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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1888 No. 2 —
je nach der grösseren oder geringeren Anzahl der täglichen Beobachtungs-Stunden auch diese Werthe sich
ändern, so ist auf möglichst gleiche und umfangreiche Termine Bedacht genommen. In den früheren Jahren,
1880/84, konnten — besonders in den Wintermonaten — nur verhältnissmässig wenige Beobachtungen
gemacht werden. Seit November 1884 ist jedoch ziemlich regelmässig von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends
beobachtet. Leider mussten, ausser wenigen anderen Tagen, vom 14. August bis 7. September alle Beob
achtungen ausfallen.
Eine fortgesetzte Reihe solcher Beobachtungen anzustellen ist aber nur möglich, wenn der Kompass an
einem Orte fest aufgestellt bleiben kann. Hier ist derselbe jetzt mit einem von 2 Stützen getragenen Dache
versehen, das an der Beobachtungs-Seite (Norden) ganz, an der entgegengesetzten Seite aber nur so weit
offen ist, als zur Peilung des Kirchthurmes von Kenz nothwendig ist. Das Dach besteht aus zwei in Rahmen
eingelassenen Klappen, welche ausgehobeu werden können, falls Prüfungen des Kompasses nothwendig sind.
Die Stützen sind so breit, dass ein um sie gelegter Strop das Stativ des Kompasses nicht berührt, damit
Erschütterungen der Bedachung sich nicht der Nadel mittheilen können. Der Strop würde bei etwa ein
tretendem Unfälle den Kompass hindern umzustürzen. Vor Staub und Niederschlag ist der Kompass ausserdem
durch eine doppelte baumwollene Decke geschützt. Um auch hei solchem Wetter Beobachtungen zu erhalten,
wo das Peil-Objekt unsichtbar war, ist der Diopter-Kreis ziemlich fest auf den Glasdeckel geschraubt, so
dass eine Verschiebung desselben nicht allzuleicht Vorkommen kann. Ausserdem ist, etwa 15 Schritte von
dem Kompasse entfernt, eine Nothmire errichtet, wonach bedeutendere Aenderungen sich erkennen Hessen.
Waren Zweifel vorhanden, so wurden die Beobachtungen entweder ausgesetzt oder die Ablesungen verbessert,
wenn die Kirche wieder sichtbar wurde. Das Ablesen im Dunkeln wurde mit Hülfe einer kleinen runden
Messinglaterne bewirkt, welche auch auf genannte Mire gestellt und anvisirt werden konnte. Dach und
Bezug zusammen schützten in den meisten Fällen die von letzterem bedeckten Theile des Kompasses vor
Nebel und Rauhfrost; ob letzterer aber nicht auf der Pinne haftete, blieb bisweilen zweifelhaft. Ein Abnehmen
des Glasdeckels war bei solch einem Wetter ganz unthuulich, weil sogar das Lüften der Schutzdecke zum
Ablesen mit äusserster Vorsicht ausgeführt werden musste, damit Glasdeckel und Prisma vom Niederschlag
frei blieben. Es wurde dann — was auch sonst öfters geschieht — die Nadel abgelenkt, und es kam dann
vor, dass sie sich nicht auf denselben Theilstrich wieder einstellon wollte. Es musste dann eine Ablenknug
von 4 bis 6 Strich erfolgen und auch wohl wiederholt werden, um eine richtige Ablesung zu erhalten. Der
Kompass pflegte dann so lange richtig zu zeigen, wie die Rose auf der Pinne blieb, von welcher sie während
der Nacht abgehoben wurde. Auch zu anderen Zeiten kam Aehuliches vor, und half dann entweder dasselbe
Verfahren oder ein vorsichtiges Abwischen der ganzen Rose, der Pinne und des inneren Kompass-Kessels. Da
die einzige Oefl'nung des Kompasses die ist, wo hindurch der Hebel zum Abheben der Rose geht, so dürften
kleine Spinnen hier hineingelangt sein und Fäden gezogen haben. Dies ist um so wahrscheinlicher, als es
besonders im Frühjahre und Herbste dann vorkam, wenn Spinnfäden an allen Gegenständen hingen.
Die magnetische Kraft der Nadel scheint sich nicht geändert zu haben; die Rose braucht zu einer
Schwingung meistens noch dieselbe Zeit von durchschnittlich 8 Sekunden, wie früher. Ein Stumpfwerden
der Pinne tritt jedoch verhältnissmässig leicht ein. Nach den hier gemachten Erfahrungen verzögert man
dieses am Besten — abgesehen vom behutsamen Herablassen der Rose — wenn man die Pinne mit feinstem
Polirpulver in einem Leinwandlappen von Zeit zu Zeit nur zwischen den Fingern vorsichtig abdreht.
Nothwendig sind stets 2 Reserve-Pinnen, welche bei günstigen Gelegenheiten, zur Bestimmung der Ab
weichungen, öfters mit der im Gebrauche befindlichen ausgewechselt werden müssen. Ein Klopfen an das
Stativ oder den Kompass-Kessel ist stets zu vermeiden. Die Pinne leidet durch solche Erschütterungen;
auch stellt sich die Rose, wenn die Pinne nicht mehr ganz scharf ist, dadurch nie richtig ein, sondern den
Weg hin, wohin der Stoss gerichtet ist.
Der Kompass hat sich gut im Freien bewährt und es sind auch, trotz mancherlei Beschwerden, an
scheinend ziemlich befriedigende Beobachtungen erhalten. Diese sind am Schlüsse mit den Resultaten auf
geführt. Es ist auf volle Minuten abgelesen und auf eine Minute geschätzt worden. Wenn bei der Berechnung
auch die zweite Dezimal-Stelle der Minuten berücksichtigt ist, so ist dies nur der Gleichmässigkeit wegen
geschehen. Die Beobachtungen sind in die Stunden-Rubriken eingetragen und aus allen Ablesungen eines
Tages die Tages-Missweisung (das Mittel) gebildet, aber nur dann, wenn an allen 14 Stunden beobachtet
worden war. In den folgenden Vertikal-Spalten befinden sich von Tag zu Tag die Missweisungen aus den
in den Ueberschriften angeführten Stunden-Verbindungen. Am Schlüsse eines jeden Monats sind sämmtliche