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Full text: 10, 1887

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intensiver den allein richtigen Weg des Experiments für deren Lösung betreten. Die zahlreichen und ver 
schiedenartigen eingeführten Thermometer-Beschirmungen sind ganz vorwiegend auf Analogie-Schlüsse und 
theoretische Voraussetzungen begründet. Der Gegenstand ist aber so komplizirt und die Theorie dessel 
ben sowie die erforderlichen Konstanten sind noch so wenig festgestellt, dass die anscheinend berechtigt 
sten Erwartungen gelegentlich durch die Erfahrung in überraschender Weise widerlegt werden. So seltsam 
es klingt, sind wir also über die genauere Bedeutung der Millionen von Thermometer-Notirungen, welche 
alljährlich gemacht werden, noch sehr im Unklaren. Einen kleinen Beitrag zur Klärung der einschlägigen 
Fragen sollen auch die im Folgenden beschriebenen Beobachtungen liefern, welche in den Jahren 1872, 73, 
78/79, 82, 85 und 86 von mir oder auf meine Veranlassung angestellt worden sind. Zugleich kann ich 
durch die Güte des Herrn Direktor Dr. Neumayer die Resultate verwandter Versuche aus dem Jahre 1858 
mittheilen. 
Da wir, um die stets nur kleinen lokalen Unterschiede in der wirklichen Lufttemperatur feststellen zu 
können, zunächst wissen müssen, in wie weit wir die Temperatur des Thermometers derjenigen des seine 
Kugel umspülenden Mediums gleichsetzen können, so wollen wir die beiden Fragen 1) und 2) in der obigen 
Reihenfolge behandeln. Eine scharfe Auseinanderhaltung derselben ist zwar in den meisten Fällen unmög 
lich; dennoch muss ihre thunlichste Trennung unsere wichtigste Aufgabe sein, wenn wir zu Resultaten von 
allgemeiner Gültigkeit kommen wollen. 
I. Versuche über den Einfluss von Strahlung auf verschiedenartige Thermometer 
und Beschirmungen. 
a) Vorversuche. Im Sommer 1885 und im Frühling 1886 stellte ich in meinem Garten zu Eimsbüttel, 
Schulweg 4, an einigen Sonntagen mit kräftigem Sonnenschein ausser den unter B. zu schildernden Be 
obachtungen über lokale Temperatur-Unterschiede eine Anzahl orientirender Versuche über den Einfluss 
verschiedener Beschirmungen auf die Angaben der Thermometer an. Es würde zu weit führen, über die 
selben im Einzelnen zu berichten. Aus ihnen lernte ich zuerst die den Strahlungs-Einfluss erhöhende Wir 
kung der meisten Beschirmungen kennen, insbesondere erwiesen sich Schutzvorrichtungen —• Gehäuse oder 
auch offene Schirme —• aus Papier oder Pappe als sehr ungünstig, ob sie nun weiss oder dunkel, durch 
scheinend oder undurchscheinend sein mögen. Eine dünne blanke Stahlhiilse, welche genau auf das zylin 
drische Gefäss des Thermometers passte, erhöhte seine Empfindlichkeit gegen Strahlung ebenfalls bedeutend. 
Aus Vergleichen gleicher Thermometer, deren eines frei in der Sonne, das andere daneben beschützt war, 
welche ich am 23. April 1886 anstellte, ergab sich das Folgende. Nach 20 Vergleichen zwischen 12' 1 und 
l h erhöht die Stahlhülse um das Thermometer-Gefäss die Sonnemvirkung um 0.48° C; nach 8 Vergleichen 
zwischen l h 30 m und 2 h um 0.80°; ein Papiergehäuse um das Thermometer mit Stahlhülse erhöhte die Diffe 
renz nach 20 Vergleichen zwischen 1 und l'/j p auf l.o°; nach 5 Vergleichen ohne Stalhülse gegen 4 p 
bedingte das Papiergehäuse sogar einen Ueberschuss von 1.2° C, während ein Karton (Hutschachtel) die Anga 
ben nur um 0.4° erhöhte gegen das frei in der Sonne hängende Thermometer, 0.6° weniger, als gleichzeitig 
das Papiergehäuse (beide waren nach unten offene Zylinder von resp. 10 und 25 cm Durchmesser). 
Diese Wahrnehmungen waren für mich sehr überraschend. Bekanntlich hat eine Reihe von Gelehrten 
— besonders in den letzten Jahren — mit Erfolg versucht, das Thermometer gegen Strahlung unempfindlicher 
zu machen durch Bedeckung des Gefässes mit einer dünnen, polirten Metallschicht; ich hatte erwartet, durch 
die dünne Stahlhülse Aehnliches, wenn auch minder Günstiges, zu erreichen, wenn auch unter einiger Ein 
busse an Empfindlichkeit des Thermometers gegen schnelle Aenderungen. Statt dessen erwies sich der 
Einfluss der Strahlung bei aufgeschobener Hülse grösser. Obwohl die Aenderungen des Thermometers 
nicht erheblich abgestumpft schienen, kann diese Wirkung doch nur in der erschwerten Wärmeleitung 
zwischen Gefäss und Luft ihre Ursache haben. Ebenso unerwartet war die ungünstige Wirkung der Papier 
schirme, da mehrere Gelehrte, wie Professor Wollny und Ritter von Lorenz, dieselben angewandt und 
empfohlen haben. 
Lehrreich war auch eine Reihe von Beobachtungen unter baumwollenen und seidenen Schirmen. Unter 
einem gewöhnlichen schwarzen Regenschirm, welcher in der normalen Lage in der Sonne aufgehängt ist, 
nimmt das Thermometer um so höhere Stände an, je höher es angebracht ist, zeigt aber selbst weit unten
	        
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