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Nach Angabe des Direktors der Seewarte wurde von G. Hechelmann-Hamburg für das Institut ein
einfacher magnetischer Reise-Apparat konstruirt. Da dieses Instrument erst gegen Ende des Berichts-Jahres
abgeliefert werden konnte, demnach Untersuchungen damit nicht angestellt wurden, so wird dessen Be
sprechung im Einzelnen zweckmässiger Weise erst im nächsten Jahre erfolgen.
Die Anzahl der hei der Abtheilung im Laufe des Berichts-Jahres eingegangenen oder durch dieselbe
erledigten Schriftstücke beträgt etwa 250.
Bestimmung des Normalstandes des Barometers der Seewarte. Im Jahre 1876 hatte
die Direktion auf Veranlassung der Kaiserlichen Normal-Aichungs-Kommission den bis zu jenem Zeit
punkte angenommenen Normalstand des Barometers geändert. Eine eingehende Untersuchung, welche
Seitens des Direktors über die Normalstände der Barometer in verschiedenen Ländern angestellt worden
war, und zwar in Veranlassung eines dem II. Meteorologen-Kongresse in Rom vorzulegenden Berichtes"),
hatte als Resultat ergeben, dass der nach dem oben genannten Datum angenommene Normal-Baro
meterstand der Seewarte um 0.5 mm (genau 0.53 mm) gegen alle übrigen Haupt-Observatorien Europas
zu hoch angenommen worden sei. Da dieses Resultat auch mit dem Normalstande des Barometers „Adie“
des Hydrographischen Bureaus der Kaiserlichen Admiralität in Berlin nahezu übereinstimmte, so lag die
Vermuthung nahe, dass der angenommene Normal-Barometerstand in Wirklichkeit um rund einen halben
Millimeter zu hoch sei (siehe Dr. Neumayer’s Brochüre, Seite 12 u. ff.) Die Direktion glaubte eine
Aenderung hierin jedoch nicht eintreten lassen zu sollen, ehe nicht auf Grund in dem Institute selbst aus
geführter Messungen die Frage über den Normal-Barometerstand der Seewarte endgültig entschieden werden
könne. Das in den unteren Räumen des Institutes aufgestellte Normal-Barometer von Fuess,- ablesbar mit
einem grossen Kathetometer von Bamberg, bot hierzu eine Gelegenheit und ein vortreffliches Mittel. Im
Monate März des Jahres 1886 wurde von dem Direktor eine grosse Anzahl vergleichender Untersuchungen mittels
des Normal-Barometers und der bei den Ablesungen in der Seewarte benutzten beiden Barometer Fuess
No. 9 und No. 10 ausgeführt. Das Resultat dieser Beobachtungen, welche vom 6,—31. März allabendlich
durchgeführt worden sind, stimmte mit dem in der oben zitirten Brochüre mitgetheiltem Resultate bis auf
wenige Hundertel überein. Es ergab sich daraus, dass in der That der in den Jahren 1876—1885 in den
Beobachtungs-Ergebnissen angenommene Normal-Barometerstand um 0.46 mm zu hoch sei. Die Diskussion
der Beobachtungen, deren Veröffentlichung in extenso Vorbehalten bleibt, konnte erst zu Anfang des Be
richts-Jahres (1887) zum Abschlüsse gebracht werden. Eine Verwendung dieser Thatsache bei den Ver
öffentlichungen konnte daher erst bei dem im Laufe des Berichts-Jahres veröffentlichten Jahrgange IX der
„Meteorologische Beobachtungen in Deutschland“ erfolgen. Schon im Jahrgange VIII der soeben ange
zogenen Veröffentlichung konnte übrigens die nachfolgende Notiz noch Aufnahme finden:
„Die Barometerstände der Stationen der Seewarte sind in allen Jahrgängen dieser Publikation
(1876—1885) um 0.46 mm (abgerundet 0.5 nun) zu hoch und müssen dementsprechend um diesen
Betrag erniedrigt werden. Die Anbringung der obigen Korrektion in dieser Publikation wird erst
mit dem Jahrgange 1886 erfolgen können, so dass also erst von letzterem Jahrgange an die
Barometerstände unverändert (ohne Anbringung einer weiteren Korrektion) angenommen werden
können.“
Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, dass Sorge dafür getragen wurde, dass die Richtigstellung des
Barometer-Normalstandes der Seewarte, damit derselbe in Einklang mit jenem anderer Zentralstellen ge
bracht werde, auch in allen Fällen, wo es sich um Angaben der Barometerstände der Seewarte handelt,
strengstens durchgeführt worden ist.
Diese Mittheilung, welche eigentlich im Jahres-Berichte 1886 hätte erfolgen sollen, wird nur aus den
aus dem Obigen ersichtlichen Gründen erst an dieser Stelle angefügt.
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In der Hauptagentur zu Bremerhaven wurde im Laufe des Berichts-Jahres ebenfalls eine erhebliche
Anzahl von Prüfungen meteorologischer und nautischer Instrumente und Apparate vorgenommen.
Marine-Barometer-Prüfungen fanden statt im Ganzen 143, welche sich auf 100 einzelne Instrumente
vertheilen; ebenso gelangten 237 Marine - Thermometer in 338 einzelnen Prüfungen zur Untersuchung. In
*) Siehe „Dr. Neumayer, Bericht über die Vergleichung der Normal-Barometer der verschiedenen deutschen Zentral
stellen und Stationen, Hamburg, 1879.“