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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1888 No. 1 —
anderen mehr normalen Witterungs-Verhältnissen nicht zu erreichen gewesen wäre. Die Versuche konnten
sich deshalb vom 26. Januar bis 4. Juni des Berichts-Jahres erstrecken.
Ueber das Resultat dieser Untersuchungen liegt, wie schon im vorigen Abschnitte erwähnt, ein ein
gehender Bericht vor, welcher in den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie zur Veröffent
lichung gelangen soll,*) weshalb es an dieser Stelle unnöthig erscheint, näher darauf einzugehen.
Der Umstand, dass es schwierig, wenn nicht unmöglich ist, innerhalb eines Chronometer-Gehäuses,
welches von der äusseren Luft abgeschlossen ist, die Feuchtigkeitsgrade mit Sicherheit zu bestimmen und
im praktischen Dienste die Chronometer den grossen Temperatur-Schwankungen, welchen sie während einer
Reise ausgesetzt sind, zu entziehen, liess es als zweckmässig erscheinen, den Versuch zu machen für die
Zwecke der Aufbewahrung von Marine-Chi onometern an Bord ein Spind zu konstruiren, welches die Möglich
keit gewährt, innerhalb desselben einen konstanten Feuchtigkeitsgrad zu erhalten. Andererseits ist es
unzweifelhaft von grosser Bedeutung, wenn die einzelnen Chronometer mit einem luftdichten Verschlüsse
versehen sind, welcher zwar nicht verhüten wird, dass in Folge der Temperatur-Schwankungen der
Feuchtigkeitsgrad ändert, wohl aber eine Verunreinigung von aussen zu verhüten vermag und zum mindesten
die Veränderung des absoluten Feuchtigkeits-Gehaltes im Innern auf ein geringstes Maass reduzirt.
Die im Berichts-Jahre ausgeführten diesbezüglichen Untersuchungen hatten zum Zwecke, die von Herrn
Professor Peters — früher in Kiel, jetzt in Königsberg — angeregten Fragen bezüglich des Einflusses
der Feuchtigkeit auf die Gänge der Chronometer zu wiederholen und möglicherweise das Gesetz dieses
Einflusses festzustellen. Dass mit solchen Zielen im Auge keine der vorerwähnten Schutz-Vorrichtungen
zur Anwendung gebracht werden durfte, kann wohl als selbstverständlich angesehen werden.
Das Resultat der Untersuchung lässt sich in folgenden Bemerkungen zusammenfassen: Man wird durch
die Uebereinstimmung der Thatsachen und Beobachtungen, wie sie sich aus der Diskussion der Beobacht
ungen ergeben hat, zu der Vermuthung geführt, dass die Empfindlichkeit der Chronometer gegen die Ein
flüsse der Feuchtigkeit ganz wesentlich durch den inneren Zustand des Instrumentes, vor Allem durch den
Grad der Verunreinigung und der Rostbildung an der Spirale bedingt wird. Je mehr die Zersetzung der
Metalltheile zunimmt, um so mehr wächst der Koeffizient des quadratischen Feuchtigkeits-Gliedes im posi
tiven Sinne. Wenn auch aus manchen Gründen dieses Resultat nicht als die Frage endgültig entscheidend
erachtet werden kann, so giebt es uns doch einen wichtigen Anhalt zur Bestimmung der Methode,
nach welcher fernerhin die Untersuchung fortgeführt werden sollte. Es musste Bedacht darauf genommen
werden, die Einflüsse der Feuchtigkeit auf die Chronometer-Werke durch eine der oben erwähnten Vor
richtungen möglichst auszuschliessen; welcher von den beiden der Vorzug zu geben sei, blieb durch fernere
Versuche zu entscheiden. Mit dem Eintritt der kalten Jahreszeit (November und Dezember 1888) wurde
mit den Versuchen zum Erproben von zweckmässigen luftdichten Chronometer-Verschlüssen begonnen. Zu
diesem Beliufe wurden 4 Chronometer-Gehäuse, welche in Folge eines Konkurrenz-Ausschreibens eingeliefert
worden waren, mit Bezug auf ihre Tauglichkeit im Lichthofe der Seewarte untersucht. Ein von F. Dencker,
Hamburg, eingeliefertes Modell erhielt als das zweckmässigste die dafür ausgesetzte Prämie von 200 M. Die
Versuche konnten am Ende des Berichts-Jahres abgeschlossen werden. Dabei muss jedoch hervorgehobeu
werden, dass die Frage, ob die luftdicht abgeschlossenen Chronometer-Gehäuse in Folge der durch diesen
Abschluss zeitweilig bedingten grossen Druck-Differenzen eine Deformation erleiden, was wiederum auf
die Gänge einen Einfluss äussern müsste, nicht erörtert worden ist. Es soll dies einer demnächst vor
zunehmenden Untersuchung Vorbehalten bleiben.
Gleichzeitig mit den in den letzten Worten angedeuteten Versuchen soll fernerhin auch die Zweck
mässigkeit des Chronometer-Spindes, von dem oben die Rede war, erprobt werden. Zu diesem Behufe
sowohl, wie zu der Erprobung der Wirksamkeit des luftdichten Verschlusses ist es nach Ansicht der Direktion
nur erforderlich, während einer Anzahl von Dekaden (etwa 3) die beiden Vorrichtungen, bezw. die mit
denselben versehenen Instrumente einem konstanten hohen Feuchtigkeitsgrade (etwa 80 oder 85%) ausgesetzt
zu erhalten. Dass die Temperatur konstant erhalten bleiben muss, wenn ein abschliessendes Resultat erzielt
werden soll, bedarf nach den vorhergegangenen Erörterungen keiner weiteren Betonung. Die Konstanz der
Feuchtigkeit wird sowohl die Versuche mit dem luftdichten Chronometer-Verschlüsse, wie jene mit dem
Chronometerspinde in wünschenswerther Weise vereinfachen, da man namentlich mit Beziehung auf die
*) Ist bereits geschehen im lieft III, Seite 107—118.