Dr. Hugo Meyer: Die Niederschlags-Verhältnisse von Deutschland etc.
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dieser Orte seinen Grund. Karlsruhe liegt auf der Luv- und Regenseite des Schwarzwaldes, Höchenschwand
ist Höhenstation, 1012 m über dem Meere, und Friedrichshafen liegt am Nordostufer des Bodensees am
Fusse der schwäbisch-bayrischen Hochebene in 413 m Meereshöhe; weniger ist Stuttgart durch lokale
Bedingungen beeinflusst. — Im Grossen und Ganzen stimmt die Regenvertheilung nach Tabelle 1, insbesondere
für den Jahresdurchschnitt, mit den Regenkarten von Wild (1. c.) überein, nur für den Frühling und
Sommer finden sich an der Ostseeküste nicht unerhebliche Abweichungen.
Die Stationen der Nordsee und Kiel haben in der jährlichen Periode das Maximum im Herbst, überall
sonst fällt dasselbe in den Sommer, und zwar tritt es im Westen früher ein als im Osten. Genauer ist in
Borkum, Keitum, Kiel der Oktober der regenreichste Monat, an den übrigen Orten der Juli oder August,
doch zeigen sich sowohl dort im Juli und August wie an den weniger kontinental gelegenen Orten im
Oktober sekundäre Maxima (vergl. Fig. 1), so dass hier der Uebergang von einem Typus zum andern
schön zur Anschauung kommt. Den Charakter der Uebergangs-Stationen trägt auch Friedrichshafen. —
Das Minimum der Regenmenge fällt an der Nordsee in den Frühling, sonst in den Winter, auch hier ist
der Uebei'gang durch sekundäre Minima im Dezember bezw. im April angedeutet.
Diese Resultate befinden sich mit den aus langjährigen älteren Beobachtungen abgeleiteten Karten
über die Regen Verhältnisse Deutschlands in guter Uebereinstimmung, vergl. z. B. die von Koppen in
Hann’s Atlas der Meteorologie (Gotha 1887).
Die Amplitude ist, von dem grossen Werthe in Keitum und dem kleinen in Berlin abgesehen, in
Norddeutschland überall ziemlich dieselbe; in Süddeutschland, auch in dem relativ regenarmen Stuttgart,
ist sie bedeutend grösser.
Die in dem Zeiträume 1876—1885 beobachteten Extreme der monatlichen Niederschlags
mengen und deren Abweichungen von den bezüglichen auf Normallänge nicht reduzirten Mittelwerthen
finden sich in Tabelle 3, und Tabelle 4 giebt dazu die absolute Schwankung der monatlichen Höhe als die
Summe der positiven und der negativen Anomalie. Weder bei den Maximis noch bei den Minimis tritt
eine ausgeprägte jährliche Periode zu Tage, nur ganz im Allgemeinen kann man sagen, dass die grössten
Abweichungen, positive wie negative, durchgehends in der wärmeren Jahreszeit beobachtet wurden, woraus
dann folgt, dass die absolute Schwankung im Sommer meist grösser ausfällt als im Winter; übrigens ist,
wie bei der Kürze der Beobachtungsreihen kaum anders zu erwarten, die jährliche Kurve der Schwankung
eine recht unregelmässige. Zwischen den verschiedenen Orten treten kaum nennenswerthe Beziehungen
hervor, nur die drei regenreichsten Stationen zeigen eine ausserordentlich grosse Schwankung.
Die grösste Niederschlagshöhe eines Monats, welche an unseren Stationen gemessen wurde, betrug
552.7 mm, nämlich im Oktober 1880 zu Höchenschwand; sieht man von dieser Höllenstation ab, so folgt
Friedrichshafen mit 361 mm im September 1882, mehr als 200 mm sind nur an drei Orten vorgekommen,
nämlich zu Karlsruhe in 7, zu Friedrichshafen in 5 und zu Höchenschwand iu 10 verschiedenen Monaten,
an den übrigen Stationen ist diese Höhe in jenen 10 Jahren in keinem Monate erreicht; dass sie aber
auch hier bisweilen vorkommt, hat Hellmann (1. c.) bewiesen. — Die kleinste Regenmenge eines Monats
betrug 1.8 mm zu Keitum im Mai 1876, darauf folgt Borkum mit 2.7 mm im Juli 1885. Die einzigen
Orte, an denen das Minimum nicht unter 10 mm gesunken ist, sind Karlsruhe und Friedrichshafen.
Eine Vergleichung der positiven Abweichungen mit den negativen (Tabelle 3) zeigt das interessante
Resultat, dass in Süddeutschland immer, in Norddeutschlaud fast immer die positive Abweichung grösser ist
als die negative. Die wenigen Fälle, in denen in Norddeutschland die positive Abweichung die kleinere
ist, treten in der wärmeren Jahreszeit auf (ein Fingerzeig dafür, dass bei grosser Regenmenge die Existenz
der unteren Grenze für die negative Anomalie praktisch ohne Bedeutung werden kann), der Unterschied
ist dann meist nur klein. Hiernach wird die Grösse der Schwankung durch abnorm starken Regenfall
bedingt, und nicht durch anhaltende Dürre (vergl. die Einleitung).
Die Extreme der täglichen Niederschlagsmengen sind in Tabelle 5 zusammengestellt. Auch
hier findet sich nach dem vorliegenden Materiale noch keine deutliche jährliche Periode, im Allgemeinen
fallen die grössten täglichen Regenmengen während der wärmeren Jahreszeit. Mehr als 100 mm an einem
Tage sind nur in Friedrichshafen (11. Juni 1876 und 18. Sept. 1882) und in Höchenschwand (16. Febr. 1876
und 27. Oktbr. 1880) niedergegangen. Borkum, Keitum und Berlin blieben am weitesten hinter diesen
Extremen zurück.
Archiv 1888. 6.