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2—2 3 /V' p- m., waren die Abweichungen mehrerer Thermometer in der neuen Hütte von dem ventilirten
Thermometer in der alten Hütte (welches durch die Ventilation an jenem Tage um durchschnittlich 0.6° C.
erniedrigt wurde und immerhin noch 0.3—0.5° C. zu hoch sein dürfte) wie folgt:
Blechgehäuse frei in Hütte
ruhend
ventilirt
1 Min. 2 Min.
russ
gold
1.4
0.4 0.1
1.0
-0.2
An der Am Zuflussrohr,
Innenwand aussen
anliegend
0.6
ruh. vent. 2 Min.
1.8 0.7
Die beiden letzten Zahlen beziehen sich auf den Stand eines am Zinkrohr, durch welches die Luft
ins Gehäuse gesogeu wurde, aussen anliegenden Thermometers; dasselbe sank, wie man sieht, um mehr als
1°, wenn der Ventilator in Gang gesetzt wurde. Nehmen wir hinzu, dass nach den im folgenden Referat
besprochenen Versuchen von Ssaweljew, welche Wild anhangsweise kurz berührt, in einer derartigen
Aufstellung berusste und blanke Thermometer gleichmässig viel zu hoch stehen, so bleibt kein Zweifel, dass
die hohe Angabe des Thermometers im Gehäuse einer Durchwärmung der Luft in demselben wirklich ent
spricht; wenn die geringe Strahlung auf das Rohr und Gehäuse so bedeutend wirkt, so ist schwer zu ver
stehen, wie die volle Sonnenstrahlung auf die Hütte gar nicht auf die Lufttemperatur in deren Innern
wirken soll; der Schluss des Hrn. Wild: dass die Abweichung der Thermometer in seinen Hütten nicht
durch eine Abweichung der Temperatur der Luft in ihr, „sondern nur durch Erwärmung resp. Abkühlung
der Blechgehäuse-Wände in Folge der Strahlung derselben“ bedingt sei, bedarf daher wohl noch weiterer
Beweise. Allein nehmen wir diese Schlussfolgerung und den Befund der Versuche vom 16. Juli als fest
stehend an, so hätte Hr. Wild auch die nothwendige Konsequenz daraus ziehen und aussprechen sollen,
dass die angewandten Blechgehäuse nicht nur unnöthig, sondern auch schädlich seien. Leider ist kein
gewöhnliches Thermometer frei in der Hütte aufgehängt worden, welches mit jenem im Blechgehäuse direkt
vergleichbar gewesen wäre; aus den Versuchen vom 18. und 21./8. ergiebt sich der Ueberscliuss des blanken
Thermometers über das vergoldete in Ruhe als Vs von jenem des berussten; hiernach zu schliessen, wäre
der Stand eines blanken, neben dem vergoldeten hängenden Thermometer —0.2 + (’/ 8 x l.ä) — —0.05
gewesen; Blechgehäuse und Ventilator, deren bedeutender Preis die Errichtung einer meteorologischen
Station nicht unwesentlich erschwert, haben also, auch wenn der Beobachter die Sorgfalt ausübt, mindestens
zwei Minuten zu drehen, dennoch, abgesehen vom Schutz gegen Regen, nur die Wirkung, die Lufttemperatur
stärker entstellt anzugeben, als ein ruhig iu der Nähe hängendes Thermometer ohne Beschirmung!
Zum Schluss hat Hr. Wild auch einige Versuche über die Temperatur eines auf dem Grase liegenden
Thermometers im Schatten und in der Sonne, sowie über die Lufttemperatur in verschiedenen Höhen im
Schatten angestellt. Wir hoffen auf diese wichtigen Fragen, welche hier nur gestreift werden, später in
anderem Zusammenhang eingehen zu können und begnügen uns, den betreffenden Schlusssatz des Verfassers
mitzutheilen: „An windstillen Tagen mit starker Strahlung kann die Lufttemperatur an benachbarten
beschatteten Orten je nach Art der Beschirmung — Schatten eines Hauses, Schatten kleiner Hütten,
Schatten eines Segeltuchschirmes — und je nach der Höhe des Thermometers über dem Boden — 0.8 bis
3.8 m — um ‘/2° und mehr verschieden sein. Grasboden, der besonnt 14° höhere Temperatur als die Luft
in 3 m Höhe darüber zeigt, kann durch Ausstrahlung nach dem Weltraum um 5° und mehr unter dieselbe
sinken, wenn er einige Zeit in den Schatten zurücktritt, und es zeigen sich dann auch am Tage bei
genügender Ausdehnung des Schattens Zunahmen der Lufttemperaturen mit der Höhe statt' Abnahmen
derselben.“
Hieran anschliessend wollen wir eine Abhandlung durchnehmen, welche von Hrn. Ssaweljew in
russischer Sprache veröffentlicht ist in der Beilage zum XV. Bande der Denkschriften der Petersburger
Akademie der Wiss., N0. 10 (St. Petersb. 1887), unter dem Titel: Zur Frage der Bestimmung der wahren
Temperatur und Feuchtigkeit der Luft.
Der Verfasser, Ingenieur in Lgow im Inneren von Russland (unter 51° 38' n. Br. und 35° 17' ö. Lg.) ist
ein sehr eifriger Meteorologe und hat keine Mühe gescheut, um die im Titel genannte wichtige Frage zu
fördern. Wenn wir im Nachfolgenden zeigen, dass er sich dabei in hohem Maasse von vorgefassten Meinungen
hat leiten lassen, so liegt es uns doch sehr ferne, den Werth seiner Arbeit herabmindern zu wollen. Jene
Meinungen haben seit 20 Jahren eine herrschende Rolle in der Meteorologie gespielt, und es ist sehr