No. 9
Magnetische Aufnahme des Küstengebietes zwischen Elbe und Oder,
ausgeführt von der
Erdmagnetischen Station zu Lübeck.
Herausgegeben von Dr. W. Schaper.
I. Einleitung.
Da sich am Ende des Jahres 1884 und Anfang 1885 zeigte, dass die auf der Lübecker Erdmagnetischen
Station erhaltenen Resultate der magnetischen Elemente mit den in Hamburg seitens der Seewarte ange-
stellten Beobachtungen nicht genügend harmonirten, wies der Direktor der Seewarte, Herr Geh. Admiralitäts
rath Dr. Neumayer, mit Nachdruck darauf hin, dass eine eingehendere Untersuchung dieser Thatsache
dringend wünschenswerth sei. Die Erdmagnetische Station zu Lübeck sah sich unerwartet schnell in der
Lage, der Erfüllung dieses Wunsches näher zu treten. Herr Geh. Rath Schering, der Direktor des Gauss’
Observatoriums zu Göttingen, stellte uns im Sommer des Jahres 1885 ein Meyersteinsches grosses Nadel-
Inklinatorium zu Verfügung. Der Senat und die Handelskammer zu Lübeck bewilligten auf Grund des von
der Station ausgearheiteten und von der Geographischen Gesellschaft eingereichten Gesuches genügende
Geldmittel für das in Rede stehende Unternehmen. Im Sommer des Jahres 1885 traf daher der Heraus
geber in Gemeinschaft mit Herrn G. Sack die Vorbereitungen für Reisebeobachtungen, und alsbald wurde
mit diesen selbst begonnen.
Zu Deklinations- und Intensitäts - Bestimmungen wurde 1885 benutzt ein Kollimatormagnet, der an
vier Coconfäden in einem hölzernen Kästchen hing, und ein eisenfreier Theodolith, der etwa 0.4 m vor
jenem aufgestellt ward. Die Inklinations-Bestimmungen wurden mit dem Meyerstein’schen Inklinatorium
ausgeführt.
Spät am Nachmittage des 16. September 1885 wurde in Gneversdorf bei Travemünde von mir die
Deklination und von Herrn Sack die Inklination bestimmt. Das Wetter war günstig. Am 27. desselben
Monats wurde etwas nördlich von Eutin auf freiem Felde die Deklination von mir zweimal, die Intensität
dreimal, die Inklination mit einer Nadel untersucht. Herr Sack machte eine vollständige Inklinations-
Bestimmung. Die Beobachtungen nahmen fast den ganzen Tag in.Anspruch, das Wetter war sehr günstig,
die Sonne durch Dunst verschleiert, dabei herrschte Windstille.
Von Eutin begaben wir uns bei schlechter sich gestaltendem Wetter nach Oldenburg in Holstein. Wir
Hessen am 28. September in der Frühe die Instrumente von dem uns begleitenden Arbeitsmanne nach dem
nahe gelegenen Lübbersdorf bringen, wo wir passende Aufstellungsorte fanden. Während ich dort wegen
des herrschenden heftigen Windes (Stärke etwa 6 / 12 ) nur mit Mühe eine Deklinations- und Intensitäts-Be
stimmung fertig brachte, gelang es Herrn Sack, an einem durch Bäume und das Terrain geschützten Orte
eine brauchbare Inklinations-Bestimmung zu erzielen. Am Abend desselben Tages fuhren wir nach Plön.
Den 29. September stellten wir auf dem Steinberge bei Plön die Instrumente auf. In der Frühe
hinderte Nebel jede Beobachtung, später klärte sich das Wetter auf und blieb günstig: Sonnenschein, wo
gegen wir unsere Sachen genügend schützten, und Windstille. Ich machte eine Deklinations-, eine Inten
sitäts- und eine Inklinations-Bestimmung mit zwei Nadeln. Herr Sack beobachtete ebenfalls die Inklination
Archiv 1889. 2.
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