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Full text: 12, 1889

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1889 No. 2 — 
und auch nur an einem störungsfreien Tage zulässig. Die Monate, in welchen die in dieser Arbeit mit- 
getheilten Reisebeobachtungen angestellt wurden, zeichneten sich nun einerseits durch eine grosse 
magnetische Ruhe aus, anderseits beträgt der grösste Zeitunterschied der auswärtigen Stationen gegen 
Lübeck nur rund 15 Minuten, und allein rasch verlaufende Störungen vermögen deshalb die gesuchten 
Deklinations-Differenzen gegen Lübeck zu trüben. Nur für die Station Grimmen ist dieser Fall eingetreten. 
Es ist meist gesetzt die Normal-Deklination für Lübeck 0 — 12° 20'.0. Auf diese Grösse ist die Normal- 
Deklination auswärtiger Stationen = D 0 bezogen. 
Die Beobachtungen des Jahres 1885 sind, wie oben mitgetheilt, mit dem Kollimator-Magnet angestellt. 
Durch Umlegen des Magnets um seine Längsachse bei derselben Fernrohr-Richtung wurde die magnetische 
Achse ermittelt. Auf die hierbei sich ergebende Achsen-Richtung, d. h. Mikrometer-Lesung, wurde dann 
die jeweilig notirte Nonien-Angabe des Theodoliths reduzirt. Die Differenz dieser so reduzirten Fernrohr- 
Lage gegen Nord giebt die Deklination. 
Seit 1886 ist das Neumayersche Deklinatorium benutzt. Die Direktionskraft des — meist benutzten — 
schweren Magnetsystems des Deklinatoriums ist hinreichend gross, um eine Einstellung auf mindestens 
±0/5 zu sichern. Das ist auch die Genauigkeit der Nonien-Angabe und Fernrohr-Leistung. Im Tagebuche 
sind gleichwohl vielfach auch kleinere Bruchtheile der Kreistheilung angegeben. Sie rühren her von der 
Schätzung und Mittelbildung der beiden Nonien-Angaben. Um ein Urtheil über die Sicherheit der Angaben 
des magnetischen Theodolithen zu ermöglichen, ist in sehr vielen Fällen der mittlere Fehler des Resultates 
berechnet. Indessen bezieht sich diese Zahl nur auf die Genauigkeit der Messung an sich. Die mit dem 
Deklinatorium gewonnene Grösse wird in ihrer absoluten Zuverlässigkeit noch beeinflusst durch innere — 
magnetische — Fehler des Instrumentes. Ich habe auf eine Untersuchung in dieser Richtung besonderes 
Gewicht gelegt, indessen nichts nachtheiliges entdecken und beobachten können. 
Reiht man 'Reisebeobachtungen an einander, die entweder an verschiedenen Orten oder an demselben 
Orte a^ix verschiedenen Zeiten angestellt wurden, so wird das Bild über räumliche oder zeitliche Aenderung 
des Erdmagnetismus beeinflusst durch Fehler in den Beobachtungen der Normalstation, und jener Einfluss 
ist völlig gleich diesen Fehlern. Wie gross die Zuverlässigkeit der Deklinations-Angaben der Lübecker 
Station sind, muss man ihren Jahres - Berichten entnehmen. Jedenfalls liegen die Fehler weit unterhalb 
derjenigen, die sonst für diese Reisebeobachtungen in Frage kommen. 
IV. Beschädigungen der Instrumente. 
Ich war von vorn herein darauf gefasst, dass Beschädigungen der Instrumente nicht unterbleiben 
würden, denn selbst bei aufmerksamster Behandlung und Aufsicht muss man bei Eisenbahnfahrten und 
Transporten die Sachen oft andern Leuten überlassen. In der That hat sowohl das Inklinatorium, wie der 
Schwingungs - Apparat und das Deklinatorium Schaden erlitten. An ersterem zersplitterte die Haupt- 
Glassclieibe. Das Instrument musste reparirt werden. Am Schwingungs - Apparat zerbrach bei unvor 
sichtigem Transport die Suspensions-Röhre. Für diese war stets Reserve da. Einmal wurde der Kasten, 
in dem der Apparat verpackt war, gänzlich zertrümmert, so dass ich das Ganze zurücklassen musste. Am 
Deklinatorium, das, wie oben erwähnt, seinen speziellen Aufgaben entsprechend — von sehr schwerer Kon 
struktion ist, lösten sich bei längerem Transport hin und wieder Schrauben. Durch das dann unvermeidliche 
Schlagen der frei gewordenen Instrumenttheile trat Schaden ein, wenn es nicht zeitig bemerkt wurde. 
Zweimal hat auf diese Weise das Instrument erhebliche Nachtheile erfahren, am bedeutendsten im August 
1886. Es liess sich aber jedesmal feststellen, dass sie nach Beendigung der Beobachtungen auf der Rück 
reise eingetreten waren. Auch der Stein, der das Magnetsystem auf der Spitze trägt, war zweimal 
beschädigt, einmal hatte die Politur gelitten, einmal hatte er einen Riss bekommen. Die Beobachtungen, 
auf welche dies Einfluss hätte haben können, zeigen jedoch keinerlei bemerkenswerthe Unsicherheit. Dagegen 
begann am 26. April 1889 der Magnet sich etwas unsicher einzustellen. Nach einer Mittheilung der See
	        
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