähr derselben Witterungslage wie an der Hongkongküste. 
Man vergl. z. B. den Reisebericht S. M. S. „Vineta“ 1 ) für Anfang April 1876, woraus sich ergiebt, 
dass noch im April dieser Gegensatz stark ausgeprägt ist. Siehe auch Po lack, Segelanweisungen. 2 ) 
Am Nordausgang der Strasse herrscht in dessen ganzer Breite der kalte Strom; es ist selten, wenn 
bis Tamsui Nord Versetzungen an der Formosaküste gefunden werden. Au der NO-Ecke der Insel findet 
der Zusammenstoss des warmen, an der Ostseite von Formosa heraufkommenden (Formosa-) Stromes mit 
dem kalten Strome statt; hier auf etwa 25 1 ; , 2 0 B. und 122° L. wird regelmässig sehr starke Stromkabbelung 
und unruhige See beobachtet. Kapt. Niejahr von der D. Brigg „Hermann Friedrich“ beschreibt diese 
Kabbelungen als Wellen, die in Abständen von einigen Kabellängen (zu 120 Faden) senkrecht zur Richtung 
des Stromes (also NW—SO) zogen, sich förmlich überstürzend, dazwischen glatte See. „Trotz sorgfältiger 
und häufiger Messungen wurden Temperatur-Differenzen nicht gefunden.“ Letzterer Umstand, der übrigens 
für diese Erscheinung öiters von Kapitänen ausdrücklich betont wird, kann auffallend erscheinen,, doch 
findet wahrscheinlich bei den Kabbelungen keine eigentliche Vermischung der Gewässer statt, sondern es 
entstehen infolge des Aufeinanderprallens der 2 Ströme Interferenzwellen, die aber an sich lediglich ent 
weder dem warmen oder dem kalten Strom zugehörig bleiben. Es ist auf unserer Karte sehr gut ersichtlich, 
wie der Formosastrom nördlich und südlich von Formosa auf den kalten Strom aufstösst und an diesen 
2 Stellen daher eine ganz besonders grosse Drängung der Isothermen hervorruft, während in Lee der Insel 
die Isothermen sich merklich weniger häufen. 
Gehen wir von Formosa aus weiter nördlich: der warme Strom dringt nach NNW erfolgreich vor bis 
etwa 27° B., 123° L., wird dann aber mehr und mehr in N- und N0 - Richtung verwiesen. Man kann hier 
jederzeit die Stromgrenze durch das Thermometer genau festlegen, auch ist das Wasser des Kuro-shiwo 
dunkelblau und -—■ weil es gegen den Wind angeht — krapp und aufgeregt, dasjenige des kalten Stromes 
dagegen grünlich bis schmutzig braun und grau, und fliesst regelmässiger und ruhiger. 
Der nach NO gerichtete Lauf der Wärmelinien bietet uns keinen Anhalt, die Stromgrenze für die 
verschiedenen Breiten und Längen genau festzulegen; doch zeigt das Umbiegen der Linien nach NW von 
*) Annalen der Hydrographie 1876, p. 315. 
2 ) Annalen der Hydrographie 1889, p. 332 ff. unter No. 11.
	        
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