Skip to main content

Full text: 11, 1888

44 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1888 No. 1 — 
anderen mehr normalen Witterungs-Verhältnissen nicht zu erreichen gewesen wäre. Die Versuche konnten 
sich deshalb vom 26. Januar bis 4. Juni des Berichts-Jahres erstrecken. 
Ueber das Resultat dieser Untersuchungen liegt, wie schon im vorigen Abschnitte erwähnt, ein ein 
gehender Bericht vor, welcher in den Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie zur Veröffent 
lichung gelangen soll,*) weshalb es an dieser Stelle unnöthig erscheint, näher darauf einzugehen. 
Der Umstand, dass es schwierig, wenn nicht unmöglich ist, innerhalb eines Chronometer-Gehäuses, 
welches von der äusseren Luft abgeschlossen ist, die Feuchtigkeitsgrade mit Sicherheit zu bestimmen und 
im praktischen Dienste die Chronometer den grossen Temperatur-Schwankungen, welchen sie während einer 
Reise ausgesetzt sind, zu entziehen, liess es als zweckmässig erscheinen, den Versuch zu machen für die 
Zwecke der Aufbewahrung von Marine-Chi onometern an Bord ein Spind zu konstruiren, welches die Möglich 
keit gewährt, innerhalb desselben einen konstanten Feuchtigkeitsgrad zu erhalten. Andererseits ist es 
unzweifelhaft von grosser Bedeutung, wenn die einzelnen Chronometer mit einem luftdichten Verschlüsse 
versehen sind, welcher zwar nicht verhüten wird, dass in Folge der Temperatur-Schwankungen der 
Feuchtigkeitsgrad ändert, wohl aber eine Verunreinigung von aussen zu verhüten vermag und zum mindesten 
die Veränderung des absoluten Feuchtigkeits-Gehaltes im Innern auf ein geringstes Maass reduzirt. 
Die im Berichts-Jahre ausgeführten diesbezüglichen Untersuchungen hatten zum Zwecke, die von Herrn 
Professor Peters — früher in Kiel, jetzt in Königsberg — angeregten Fragen bezüglich des Einflusses 
der Feuchtigkeit auf die Gänge der Chronometer zu wiederholen und möglicherweise das Gesetz dieses 
Einflusses festzustellen. Dass mit solchen Zielen im Auge keine der vorerwähnten Schutz-Vorrichtungen 
zur Anwendung gebracht werden durfte, kann wohl als selbstverständlich angesehen werden. 
Das Resultat der Untersuchung lässt sich in folgenden Bemerkungen zusammenfassen: Man wird durch 
die Uebereinstimmung der Thatsachen und Beobachtungen, wie sie sich aus der Diskussion der Beobacht 
ungen ergeben hat, zu der Vermuthung geführt, dass die Empfindlichkeit der Chronometer gegen die Ein 
flüsse der Feuchtigkeit ganz wesentlich durch den inneren Zustand des Instrumentes, vor Allem durch den 
Grad der Verunreinigung und der Rostbildung an der Spirale bedingt wird. Je mehr die Zersetzung der 
Metalltheile zunimmt, um so mehr wächst der Koeffizient des quadratischen Feuchtigkeits-Gliedes im posi 
tiven Sinne. Wenn auch aus manchen Gründen dieses Resultat nicht als die Frage endgültig entscheidend 
erachtet werden kann, so giebt es uns doch einen wichtigen Anhalt zur Bestimmung der Methode, 
nach welcher fernerhin die Untersuchung fortgeführt werden sollte. Es musste Bedacht darauf genommen 
werden, die Einflüsse der Feuchtigkeit auf die Chronometer-Werke durch eine der oben erwähnten Vor 
richtungen möglichst auszuschliessen; welcher von den beiden der Vorzug zu geben sei, blieb durch fernere 
Versuche zu entscheiden. Mit dem Eintritt der kalten Jahreszeit (November und Dezember 1888) wurde 
mit den Versuchen zum Erproben von zweckmässigen luftdichten Chronometer-Verschlüssen begonnen. Zu 
diesem Beliufe wurden 4 Chronometer-Gehäuse, welche in Folge eines Konkurrenz-Ausschreibens eingeliefert 
worden waren, mit Bezug auf ihre Tauglichkeit im Lichthofe der Seewarte untersucht. Ein von F. Dencker, 
Hamburg, eingeliefertes Modell erhielt als das zweckmässigste die dafür ausgesetzte Prämie von 200 M. Die 
Versuche konnten am Ende des Berichts-Jahres abgeschlossen werden. Dabei muss jedoch hervorgehobeu 
werden, dass die Frage, ob die luftdicht abgeschlossenen Chronometer-Gehäuse in Folge der durch diesen 
Abschluss zeitweilig bedingten grossen Druck-Differenzen eine Deformation erleiden, was wiederum auf 
die Gänge einen Einfluss äussern müsste, nicht erörtert worden ist. Es soll dies einer demnächst vor 
zunehmenden Untersuchung Vorbehalten bleiben. 
Gleichzeitig mit den in den letzten Worten angedeuteten Versuchen soll fernerhin auch die Zweck 
mässigkeit des Chronometer-Spindes, von dem oben die Rede war, erprobt werden. Zu diesem Behufe 
sowohl, wie zu der Erprobung der Wirksamkeit des luftdichten Verschlusses ist es nach Ansicht der Direktion 
nur erforderlich, während einer Anzahl von Dekaden (etwa 3) die beiden Vorrichtungen, bezw. die mit 
denselben versehenen Instrumente einem konstanten hohen Feuchtigkeitsgrade (etwa 80 oder 85%) ausgesetzt 
zu erhalten. Dass die Temperatur konstant erhalten bleiben muss, wenn ein abschliessendes Resultat erzielt 
werden soll, bedarf nach den vorhergegangenen Erörterungen keiner weiteren Betonung. Die Konstanz der 
Feuchtigkeit wird sowohl die Versuche mit dem luftdichten Chronometer-Verschlüsse, wie jene mit dem 
Chronometerspinde in wünschenswerther Weise vereinfachen, da man namentlich mit Beziehung auf die 
*) Ist bereits geschehen im lieft III, Seite 107—118.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.