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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1890 No. 1 —
X. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung IV.
Chronometer-Priifungs-lnstUut.
Inanspruchnahme des Instituts von Seiten der Chronometer-Fabrikanten und Schiffs-Kapitaine. Im
Jahre 1890 wurden dem Chronometer-Prüfungs-Institut von Schiffs-Kapitainen 27 Chronometer zur Unter
suchung übergeben, gegenüber 13 im Vorjahre. Es ist dies eine, wenn auch nicht den faktischen Verhält
nissen entsprechende, aber doch immerhin im Vergleich zu den letzten Jahren sehr erfreuliche Vermehrung
der Betheiligung in dem betreffenden Kreise. Wesentlich rührt diese Vermehrung daher, dass eine Anzahl
von Schiffsführern au der Weser, sowie auch eine grössere Hamburger Rhederei es ihren Chronometer
machern zur Pflicht machen, nach grösseren Reparaturen und Nachregulirungen die Instrumente zunächst
auf der Abtheilung prüfen zu lassen. Es sind für diese Chronometer meistens volle Temperatur-Unter
suchungen durchgeführt worden, sowie ihnen Gangformeln oder Temperatur-Tabellen mitgegeben wurden.
Ferner steht es zu erwarten, dass die Verhältnisse für die nächste Zeit, in Folge des gefälligen Entgegen
kommens der hiesigen General-Zolldirektion, wonach die für das Institut bestimmten Chronometer durch
Vermittelung der Haupt-Agentur vom Freihafen-Gebiete ohne weitere Zollschwierigkeiten eingeführt und
nach erfolgter Prüfuug dahin wieder zurückgeführt werden können, sich noch weiter verbessern werden.
Von Uhrmachern wurden der Abtheilung, neben den für die Konkurrenz-Prüfung bestimmten Chrono-
metern, 4, sowie von wissenschaftlichen Instituten und im Interesse von F’orschungs-Reisenden, 10 Chronometer
zur Prüfung übergeben. Desgleichen wurden auf Veranlassung des Kaiserlichen Reichs-Marine-Amtes 5 Instru
mente geprüft, ferner wurde von einer auswärtigen Sternwarte eiue Pendeluhr zur Untersuchung übergeben.
Die Clironometer-Konkurrenz-Prüfung. In den Tagen vom 6. November 1889 bis 15. April 1890 wurde
die 13. allgemeine Konkurrenz-Prüfung von Marine-Chronometern abgehalten. Es betheiligten sich an
derselben fünf deutsche Fabrikanten durch Einlieferung von im Ganzen 20 Chronometern. Das Verfahren
bei der Untersuchung war dasselbe wie bei den 12 voraufgegangenen Chronometer-Konkurrenz-Prüfungen.
Von den ein gelieferten Uhren erhielten 3 das Prädikat „vorzüglich“, 4 das Prädikat „sehr gut“, 6 das
Prädikat „gut“ und die übrigen 7 das Prädikat „genügend“. Das Ergebniss dieser letzten Konkurrenz-
Prüfung darf als ein durchaus befriedigendes bezeichnet werden, indem sämmtliche zu ihr eingelieferten
Chronometer den seitens der Kaiserlichen Admiralität hinsichtlich ihrer Güte festgestellten Anforderungen
entsprachen und sich für die Bedürfnisse der nautischen Praxis als durchaus brauchbar erwiesen haben.
Ein eingehender Bericht über diese 13. Konkurrenz-Prüfung findet sich in den „Annalen der Hydrographie
und Maritimen Meteorologie, Jahrgang 1890, Heft VIII“. Von den Instrumenten wurden 3 seitens der
Kaiserlichen Admiralität prämiirt und 8 angekauft.
Prüfung der Präzisions-Taschenuhren. In den im Jahre 1890 abgehaltenen 6 Prüfungen wurden im
Ganzen 27 Präzisions-Taschenuhren, darunter 4 zur grossen Prüfung, eingeliefert. Diese Zahlen sind etwas
niedriger als im Vorjahre, dagegen ist aber die Anzahl der Uhren, denen ein Attest ausgestellt werden
konnte, eine relativ grössere geworden. Es darf hier als auf ein erfreuliches Zeichen hingewiesen werden,
dass diejenigen Fabrikanten, welche sich häufiger oder ständig an den Prüfungen betheiligen, in der letzten
Zeit bedeutend mehr Erfolge als beim Anfänge derselben aufweisen können. Im Ganzen sind vom Anbeginne
der Prüfungen, Juli 1887, bis zum Schlüsse des Jahres 1890, 40 Instrumente in grosser Prüfung und
82 Instrumente in kleiner Prüfung geprüft worden; von diesen bestanden 70°/ 0 respektive 83% die Prüfung.
Ausserdem wurden auf Wunsch eines Fabrikanten verschiedene gegen magnetische Einflüsse unempfindliche
Präzisions-Taschenuhren untersucht. Die Untersuchungen wurden, da sie leicht erhebliche Gefahren für die
feineren Theile der Uhren mit sich führen können, in allen Fällen nur auf ausdrückliches Verlangen der Ein
lieferer ausgeführt. Es hat sich auch dieses Mal gezeigt, dass die Gänge der betreffenden Uhren sich, selbst
starken magnetischen Einflüssen gegenüber, unempfindlich erwiesen, und ihr Verhalten in keiner Weise änderten.
Einer Mittheilung des Fabrikanten zufolge sind die Spiralfedern dieser Uhren aus Palladium gefertigt, die
Unruhe besteht aus einer Legirung mit Palladium, doch wird die Herstellung derselben geheim gehalten.
Die übrigen Hemmungstheile, sofern sie nicht von Stahl sind, wie die Axen und Triebe, bestehen theils aus
Gold, theils aus Aluminiumbronze. Ob wir von der Herstellung derartiger Uhren denen mit Spiralfedern
aus Stahl gegenüber einen erheblichen Fortschritt in der Uhrmacherkunst zu erwarten haben, wagen wir
nicht zu entscheiden, zumal uns noch die Erfahrung darüber fehlt, in wiefern die Palladiumspiralen ihre