26
Folgendes sind die Differenzen der benachbarten Kolumnen in diesen 5 Beobachtungsreihen; da die
Reihenfolge ihrer W
erthe stets dieselbe
— nach rechts abnehmende — war,
so ist die
Differenz der weiter
.abstehenden einfach
die Summe
der betreffenden Einzel-Differenzen.
ruhend
i. d. Sonne
geschleudert
Ueberschuss über die Temp.
im „alten Schatten“
Sonne ruh. Sonne gschl.
Datum
Sonne
junger alter
Schatten Schatten
Winkel
14. Juni
0.9
0.4
0.4
0.3
1.7
0.8
24. „
1.1
0.9
0.5
0.3
2.5
1.4
25. „
0.9
0.3
0.1
1.0
1.3
0.4
27. „
0.8
0.4
0.2
0.1
1.4
0.6
1. Aug.
1.1
0.6
0.5
0.5
2.2
1.1
Mittel
1.0
0.5
0.3
0.4
1.8
0.8
Die Temperatur, welche das Schleuder-Thermometer im „alten Schatten“ angab, dürfen wir als
diejenige ansehen, welche am nächsten der klimatischen „wahren Lufttemperatur“ ist, weil sie unter
geringen und ungefähr neutralen Strahlungs-Einflüssen an einem Orte gewonnen wurde, dessen Luft
rascher Erneuerung unterlag. Die letzten beiden Spalten geben demnach sehr nahe die Abweichungen
der in der Sonne gemessenen Temperatur von der wahren Lufttemperatur, und zeigen, dass durch das
Schleudern der Strahlungsfehler für Sonnenstrahlung und Stabthermometer auf weniger als die Hälfte
reduzirt wird. Die durchschnittlich auf 0.3° sich belaufende Abweichung der Rubrik „junger Schatten“
stellt den Einfluss der reflektirten und von dem noch oder kurz vorher von der Sonne beschienenen
Boden ausgehenden Wärmestrahlen dar; die ungefähr ebenso grosse Abweichung der Rubrik „Winkel“ aber
den Einfluss der kalten Mauer, an welcher die Luft relativ stagnirte. Dass der grösste Theil dieses
Einflusses der Temperatur der Mauer zuzuschreiben ist, und nicht jener der Beschattung des Erdbodens,
dessen Zenit übrigens nur theilweise frei ist, zeigt der Umstand, dass das Thermometer noch bedeutend
tiefer sinkt, wenn es, unter denselben Umständen, ruhig in der Nähe der Mauer hängt. Am 29. August 1886
— einem heissen klaren Tage — ergaben zwei Beobachtungen zwischen l h und l h 10 m im freien alten
Schatten geschleudert 25.7°, im Winkel V2 ni von der Mauer geschleudert 25.0°, ebenda in 6 cm Abstand
von der-Mauer ruhig hängend aber nur 24.i°; gleichzeitig gab in der Sonne ein ebensolches Stabthermometer
(in Ruhe) 28.3°; natürlich sind die Instrumental-Korrektionen angebracht. Wie der Strahlungs-Einfluss der
Sonne, so dürfte übrigens an diesem Tage auch der Einfluss der kalten Mauer besonders stark gewesen
sein, weil die Hitze plötzlich eingetreten war. Allein auch am folgenden Tage stand um 9 3 /4 Uhr morgens
das Thermometer 6 cm von der Wand in Ruhe auf 22.7°, während es wenig weiter davon geschleudert
23.5° und im freien Schatten geschleudert 23.9° ergab. Die relativ geringe Wirkung, welche selbst die
volle Sonnenstrahlung auf dasselbe Stabthermometer zeigte, macht es wahrscheinlich, dass von diesem
Unterschied ein erheblicher Theil der verschiedenen Entfernung von der Mauer und der Bildung einer
durch Leitung abgekühlten Luftschicht in deren unmittelbaren Nähe zuzuschreiben sei. Doch zeigte auch
am 4. September, als beide Thermometer möglichst in der gleichen Entfernung von 30 cm von der Mauer
gehalten wurden, das ruhig hängende (zwischen 9Vi nnd 9 3 / 4 h a. m.) um 0.4° bis 0.7° weniger als das
geschleuderte, nämlich 18.7, 19.2 und 19.3° statt 19.3, 19.9 und 20.2°.
Am Abend, wo die Unterschiede viel kleiner sind, habe ich nur sehr wenige Beobachtungen an
dieser Stelle ausgeführt. Um 9V2 11 P- m. am 29. August 1886 zeigte das Thermometer sowohl im
Schleudern, als im Hängen zwischen O.o und 0.2° höher im „Wünkel“ als im freien Schatten.*) Dagegen
war es am Abend des 25. Juni 1886 auch um ll h p. m. herum nach 8 Beobachtungen niedriger, als im
freien Schatten, nämlich 21.8° gegen 22.1°.
b) Beobachtungen über lokale Temperatur-Differenzen in Karabagh im Sommer 1872. Behufs
Verwerthung der vieljährigen Temperatur-Beobachtungen meines Vaters und meiner Schwester zu Karabagh
au der Südküste der Krim habe ich im Mai und Juli des Jahres 1872 eine Anzahl vergleichender
*) In 0.4 m Höhe über dem Boden auf einem Strohstuhl frei dem Nachthimmel sank das Thermometer gleichzeitig
0.5° unter die Temperatur des in IV2 m geschleuderten.