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Hafen-Telegramme und der Sturmwarnungen. Diese Witterungs-Nachrieilten wurden in einem an dem Ge
schäftshause der genannten Firma auf dem Neuenwall angebrachten Wetterkasten der Seewarte ausgestellt.
Telegramme zur Konstruktion von Wetterkarten nach ausserhalb Hamburgs. In diesem Theile des
Dienstes der Abtheilung III trat keine Aenderung ein.
III. Tägliche Bericht-Erstattung in Hamburg und Altona und Herstellung von Zeitungs-Wetterkarten überhaupt.
Auch mit Beziehung auf diesen Dienstzweig der Abtheilung III sind Aenderungen im Laufe des Be
richts-Jahres nicht zu verzeichnen.
IV. Tägliche Wetter-Prognosen und Verbreitung derselben in Deutschland.
Die Aufstellung, Verbreitung, Veröffentlichung und Statistik der Prüfung der Wetterprognosen geschah
ganz in gleicher Weise, wie im Vorjahre. Eine eingehende Prüfung der Wetterprognosen wurde für 1886
durchgeführt und die Ergebnisse derselben in einem Beihefte zum Monats-Berichte der Deutschen Seewarte
veröffentlicht.
Der volle Titel der Broschüre, welche im Buchhandel auch separat zu beziehen ist, lautet:
Beiher, Dr. J. van. Die Ergebnisse der Wetterprognosen im Jahre 1886 nach den tabellarischen Zusammen
stellungen in den Monats-Berichten der Deutschen Seewarte 1886. Hamburg, 1887. 8°.
Es mögen hier die wesentlichsten Ergebnisse, wie sie auf Seite 22 der obigen Broschüre enthalten sind,
Aufnahme finden. Dieselben sind:
1) Die Wahrscheinlichkeit des rein zufälligen Eintretens einer Witterungserscheinung ist nicht 50 pCt,
(trenn 100 pCt. die volle Gewissheit bezeichnet) sondern liegt im Allgemeinen zwischen sehr weiten
Grenzen. Eine Berücksichtigung des reinen Zufalls ist für Beurtheäung des Erfolges oder Miss
erfolges der Prognosen unbedingt nothwendig.
2) Die Erhaltungstendenz des Wetters ist zwar bei Aufstellung von Wetterprognosen nicht zu ver
nachlässigen, allein Prognosen, welche nur auf Erhaltungstendenz basirt sind, haben keinen, oder
doch nur bedingten Werth. Bei der Prognosenstellung ist das Hauptaugenmerk auf die Vorhersage
des Witterungswechsels zu legen. Dass dieses bei den Wetterprognosen der Seewarte wirklich
der Fall war, geht aus der vorhergehenden Untersuchung deutlich hervor.
3) Bei der Anwendung der Ausdrücke in der Prognose „normale Temperatur“, „unveränderte Tem
peratur“, „veränderliche Bewölkung“ ist es gerathen, ganz besonders vorsichtig zu sein.
4) Die Prognosen der Seewarte haben eine reelle Basis und können ziffernmässig einen nennbaren
Erfolg aufiveisen.
5) Die Zahlemverthe für die Prozentzahl der Treffer sind für die drei Prognosengebiete, nämlich
Nordwest-, Ost- und Süddeutschland, nahezu gleich und hieraus folgt, dass der Werth der Lokal
indizien meistens überschätzt worden ist.
Mit Bezug auf die Form, in welcher diese Prognosen-Prüfung im Monats-Berichte der Seewarte aus
geführt wird, sei es gestattet, auf den Jahres-Bericht 1886, Seite 84 und 35, zu verweisen.
Die Prüfung der Prognosen wird für das Jahr 1887 ganz in derselben Weise durchgeführt, wie für
das vorhergehende Jahr und sollen die Ergebnisse derselben seinerzeit veröffentlicht werden.
V. Aussergewöhnliche Mittheilungen, Sturmwarnungen.
Wie schon weiter oben bemerkt, wurden Seitens der Provinzial-Behörden und Privaten Signalstellen
errichtet, durch welche die Mittheiluug von Sturmwarnungen und Witterungs - Thatbeständen in noch aus
gedehnterem Maasse, wie bisher durch die schon errichteten Stellen dieser Art und durch die Signalstellen
der Seewarte, geschehen konnte. Während in Beziehung auf die letzteren eine Erweiterung oder Ausdehnung
nicht zu verzeichnen ist, traten zu der ersteren Gattung 6 neue Stellen hinzu, nämlich: am 24. März
Wehrdamm, am 1. April Nest bei Gross-Möllen, am 18. August Meiers Legde, Burgstaken und
Orth, am 9. November Coserow.
Im Uebrigen verweisen wir auf die betreffenden Ausführungen im letzten Jahres-Berichte, Seite 35 u. 36.
Die beiden folgenden Tabellen sind dem Monats-Berichte der Deutschen Seewarte (Jahrg. XII) entlehnt
und gewähren einen Einblick in die Erfolge des Sturmwarnungswesens an den deutschen Küsten.