34
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 18SS No. 1 —
IX. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung III.
Pllege der Willerungskunde, der Küsten-Meteorologie und des Slurmwarnungswesens
in Deutschland.
Der Wirkungskreis der Abtheilung III erhielt auch in diesem Jahre insofern eine Erweiterung, als von
Seiten der Provinzial-Regierungen in Schleswig und Pommern neue Signalstellen errichtet wurden, welchen
regelmässig die Sturmwarnungen der Seewarte zugingen.
Die Pflege der ausübenden Witterungskunde, sowohl in Beziehung auf die Küste, als auch auf das
Binnenland, wurde nach denselben Grundsätzen wie im Vorjahre durchgeführt, in der Ueberzcugung, dass
der schon seit Bestehen der Institution eingeschlagene Weg nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft als
der geeignetste erscheint, die Witterungskunde für das praktische Leben fruchtbar zu machen.
Vor nun etwa 6 Jahren wurden die Gutachten auf Grundlage der gewonnenen Erfahrungen über die
Wirksamkeit des Sturmwarnungswesens von den Vorständen der Signalstellen und von anderen gut unter
richteten, sachverständigen Personen von der Direktion der Seewarte eingeholt, die darauf eingelaufenen
Berichte einer sorgfältigen Diskussion unterworfen und die Ergebnisse der letzteren in der Monatlichen
Uebersicht der Witterung veröffentlicht. Dieses Vorgehen der Direktion war von guten Erfolgen begleitet,
indem verschiedene wichtige Anhaltspunkte gewonnen wurden für den weiteren Ausbau des Sturmwarnungs
wesens. Am Ende des Berichts-Jahres, nachdem mit fortschreitender Wissenschaft neue Erfahrungen auf
dem Gebiete des Sturmwarnungswesens gesammelt waren, erschien es der Direktion zweckmässig, abermals
die Gutachten von Sachverständigen cinzuholen und kam daher ein Zirkular mit den nachfolgend be
nannten Fragen zur Versendung:
1. Welches Urtheil hat sich bei der Küsten-Bevölkerung Ihrer Gegend über das Sturmwarnungswesen
herausgebildet V
2. Werden die Sturmwarnungen von den verschiedenen Klassen der Küsten-Bevölkerung, von Fischern,
von vorbeifahrenden Schiffern etc. beachtet, und in wiefern?
3. Lässt sich nachweisen oder annehmen, dass durch Beachtung der Sturmwarnungen Schaden irgend
welcher Art verhütet wurde? Angaben einzelner Fälle wären sehr erwünscht.
4. Ist für schnelle und möglichst allseitige Bekanntmachung in Ihrer Gegend hinreichend gesorgt, oder
könnten hier noch Verbesserungen getroffen werden, und welche?
5. Wann kommen die am Abend 8 l /2 Uhr ausgegebenen Warnungen an Ihrer Signalstelle an?
6. Wünsche und Vorschläge.
Die Antworten auf die obigen Fragen sind zwar bis jetzt in dankenswerther und sehr umfangreicher
Weise bei der Direktion eingelaufen, es erscheint aber demungeachtet nicht für zweckmässig, im gegen
wärtigen Jahres-Berichte über die Ergebnisse dieser Bundfrage eingehendere Mittheilungen zu machen.
Indessen sei schon jetzt bemerkt, dass die eingelaufenen Gutachten sich alle dahin aussprechen, dass die
Sturmwarnungen von der Küsten-Bevölkerung als eine sehr nützliche Einrichtung angesehen und dass
die Warnungs- Signale von dem dabei interessirten Publikum allgemein beachtet werden. Hervorzuheben
ist, dass das Verständniss für die Einrichtungen der Seewarte beim Publikum immer mehr zunimmt und
erblicken wir gerade in diesem Umstande eine Ermuthigung, in der eingeschlagenen Richtung zu verharren.
Eine andere Erweiterung ihrer Thätigkeit erwuchs der Abtheilung III dadurch, dass mündliche und
schriftliche Anfragen Seitens der Behörden und Privatpersonen über die in Hamburg und Umgebung an
bestimmten Tagen beobachtete Witterung im Berichts-Jahre sich erheblich vermehrten.
Es ist schon in einem der früheren Abschnitte dieses Berichtes eine genaue Uebersicht über die von
sämmtlichen Abteilungen veranlassten oder ausgeführten Inspizirungen der Nebenstellen gegeben worden.
Es mag daher an dieser Stelle anzuführen genügen, dass in der Zeit vom 14.—27. Mai durch den Hülfsarbeiter
Herrn Dr. Gross mann Memel, Pillau, Neufahrwasser, Rügenwaldermünde, Kolbergermünde u. Wustrow inspizirt
worden sind. Vom 22. Juni bis 5. Juli besuchte der Abtheilungsvorstand Herr Dr. van Bebber Swinemünde,
Greifswalder Oie, Stralsund, Warnemünde, Wismar, Travemünde, Kiel, Aarösund, Flensburg und Keitum.
Zu Zwecken eigener Information und im Aufträge der Direktion besuchte der Assistent Herr Dr. E. Herrmann
die Zweig-Stellen der Seewarte Marienleuchte, Friedrichsort, Schleimünde, Glückstadt und Tönning. Es war