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Lager heisser Luft, welches vom Winde entlang getrieben wird und durch seine unvollständige Mischung
mit der kühleren Luft darüber zu einer Reihenfolge kalter und warmer Luftmassen Anlass giebt. Die von
vertikalen Oberflächen absorbirte Strahlungswärme vertheilt sich über eine viel mächtigem Schicht und
wird leichter und vollständiger von der vorbeistreichenden Luft aufgenommen. Ebenso sollen diese
Schwankungen auf dem Ben Nevis fehlen. — Aitken glaubt deshalb, dass die kurzen Schwankungen des
Thermometers von kalten und warmen Luftmassen, und nicht von Aenderungen in der Strahlung herrühren.*)
Doch muss hervorgehoben werden, dass diese Schwankungen bei einem frei in der Sonnenstrahlung
hängenden Thermometer nach meinen Beobachtungen bedeutend mehr hervortreten, als bei einem solchen im
Schatten; dies kann theilweise davon herrühren, dass in so ziemlich jeder Schattenaufstellung das Thermo
meter mehr von festen, ihre Temperatur langsam ändernden Körpern beeinflusst wird, als in der Aufhängung
an dem zwischen entfernten Objekten ausgespannten Draht in der Sonne; allein ein Theil dieses Unterschiedes
dürfte doch jedenfalls dem Umstande zuzuschreiben sein, dass das so empfindliche Gleichgewicht eines
bestrahlten Thermometers sowohl von Aenderungen in der Temperatur der umspülenden Luft, als von
solchen in der Strahlung und der Windgeschwindigkeit beeinflusst wird.
Die weiteren Versuche Aitkens beschäftigten sich vorwiegend mit der Wirkung der Beschirmungen
auf das Thermometer. Wenn das Thermometer am unteren Ende eines als Zugkamin wirkenden, von der
Sonne beschienenen eisernen Rohres angebracht wurde, so zeigte es offenbar zu hohe Stände, obwohl dieses
Ende äusserlich mit Holz-Jalousien beschattet und innerlich mit mehreren konzentrischen Röhren aus
schlechten Wärmeleitern versehen war, durch deren Zwischenräume Luft hindurchstrich. Die Ursache
dieser zu hohen Angaben sieht Aitken: 1) in der Wärme, welche vom Gehäuse empfangen, von Rohr zu
Rohr weitergestrahlt und von der durchstreichenden Luft nur unvollständig weggenommen wird; und 2) in
der Wärmestrahlung durch das offene untere Ende des Mittel-Rohres. Was die letztere betrifft, so fand
Aitken (II, S. 632), dass die Einführung kleiner Schirme in das Rohr unterhalb des Thermometers die
Angaben in diesem Gehäuse nicht verbesserte; die eintretende Luft schien ebensoviel durch die Schirme
erwärmt zu werden, wie die Thermometer-Kugel durch die direkte Strahlung. Den 'erster en Einfluss
dagegen suchte Aitken durch Anwendung poröser Schirme und einer zentrifugalen Bewegung der Luft
aufzuheben (ib. S. 633). Diese Versuche stellte Aitken im Laboratorium an mit Hülfe eines Zugkamins,
dessen unterster Theil doppelwandig ist und durch warmes Wasser auf einer hohen Temperatur gehalten
werden kann, während im oberen eine Lockflamme die Luft ansaugt. Die Kugel des Thermometers ist
von einem inneren Gehäuse umgeben, welches aus mehreren Lagen eines Gewebes besteht; alle Luft,
welche in den Zugkamin gesogen wird, tritt zuerst in den Innenraum dieses Gehäuses und passirt durch
die Maschen dieser Gewebe in die äussere Umhüllung resp. in den Kamin. Während also bei der ersten
Einrichtung die Luft längs den Hüllzylindern dahinstrich, so dass sie an deren oberem Theile schon
erwärmt ankam, kann hier die erwärmte Luft nur auf die äusseren Hüllen wirken, da sie durch die Hüllen
nach aussen durchgesogen wird. Die Erwärmung des Gewebes ist gering, weil das Volumen des einzelnen
Fadens minimal ist. Dieser Apparat gab im Laboratorium sehr gute Resultate: wenn die äussere Metall-
Hülle durch Wasserdampf auf 100° gehalten wurde, so genügten, als diese Hülle aus blankem Metallblech
bestand, 1 Lage Drahtgeflecht oder 2 Lagen Musslin, um die Angaben des Thermometers bis auf 0.2° der
Lufttemperatur zu nähern, während es ohne solchen Schutz 6° über der letzteren stand. Da nun die
Erhaltung des Gehäuses in blankem Zustand auf die Dauer nicht möglich ist, so entschloss sich Aitken,
den Versuch unter möglichst ungünstigen Verhältnissen anzustellen, und strich die Innenseite der Metall-
Hülle schwarz an. Jetzt stellten sich die Differenzen so:
0
1
Musslin
18.2
7.5
Eisendraht-Netz
18.7
10.3
Messingdraht-Netz.. .
18.9
10.6
Baumwolle (Watte?) .
18.6
0.0
Zahl der Schichten.
2
4
8
12
16
4.0
0.35
—
0.0
.—
7.2
2.7
0.6
0.05
0.00
6.4
2.5
0.4
0.05
0.00
(üeberschuss über die
Lufttemperatur in
Fahrenheit-Graden.)
*) proceed. 17. Januar 1887, S. 57, äussert Aitken die Ansicht, dass auch die kurzen Schwankungen in den Angaben
des Bolometers, welche Langley auf dem Mt. Whitney fand, aus dieser Ursache und nicht aus Schwankungen in der
Strahlung zu erklären seien.
Archiv 1887. 2.
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