Dr. W. Schaper: Magnetische Aufnahme etc.
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oder West — mehrere Ablesungen gemacht, zwischen denen die Nadel durch Hochheben oder durch Näherung
eines magnetischen Körpers — gewöhnlich wurde das Taschenmesser des Beobachters dazu genommen —
oder endlich durch Klopfen in Bewegung gesetzt wurde. Eine bestimmte Reihenfolge in der Magnetisirung
der Nadeln ist nicht eingehalten. Es ist aber darauf geachtet, dass durch eine gleich grosse Anzahl von
Strichen bei der Ummagnetisirung möglichst gleiches magnetisches Moment erreicht wurde.
Die Intensitäts-Bestimmungen wurden durch Bestimmung der Schwingungsdauer eines Magnets gemacht.
Dieser Magnet war hohl und trug an dem einen Ende eine achromatische Linse, am andern eine Theilung
in Glas. Da der Magnet 10 cm lang ist, die Theilung etwa 2 mm umfasst und 20 Theile enthält, so hat
der Skalentheil einen Werth von rund 200 Bogensekunden. Der Magnet hing an vier Coconfäden, die etwa
25 cm lang waren. Der Schwingungskasten war aus Holz, im Anfries regelmässig achteckig und hielt etwa
IV2 Kubikdezimeter Raum. Im Jahre 1885 wurde vor diesem Kasten ein eisenfreier Theodolith in geringer
Entfernung aufgestellt, später war ein kleines magnetfreies Fernrohr direkt an ihm befestigt. Bei dieser
Anordnung konnte ich mich auf kleine Schwingungsweiten beschränken. Unregelmässigkeiten sind leicht zu
entdecken und die Durchgangszeiten lassen sich mit grosser Schärfe bestimmen. Ein in dem Schwingungs
kasten eingestecktes Thermometer sorgte für Kenntnisse der Temperatur. Als Zeitmesser ist entweder ein
Chronometer von Nardin oder eine Taschenuhr von Fick, die einen ausgezeichnet regelmässigen Gang
von etwa zwei Sekunden täglich hatte, verwendet.
Während hei der Beobachtung mittels Chronometer die Durchgangszeiten geschätzt wurden, sind bei
Benutzung des Taschen-Chronometers Fick im Jahre 1886 und Anfang 1887 diese Momente durch Arretiren
des mitspringenden Sekundenzeigers gewonnen. Da dieser Zeiger 0.2 Sekunden markirt und da nach Ver
gleichen mit einer halbe Sekunden schlagenden Uhr diese Sicherheit wirklich erreicht wird, so genügt die
angewandte Methode völlig allen Ansprüchen, die bei Bestimmung von Schwingungsdauern eines Magnets,
die etwa 7 Sekunden betragen, zu stellen sind. Es ist aber nicht möglich, jede Durchgangszeit zu fixiren.
Nach Gauss’ Vorgänge wurden die Beobachtungen zu mehreren in Sätzen zusammen gefasst, indem
sie auf eine mittlere, unter Zuhülfenahme einer genäherten Schwingungsdauer zurückgeführt wurden.
Meist sind so drei Sätze zu Anfang, ein Satz in der Mitte und drei Sätze zu Ende der Schwingungsversuche
gebildet; aus je einem Paare des Anfangs und des Endes folgt ein Werth für die Schwingungsdauer. Meist
sind drei Werthe für diese Grösse gewonnen und dann zu einem Mittel vereinigt- Auf diese Weise erhält
man eine Kontrole für die Rechnung und ein Maass für die Güte der Beobachtungen. In der letzten Hälfte
des Jahres 1887 sind auch mittels des Taschen-Chronometers von Fick die Sekunden fortlaufend gezählt
und ihre Theile geschätzt, da ich gefunden hatte, dass bei der gleichen Genauigkeit der Durchgangszeit-
Angabe die Durchgänge lückenlos beobachtet werden können.
Die Deklinations-Bestimmungen wurden im Jahre 1885 mit dem zu Schwingungs-Versuchen benutzten
Kollimator-Magnet und mit dem Theodolithen angestellt. Im Jahre 1886 und 1887 ist das Neumayersche
Marine-Deklinatorium benutzt. Ich sehe hier von einer Beschreibung ab; man findet solche im „Handbuch
der Nautischen Instrumente, herausgegeben vom Hydrographischen Amte der Kaiserl. Admiralität“, S. 259
und ff. Nur bemerke ich, dass im Frühjahr 1887 statt der dem Instrumente beigegebenen schweren
Doppelnadel, die, bekanntlich auf einer Spitze schwebt, eine leichtere Doppelnadel benutzt wurde, bei
der die Magnete dünner und die übrigen Konstruktions-Theile aus Alluminium gefertigt waren. Das Instru
ment ist für die Beobachtungen — wie alle nach Lamont’schen Prinzipien gebauten Deklinatorien — bequem,
der Transport war aber schwierig, weil das Gewicht unter Berücksichtigung der Zwecke bei der Marine
sehr gross war.
Die Beobachtungen sind meist zentrisch über den Steinen der Landes - Triangulation gemacht. Nur
wenn die Miren nicht sichtbar waren, sind exzentrische Aufstellungen gewählt und die nöthigen Zentrirungs-
Elemente gemessen. Unter diesen Umständen genügte zwar zur Bestimmung des Azimutes des Kreisnull
punktes eine einzige ihrer geographischen Lage nach bekannte Mire, indessen sind fast stets zur Kontrole
der Azimut-Rechnungen, der Kreis-Ablesungen u. s. w. mehrere Miren eingestellt. Nur in wenigen Fällen
ist ohne Anschluss an einen Triangulations - Stein eine Beobachtung vorgenommen. Dann ist der Auf
stellungsort aus drei — den nächstgelegenen — Miren und das Azimut, wenn möglich, von diesen un
abhängig aus entfernteren Miren bestimmt. Als Einstellungsobjekte dienten meist Kirchthürme mit ihren
Helmstangen, Knöpfen, Kreuzen u. s. w., seltener Schornsteine, ausnahmsweise konnten auch andere Dreieck-
Archiv 1889. 2.
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