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Wirkung des Schleuderns grösser-sein, als jene der Beschattung. Zur Kontrolle stellte Aitken den Aspi
rator so, dass die Sonnenstrahlen direkt auf das Thermometer fielen; trotz des mächtigen Luftstroms stieg
es dabei um mehr als 1° F.
Da die Aufsätze von Aitken zwar eine Fülle von interessanten Bemerkungen enthalten, aber die
Resultate in Bezug auf die praktischen Bedürfnisse der meteorologischen Stationen noch nicht von ihm
in definitiver und übersichtlicher Weise gezogen sind, so verzichten wir auf ein noch ausführlicheres
Eingehen auf diesen Theil seiner umfangreichen Arbeiten und wollen nur noch einen Vorschlag von ihm
erwähnen, der in neuerer Zeit auch von Anderen gemacht worden ist und mit Recht Beachtung gefunden hat.
Unter der Ueberschrift „Temperatur-Beobachtungen ohne Beschirmung“ setzt Aitken am Schluss
seines zweiten Aufsatzes (Proceed. 2. Juni 1884) auseinander, dass bei der Unmöglichkeit, die Strahlungs-
Einflüsse auszuschliessen, es vielleicht am Weisesten sei, „aus dem Feinde einen Alliirten zu machen“ und
durch gleichzeitige Beobachtung von Thermometern, deren Strahlungsfehler verschieden sind, die wahre
Lufttemperatur auf einem Umwege abzuleiten. Dieser Vorschlag, welcher von Liais zuerst 1851 in den
Comptes Rendus (T. 33, p. 207) gemacht worden sein soll, ist bekanntlich Anfangs 1885 von Professor
Hazen und darauf von Direktor Wild in ausgiebiger Weise auf Schleuderthermometer angewandt worden,
eine Anwendung, welche übrigens, wie schon erwähnt, Aitken in der Form: versilbertes + blankes
Schleuderthermometer ebenfalls vorübergehend gemacht hat (Proceed. 1883—84, S. 690). Aitken schlägt
vor, zwei Thermometer anzuwenden; deren eines eine gewöhnliche blanke Kugel, das andere aber eine solche
hat, deren Strahlungsfehler künstlich auf möglichst genau das Doppelte von jenem der ersten vergrössert
ist; es genügt dann, die Differenz beider Thermometer als Korrektion an die Ablesung des blanken anzu
bringen. Einige Versuche haben ihm ergeben, dass die Deckung der halben Oberfläche der Kugel — in zwei
getrennten Sektoren —- mit schwarzem Lack diesem Zwecke sehr nahe entspricht. Solche Differential-
Thermometer brauchten kein Gehäuse, es genüge, wenn die Sonnenstrahlen abgehalten sind. Der Haupt
punkt sei, dass ihre Aufhängung in möglichst freier Luftzirkulation und nicht in der Nähe irgend einer Ober
fläche geschehe, an welcher die Luit vor Erreichung der Thermometer ihre Temperatur ändern könnte.
Für eine beständige Aufstellung sollten sie nur mit einem einfachen Schutzdach oberhalb der Thermometer
versehen werden — zwei Bretter mit einem Zwischenraum dazwischen seien ganz genügend; die Thermometer
sollten mit ihren Kugeln etwas unterhalb dieses Schirmes herausragen, die Skala oberhalb desselben. Auch
für nächtliche Beobachtungen wären solche Differential-Thermometer gut, doch dann sollte das Gefäss des
Vergleichs-Instruments anders angestrichen sein, weil die Qualität der Strahlung dann eine andere ist. Leider
hat Aitken auch diesen Vorschlag der Differential-Thermometer nicht weiter verfolgt.
Eine sehr umsichtig angeordnete Versuchsreihe mit Thermometern von verschiedenem Strahlungsfehler
und in verschiedener Aufstellung hat Herr Stow im Jahre 1873 im Quarterly Journal der englischen
Meteorologischen Gesellschaft, Band I, S. 151 ff., mitgetheilt (Stow: „On temperature in sun and shade“).
Er benutzte gleichzeitig gewöhnliche Thermometer, solche mit grosser Kugel und solche mit geschwärzter
Kugel, und stellte sie in viererlei Art auf: A. frei der Sonne exponirt, B. in einem besonders konstruirten
Zenit-Stand, nämlich vor den Sonnenstrahlen und gegen den Boden beschirmt, nach oben frei; C. in einem
dem Glaisher’schen ähnlichen (s. Quart. J. VIII, S. 233), aber grösseren Stand, und D. in einer Stevenson’schen
allseitig partiell geschlossenen Hütte. Die folgende Tabelle giebt, in Celsius-Grade umgerechnet, den
Ueberschuss über die Angaben des gewöhnlichen Thermometers in der letzteren Aufstellung. Die Versuche
sind sämmtlick bei hohem Sonnenstände, zwischen 10 h 30 m a. m. und 4 h p. m., angestellt.
Zahl
der
Ver
suche
A. Thermometer
dem vollen
Sonnenschein
exponirt, 4 Fuss
über dem Boden
B. Thermometer
beschirmt
gegen die Sonne
aber exponirt
gegen den Zenit
und den nördl.
Himmel
C. Thermometer
beschirmt
gegen Sonne und
3 /i des Himmels
(ähnlich
Glaishers-Stand)
D. voll
ständiger
Schatten
eines
Jalousiegeh.
unter einem
gross. Dach
c;ewölml.
gross
schwarz
«evoluii.
gross
schwarz
gcwölnl.
gr088
schwarz
gewöhnl.
schwarz
I.
Voller Sonnenschein,
Zenit klar
9
1.90
2.93
5.08
0.28
0.44
0.91
0.69
0.72
1.64
0.00
0.07
II.
5? V 7
Zenit bedeckt .. .
4
2.77
3.94
6.25
0.83
1.16
1.43
0.79
1.38
1.64
0.00
0.04
III.
Sonnenschein, aber dunstiger Himmel .
5
2.04
3.27
5.14
0.44
0.74
1.01
0.51
0.89
0.96
0.00
0.01
IV.
Himmel fast bedeckt
4
0.32
0.94
1.37
0.63
1.14
1.52
0.32
0.87
0.74
0.00
0.00