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Full text: 10, 1887

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Lager heisser Luft, welches vom Winde entlang getrieben wird und durch seine unvollständige Mischung 
mit der kühleren Luft darüber zu einer Reihenfolge kalter und warmer Luftmassen Anlass giebt. Die von 
vertikalen Oberflächen absorbirte Strahlungswärme vertheilt sich über eine viel mächtigem Schicht und 
wird leichter und vollständiger von der vorbeistreichenden Luft aufgenommen. Ebenso sollen diese 
Schwankungen auf dem Ben Nevis fehlen. — Aitken glaubt deshalb, dass die kurzen Schwankungen des 
Thermometers von kalten und warmen Luftmassen, und nicht von Aenderungen in der Strahlung herrühren.*) 
Doch muss hervorgehoben werden, dass diese Schwankungen bei einem frei in der Sonnenstrahlung 
hängenden Thermometer nach meinen Beobachtungen bedeutend mehr hervortreten, als bei einem solchen im 
Schatten; dies kann theilweise davon herrühren, dass in so ziemlich jeder Schattenaufstellung das Thermo 
meter mehr von festen, ihre Temperatur langsam ändernden Körpern beeinflusst wird, als in der Aufhängung 
an dem zwischen entfernten Objekten ausgespannten Draht in der Sonne; allein ein Theil dieses Unterschiedes 
dürfte doch jedenfalls dem Umstande zuzuschreiben sein, dass das so empfindliche Gleichgewicht eines 
bestrahlten Thermometers sowohl von Aenderungen in der Temperatur der umspülenden Luft, als von 
solchen in der Strahlung und der Windgeschwindigkeit beeinflusst wird. 
Die weiteren Versuche Aitkens beschäftigten sich vorwiegend mit der Wirkung der Beschirmungen 
auf das Thermometer. Wenn das Thermometer am unteren Ende eines als Zugkamin wirkenden, von der 
Sonne beschienenen eisernen Rohres angebracht wurde, so zeigte es offenbar zu hohe Stände, obwohl dieses 
Ende äusserlich mit Holz-Jalousien beschattet und innerlich mit mehreren konzentrischen Röhren aus 
schlechten Wärmeleitern versehen war, durch deren Zwischenräume Luft hindurchstrich. Die Ursache 
dieser zu hohen Angaben sieht Aitken: 1) in der Wärme, welche vom Gehäuse empfangen, von Rohr zu 
Rohr weitergestrahlt und von der durchstreichenden Luft nur unvollständig weggenommen wird; und 2) in 
der Wärmestrahlung durch das offene untere Ende des Mittel-Rohres. Was die letztere betrifft, so fand 
Aitken (II, S. 632), dass die Einführung kleiner Schirme in das Rohr unterhalb des Thermometers die 
Angaben in diesem Gehäuse nicht verbesserte; die eintretende Luft schien ebensoviel durch die Schirme 
erwärmt zu werden, wie die Thermometer-Kugel durch die direkte Strahlung. Den 'erster en Einfluss 
dagegen suchte Aitken durch Anwendung poröser Schirme und einer zentrifugalen Bewegung der Luft 
aufzuheben (ib. S. 633). Diese Versuche stellte Aitken im Laboratorium an mit Hülfe eines Zugkamins, 
dessen unterster Theil doppelwandig ist und durch warmes Wasser auf einer hohen Temperatur gehalten 
werden kann, während im oberen eine Lockflamme die Luft ansaugt. Die Kugel des Thermometers ist 
von einem inneren Gehäuse umgeben, welches aus mehreren Lagen eines Gewebes besteht; alle Luft, 
welche in den Zugkamin gesogen wird, tritt zuerst in den Innenraum dieses Gehäuses und passirt durch 
die Maschen dieser Gewebe in die äussere Umhüllung resp. in den Kamin. Während also bei der ersten 
Einrichtung die Luft längs den Hüllzylindern dahinstrich, so dass sie an deren oberem Theile schon 
erwärmt ankam, kann hier die erwärmte Luft nur auf die äusseren Hüllen wirken, da sie durch die Hüllen 
nach aussen durchgesogen wird. Die Erwärmung des Gewebes ist gering, weil das Volumen des einzelnen 
Fadens minimal ist. Dieser Apparat gab im Laboratorium sehr gute Resultate: wenn die äussere Metall- 
Hülle durch Wasserdampf auf 100° gehalten wurde, so genügten, als diese Hülle aus blankem Metallblech 
bestand, 1 Lage Drahtgeflecht oder 2 Lagen Musslin, um die Angaben des Thermometers bis auf 0.2° der 
Lufttemperatur zu nähern, während es ohne solchen Schutz 6° über der letzteren stand. Da nun die 
Erhaltung des Gehäuses in blankem Zustand auf die Dauer nicht möglich ist, so entschloss sich Aitken, 
den Versuch unter möglichst ungünstigen Verhältnissen anzustellen, und strich die Innenseite der Metall- 
Hülle schwarz an. Jetzt stellten sich die Differenzen so: 
0 
1 
Musslin 
18.2 
7.5 
Eisendraht-Netz 
18.7 
10.3 
Messingdraht-Netz.. . 
18.9 
10.6 
Baumwolle (Watte?) . 
18.6 
0.0 
Zahl der Schichten. 
2 
4 
8 
12 
16 
4.0 
0.35 
— 
0.0 
.— 
7.2 
2.7 
0.6 
0.05 
0.00 
6.4 
2.5 
0.4 
0.05 
0.00 
(üeberschuss über die 
Lufttemperatur in 
Fahrenheit-Graden.) 
*) proceed. 17. Januar 1887, S. 57, äussert Aitken die Ansicht, dass auch die kurzen Schwankungen in den Angaben 
des Bolometers, welche Langley auf dem Mt. Whitney fand, aus dieser Ursache und nicht aus Schwankungen in der 
Strahlung zu erklären seien. 
Archiv 1887. 2. 
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