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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1889 No. 1 —
VIII. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung II.
Beschaffung und Prüfung der nautischen, meteorologischen und magnetischen Instrumente
und Apparate. Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation.
Modell- und lnstrumenten-Sammlung.
Im vorhergehenden Abschnitt wurde schon der Errichtung und Einrichtung einiger neuen meteoro
logischen Stationen II. Ordnung durch die Seewarte in überseeischen Gebieten, und zwar vorzugsweise
in deutschen Kolonial-Besitzungen, gedacht (S. 15). Aus jenen Darlegungen ist zu ersehen, dass die
Anforderungen an die Direktion der Seewarte, welche sich auf Ausstattung solcher Stationen beziehen, auch
im Berichts-Jahre nicht unerhebliche waren. Der Abtheilung II fiel die Aufgabe zu, die betreffenden
Instrumente zu beschaffen, zu prüfen und für deren Uebersendung an die resp. Orte der Bestimmung alle
thunliche Sorge zu tragen. Es spricht sich in den stets sich mehrenden Bewerbungen von Privaten und
Behörden um die Erlangung guter und zweckentsprechender Instrumente etc. für überseeische Gebiete in
erfreulichster Weise das lebhafte Interesse der betheiligten Kreise an dem Fortgange der meteorologischen
Forschung aus. Die Direktion erachtete es denn auch für ihre Pflicht allen berechtigten, diesbezüglichen
Wünschen nach Möglichkeit Rechnung zu tragen, indem sie dabei von der Ueberzeugung ausging, dass der
Wissenschaft in Wirklichkeit nur alsdann ein Nutzen zugewendet wird, wenn Beobachtungen in überseeischen
Ländern in einheitlicher Weise, mit zuverlässigen Instrumenten und nach Instruktionen, welche im Einklang mit
den internationalen Abmachungen sind, also am zweckmässigsten in Anlehnung an ein wohlorganisirtes
System, ausgeführt werden. Die Deutsche Seewarte und ihr ausgedehntes Beobachtungssystem im Interesse
maritim-meteorologischer Forschung bietet hierfür die beste Gelegenheit und gewährleistet guten Erfolg.
Die der Abtheilung II dadurch zufallende Quote von erhöhter Leistung des Instituts ist an dieser Stelle
besonders zu betonen.
Im Laufe des Berichts-Jahres wurde seitens der Akademie der Wissenschaften in Berlin und des
Königl. Preuss. Unterrichts-Ministeriums eine Expedition ausgesandt, die die Aufgabe gestellt erhielt, die
Vertheilung und Eigenartigkeit des organischen Lebens im Gebiete des Atlantischen Ozeans näher zu
erforschen. Diese Expedition stand unter Leitung des Geh. Reg.-Rathes Herrn Professor Dr. Hensen und
trägt bekanntlich den Namen Plankton-Expedition. Auch den physikalischen Verhältnissen des Ozeans
und der darüber befindlichen Luft sollte, während der nur kurz bemessenen Dauer der Forschungsreise,
alle thunliche Beachtung zugewendet werden, und erging an die Direktion die Aufforderung, die Ziele und
Zwecke der Plankton-Expedition durch leihweise Ueberlassung von Instrumenten und Apparaten zu unter
stützen. Dem Ansuchen entsprechend wurde nicht nur eine Auswahl zu meteorologischen und hydrographischen
Zwecken dienende Ausstattung an Instrumenten zur Verfügung gestellt, es wurden vielmehr auch einige
Apparate zu bestimmten Zwecken anfertigen lassen und der Leitung der Expedition übergeben. Da sich
unter den Gelehrten der Plankton-Expedition auch Herr Professor Dr. 0. Krümmel befand, welcher früher
an der Seewarte thätig war und sich mit den Forschungs- und Beobachtungs- Methoden genau vertraut
gemacht hatte, so war mit Zuversicht vorherzusehen, dass eine vollständigere Ausstattung für die bezeich
nten wissenschaftlichen Zwecke auch ausgenützt werden würde. Unter den neu beschafften und konstruirten
Instrumenten befand sich namentlich auch ein Anemometer mit entsprechender Aufstellung an Bord, das die
Möglichkeit gewährte, in kürzeren oder längeren Zeitabschnitten die Windstärken zu beobachten und die
selben mit den nach der Beaufort’schen Skala geschätzten zu vergleichen. Die mit den nach Angabe des
Direktors konstruirten Apparate ausgeführten Beobachtungen werden an anderer Stelle eine Besprechung
finden, bei welcher Gelegenheit wohl auch die detaillirte Beschreibung der Einrichtung gegeben werden
wird. Das Gleiche gilt von einem Apparate für das Messen der Wellenhöhen mittels Aneroid-Vorrichtung.
Es wurde auch das von der Seewarte angegebene Chronometerspind mit wohlgeprüften Marine-Uhren, sowie
ein Sextant von besonderer Güte der Leitung der Expedition zur Verfügung gestellt. Ueber einige andere
beschaffte Instrumente wird weiter unten, sowie auch über die Unterstützung wissenschaftlicher Unter
nehmen berichtet werden.
Es sei noch in Kürze der Unterstützung einer anderen, wenigstens theilweise wissenschaftlichen Zwecken
dienenden Einrichtung Erwähnung gethan, welche die Direktion zu gewähren vermochte. Es bezieht sich