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unter abwechselndem Drehen und-Festhalten der Thermometer, um auch den Einfluss — oder wohl die
Einflusslosigkeit — des letzteren zu bestimmen.
Unter diesen Umständen ist es ein sehr unerfreuliches Resultat, dass hei den nachfolgenden 44 Ver
gleichen mit einem Thermometer in einer isolirten Wild’schen Hütte dieses — ohne künstliche Ventilation —
durchschnittlich nur 0.2° C. tiefere Angaben lieferte, als das Ssawelj ew’sche Rohr und dabei sich etwas
träger zeigte, als das letztere.
Die weiteren Studien des Verfassers betreffen die Bestimmung der Luftfeuchtigkeit und bestätigen in
der Hauptsache die Resultate Sworykins. Da die genaue Bestimmung der Feuchtigkeit mittels des Psychro
meters jene der Temperatur voraussetzt, so möchten wir empfehlen, zunächst die letztere Frage zum Aus
trag zu bringen, um die ohnehin schwierige Sache nicht noch mehr zu kompliziren.
Die besprochene Abhandlung ist ein auffallendes Beispiel für die übermässige Furcht vor Strahlung,
welche die meisten Meteorologen verfolgt und sie dazu führt, durch Hüllen die Thermometer allseitig zu
schützen und zum Ersatz für die dadurch verloren gehende natürliche Luftbewegung kostspielige Ventilatoren
anzubringen, ohne genügend zu bedenken, dass alle diese Objekte selbst der Strahlung in meist weit höherem
Grade, als die Thermometer-Kugeln unterliegen und die Temperatur der den letzteren zugeführten Luft
fälschen. Nichts ist so charakteristisch für diese Befangenheit, als die folgende Bemerkung des Verfassers.
Ursprünglich zeigte sein Thermometer-Gehäuse den Uebelstand, dass die Thermometer beim Oeffnen behufs
der Ablesung an sonnigen heissen Tagen, offenbar durch das Eindringen äusserer Luft, in 15—20 Sekunden
fast um 1° sanken. Da er dieses Sinken der Ausstrahlung zuschrieb, obwohl schwer anzugeben ist, wie
diese zu Stande kommen sollte, so schützte er die Thermometer-Kugeln durch eine horizontale, nur in der
Mitte einen Durchlass für die Kugeln und den Luftstrom bietende, Scheidewand und in der That behielten
jetzt die Thermometer auch bei der Ablesung ihren hohen Stand.
Die Behinderung der Luftbewegung und Beeinflussung der Temperatur der Luft durch Beschirmungen
ist ein viel grösserer Feind richtiger Temperaturmessungen, als die Strahlungs-Einflüsse, welche mit Aus
nahme der Sonnenstrahlung auf eiu Thermometer mit kleiner, blanker, von fortwährend erneuerter freier
Luft umspülter Kugel nur sehr geringe Wirkung haben, welche letztere bei Tage in Summa fast immer
erhöhend, nur bei speziell gegen den Zenit begünstigter Ausstrahlung vielleicht erniedrigend ist. Genaue
Feststellung dieses Verhältnisses wäre sehr wichtig. Wir möchten die Hoffnung aussprechen, dass Herr S.
seine Versuche in immer vielseitigerer Gestaltung unter Fortfall seiner früheren vorgefassten Anschauung
wieder aufnehmen werde. Wir haben solche eifrige und sorgfältige Beobachter auf diesem Gebiete noch
sehr nöthig.
In einem etwas früher (1886) in den Denkschriften (Sapiski) der K. Russ. Geogr. Ges. erschienenen
Aufsätze über die Aufstellung der Thermometer hat Hr. Ssawelj ew zwei von ihm vorgeschlagene Zink
blechgehäuse beschrieben und abgebildet, welche ziemlich einfach sind und, da sie weit offener, als das
eben beschriebene, auch ganz gute Resultate geben dürften. Dieselben sind für die kleinen Thermometer
von Bodin mit auf dem Stab geätzter Theilung berechnet, welche sich ja bekanntlich eines sehr guten
Rufes erfreuen, für den Beobachter aber allerdings erheblich unbequemer bei der Ablesung sind, als die
deutschen (Einscliluss-)Thermometer.
Die Versuche von Aitken, Stow, Hazen, Wild und Ssaweljew haben das Gemeinsame, dass sie
wenigstens theilweise mit Variirung der Natur des Thermometergefässes und der Geschwindigkeit-der Luft
bewegung angestellt sind. Von mehr praktischem, als theoretischem Interesse sind jene Vergleichungen
verschiedener Thermometer-Aufstellungen, welche ohne solche Hülfsmittel ausgeführt sind, weil bei ihnen
die Auseinanderhaltung der höchst mannigfaltigen zusammenwirkenden Umstände nicht möglich ist. Doch
geben solche Vergleichungen, systematisch durchgeführt, die Antwort auf die sehr wichtige Frage, wie weit
die mit verschiedenen Aufstellungen gewonnenen Mittelwerthe vergleichbar sind oder durch welche Korrek
tionen sie vergleichbar gemacht werden können. Mehrere solche Untersuchungen, nebst sehr interessanten
Debatten, die sich daran schlossen, finden sich in verschiedenen Bänden des Quarterly Journal of the
Meteorolog. Society. Die meisten derselben beziehen sich auf „Stevenson’s Screen“ oder Varianten des
selben und auf deren Verhältniss zum offenen Glaisher’scben Thermometer-Stand. Unter diesen möchte
ich zunächst zwei Aufsätze im 8. Bande des Journals hervorheben, in deren erstem (S. 228—234) Rev. Fen
wick Stow die Beschreibung seiner schon oben erwähnten Hütte mit Zink-Jalousien giebt; die Diskussion
(S. 235—237) bringt einige interessante Bemerkungen. So theilt Dines mit, dass nach 17monatlichen