Dr. Gerhard Schott: Oberflächen-Temperaturen und Strömungen der Ostasiatischen Gewässer.
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*) Siehe dazu Petermann’s Karte in den Mittheil. 1870, VI, VII, Taf. 13.
Temperaturen von 15° und mehr ist hauptsächlich aus dem Nordende des Kuro-shiwo zurückkurvendes
Wasser. Je nach dem in den verschiedenen Jahren verschieden starken Vordringen des warmen Stromes
und dem damit direkt proportional wachsenden Kompensations-Bedürfniss wird diese rücklaufende Neer
strömung mehr oder weniger ausgebildet sein.
Manchmal treffen die Schiffe auf der Fahrt von Yokohama nach Shanghai soviel W-Strom, dass sie
immer dicht unter Land die van Diemenstrasse auskreuzen können; ein andermal dagegen müssen sie auf
dem Meridian von Yokohama direkt südlich, ja unter Umständen etwas östlich von Ponafidin durch die
ganze Breite des Stromes gehen, um denselben im Norden von sich passiren zu lassen.
Dieser Neerstrom ist eben regelmässig nur auf der Strecke von Yokohama bis
Oshima anzutreffen, und kurvt dort wieder in den Kuro-shiwo ein; seine südliche Grenze liegt noch
nördlich von der 16°-Isotherme.
Sehr wohl können wir ausserdem als mitwirkend bei der Erzeugung der kühlen Küsten-Temperatureli
von Nippons Südküste den Auftrieb nennen; die hier direkt ablandigen Winde mögen manchmal, wenn der
Oberflächenstrom den Ausgleich nicht allein zu leisten vermag, ein Aufsteigen von unten her veranlassen.
Die kalten Temperaturen des Hafens von Yokohama und der Häfen der Binnenlandsee (zwischen
Nippon, Kiushiu, Shikoku) erklären sich durch die Erkaltung der japanischen Inseln im Winter, welche bei
der geringen Tiefe dieser Meerestheile (unter 100 Faden) um so leichter auch auf das Wasser einzuwirken
vermag; so hat Osaka 10?2 Wassertemperatur, die Inlandsee etwa 8?7 im Februar. Diese Binnengewässer
sind von der allgemeinen Zirkulation des offenen Ozeaues abgeschlossen, und wir werden dies noch oft
bestätigt linden, dass Strömungen in Buchten und Meerbusen, auch in solche von grösserer Ausdehnung,
nicht eintreten, sobald dieselben nicht genau in der durch irgend einen Impuls der Strömung gegebenen
Richtung liegen.
S. M. S. „Hertha“ (s. oben S. 9) ward im Kii-Kanal nicht mehr versetzt, es wurden nur Gezeiten
ströme beobachtet: doch dafür liegen die Beweise zahlreich vor. —
Auf der Höhe von Kap Kinkuasan, in 38° N. B. finden wir nun einen ganz kolossalen Temperatursturz
verzeichnet, von 14?7 auf 3?8 im Mittel: hier erfolgt der Zusammenstoss des Kuro-shiwo mit
dem Oya-shiwo; von hier ab erst können wir von einem an der japanischen NO- undOstküste südlich
setzenden polaren Strom sprechen: hier haben wir das Gegenstück zum Labradorstrom. 1 )
Man sollte also den Namen Oya-shiwo auf den Strömungskarten beschränken auf diesen bis 38° B.
reichenden Strom und davon viel schärfer, als es bisher geschehen, die generell ganz verschiedenen W-,
bezügl. SW-Versetzungen der Südküste von Nippon trennen; letztere, wie gesagt, sind Neere ohne Beziehung
zu den Winden, der Oya-shiwo ist eine eigentliche Windtriit, verursacht durch die N-Winde der hohen
Breiten im Winter, den NE bei Kamtschatka, weiter südlich den NW. Mit Sicherheit kann man auf nach
Süd setzenden Strom rechnen nördlich von 38° B. und östlich von 143° L. Doch auch zwischen dem Land
und 143° L. wird man südliche Versetzungen finden, in der Regel aber verbunden mit einer grossen öst
lichen Komponente; es geht hier eine aus der Tsugarstrasse in den Stillen Ozean tretende warme Strömung
nach SO; die starke östliche Strömung der genannten Strasse ist schon lange bekannt, sie biegt — wofür
mannigfach Belege vorliegen — unter dem Druck der von Nord herabkommenden kalten Gewässer nach SO
und S um und verläuft so in gleicher Richtung wie der Oya-shiwo, freilich nur noch geringfügig nach Aus
dehnung und Geschwindigkeit, und auch nur wenig durch Temperatur-Erhöhung nach dem Lande zu angedeutet.
Es verdient dabei Erwähnung, dass die Gegensätze in diesen Breiten sehr nahe an einander liegen;
so auf der schon besprochenen Stelle (38° B., 143° L.), so auch in der Tsugarstrasse: in der Strasse selbst
beständig warmes Wasser, in der eben nördlich davon liegenden grossen Vulcano-Bucht Eis, welches oft
von den Winden auf die See getrieben und von der kalten kurilischen Strömung erfasst wird und dann bis
nach 38° B. hinunter gelangt.
Wir haben nun den westlichen Theil unseres Gebietes auf die im Februar herrschenden Verhältnisse
zu untersuchen.
In der Chinasee fällt der gerade wie im Kuro-shiwo nordöstlich gerichtete Lauf der Isothermen auf;
die 26°-Isotherme steigt um etwa 15, die 25°-Isotherme um 12 Breitengrade. Wir haben hier den klaren