No. 4.
Die Bahnkurven des Combe’schen Apparates.
Von Dr. K, hiehenthal.
Nebst drei Figuren -Tafeln.
Auf Anregung und im Aufträge von Herrn Geheimrath Neumayer habe ich zu Anfang des Jahres 1883
im Anschlüsse an die von der Deutschen Seewarte veranstaltete Konkurrenz-Prüfung von Chronometern zwei
Arbeiten über die Schaukelvorrichtung des Combe’schen Apparates gemacht. Im Nachstehenden sind jene
beiden Arbeiten von einem allgemeineren Gesichtspunkte aus zusammengefasst.
Eine solche Untersuchung scheint mir jetzt nicht ganz ohne Interesse zu sein, da die im vergangenen
Winter abgehaltene Prüfung in der That einen Einfluss der Schaukelvorrichtung auf den Gang der Chrono
meter hat erkennen lassen.
Im letzten Bande dieser Publikationen ist eine durch reichhaltige Illustrationen unterstützte ausführ
liche Beschreibung des Combe’schen Apparates gegeben worden, so dass ich mich hier bei der Aufzählung
der wesentlichsten Theile der Schaukelvorrichtung sehr kurz fassen kann. Die vertikale Axe AB (Fig. 1),
um welche sich der Combe’sche Apparat dreht, trägt einen wagerechten Arm MO, an dessen Ende 0 durch
ein Kugelgelenk der Chronometer-Kasten DE so befestigt ist, dass bei horizon!aler Stellung desselben die
Längsschiffs-Axe ab senkrecht auf MO steht und die Querschiffs-Axe cd die Richtung des Radius MO hat.
Ausserdem greifen in den Punkten e und / dieser beiden Axen die Triebstangen der Exzenter l und q an,
die durch ein gemeinsames Wellrad w vermittels einer Schnur ohne Ende s mit einem Friktionsrade ff ver
bunden sind, das auf dem horizontalen Rande einer die Axe umgebenden festen Fassung 7i mit sanfter
Reibung gleitet. Dreht sich die Axe AB, so werden also auch das Friktionsrad und durch dieses die beiden
Exzenter in Bewegung gesetzt.
Der Kasten DE führt gleichzeitig zwei Bewegungen aus, eine rotirende mit dem Radius MO um den
Mittelpunkt M und eine oszillirende um den Unterstützungspunkt 0. Die oszillirende Bewegung kann, je
nachdem nur q oder l allein, oder beide zugleich in Wirksamkeit treten, dreifacher Art sein: es kann ent
weder nur eine Drehung um die Längsschiffs-Axe ab, das sogenannte Rollen, oder nur eine Drehung um die
Querschiffs-Axe cd, das sogenannte Stampfen, erfolgen, oder es können beide Bewegungen kombinirt
Vorkommen. In dem der Untersuchung zu Grunde liegenden Falle beträgt die Rotationsdauer 20 und die
Oszillationsdauer 8 Sekunden, und der Punkt 0 legt bei einer ganzen Umdrehung einen Weg von 25 Metern
zurück. Die Amplitude der rollenden resp. stampfenden Bewegung beträgt h — 19° resp. h' = 13°, d. h.
die Axe cd resp. ab entfernt sich bis zu 19° resp. 13° von der durch MO gehenden Horizontal-Ebene. Es
ist dies der Maximalbetrag, bis zu welchem sich durch geringe Veränderungen der Exzenter die Amplituden
der Oszillationen variiren lassen.
Archiv 18S7. 4.
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