No. 5.
Ueber die Volumina der in die barometrischen Minima und Maxima
hinein- und aus denselben herausströmenden Luft.
Von Dr. Vettin in Berlin.
Der hier folgenden Untersuchung, die sich zwei in letzterer Zeit veröffentlichten Aufsätzen*) über
Richtung der Luftströmungen im Bereich barometrischer Minima und Maxima anschliesst, liegen Beobacht
ungen von Richtung, Höhe und Geschwindigkeit des Wolkenzuges, welche ich während der Zeit vom
April 1882—88 gemacht hatte, zu Grunde, desgleichen von Richtung und Stärke des Windes, wie solche
in demselben Zeitraum von der Berliner Meteorologischen Station mitgetheilt sind.
Die Methode, nach welcher die Wolkenbeobaclitungon angestellt wurden, habe ich schon früher
beschrieben**) und da die betreffenden Aufsätze manchem Leser nicht zur Hand sein dürften, mag es erlaubt
sein, hier zuvor auf das Hauptsächlichste derselben hinzuweisen.
Sie besteht im Wesentlichen darin, dass zuerst aus der Zeit, in welcher die Wolken einen bestimmten
Winkel am Himmel zurückgelegt, die Geschwindigkeit berechnet wurde für den Fall, dass die Wolken in
der Höhe einer Meile (24000 Fuss) sich bewegten (projizirte Geschwindigkeit C'). Wo es irgend anging,
wurde nun entweder die wirkliche Geschwindigkeit C aus dem Laufe des Schattens bestimmt, woraus sich
/ C
alsdann die wirkliche Höhe H ergab i H = ^7X24000'
j, oder besonders beim Cirrus die wirkliche Höhe H
aus der Zeit, wo die Wolke zuerst vor Sonnenaufgang oder zuletzt nach Sonnenuntergang noch beschienen
war, woraus alsdann die wirkliche Geschwindigkeit C berechnet werden konnte ^(7 =
Messung der Winkelgeschwindigkeit geschah
C'XH
')•
24000 V - Die
mittelst einer für diesen Zweck besonders eingerichteten
Camera obscura, die, auf einem Stativ ruhend, sich nach jeder beliebigen Gegend des Himmels richten liess.
Jede Wolke, die gemessen, wurde auch gezeichnet und kurz charakterisirt. Dabei stellte sich heraus,
dass gewisse sicher zu unterscheidende Wolkenformen in ganz bestimmten Regionen der Atmosphäre und
nur da Vorkommen, und ferner, dass eine jede dieser Formen in der ihr zugehörigen Region nicht durchweg
gleich oft sich vorfindet, sondern dass sie in einer Gegend, die der mittleren Höhe der Wolkenart entspricht,
auch zugleich am häufigsten und von da aus nach der oberen und unteren Grenze successive immer seltener
zur Beobachtung kommt. Die Wolken der untersten Schicht („unteres Gewölk“, ■~*-) haben ein lockeres nebel
artiges gleichförmig beleuchtetes Ansehen, ihre Umrisse sind unbestimmt, die scheinbare Bewegung ist meist
auffallend schnell. Sie finden sich in einer Region zwischen 500—4000 F'uss Flöhe, 81 Proz. zwischen 1 bis
3000', die mittlere Höhe betrug 1600', am häufigsten wurden sie zwischen 1 und 2000 Fuss Höhe beobachtet.
Die nächst höhere Schicht bilden „die Wolken“ (-~~-.). Sie haben eine geballte Form, gut begrenzte
Umrisse und wegen ihrer dichteren Beschaffenheit setzen sich Licht und Schatten deutlich von einander
ab. Kommen sie mit dem unteren Gewölk gleichzeitig am Himmel vor, so sieht man das „untere Gewölk“
stets unter den „Wolken“ und allermeist mit anderer Geschwindigkeit fortziehen und demnach von den
Wolken durch einen ganz freien Zwischenraum getrennt.
Die Wolken fand ich in einer Region zwischen 1000 und 9000 Fuss, 77 Proz. zwischen 2—5000 Fuss,
die meisten zwischen 3 und 4000 Fuss. Ihre mittlere Höhe berechnete sich zu 3800 Fuss.
Die nächst höhere Schicht der „Wölkchen“ ("X"') unterscheidet sich sehr wesentlich von den beiden
tieferen Schichten durch das truppweise Vorkommen und durch die Anordnung derselben in Reihen. Die
einzelnen Wölkchen sind bald lockerer, bald geballter, und würden sich daher nicht sicher von einem kleineren
*) Meteorol. Zeitschr., Sept. 1886, S. 302 u. f. und Juni 1887, S. 214 u. f.
**) Oesterr. Meteorol. Zeitschr., 1SS2, S. 267—275 und S. 351—358, ferner 18S3, S. 92—97 und S. 162—165.
Archiv 1888. 5.
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