A. .Allgemeiner Bericht.
I. Einleitung.
Das Jahr 1886, in der Thätigkeit der Seewarte das zwölfte, ist durch besondere Ereignisse, welche
in demselben zu verzeichnen gewesen wären, nicht gekennzeichnet. Die systematischen Arbeiten nahmen
auf den verschiedenen, das Feld der Thätigkeit der Seewarte bildenden Gebieten ihren ungestörten Fortgang.
Ueberall wurde darauf hingearbeitet, in nachdrücklichster Weise das segensreiche Wirken der Institution
nach der praktischen Richtung hin zu vertiefen. Mit welchem Erfolge dieses geschah, wird sich aus
dem vorliegenden Jahres-Berichte zweifellos ergeben.
Es ist freilich nicht überflüssig, schon an dieser Stelle zu erwähnen, dass im Laufe des Berichts-Jahres
die Thätigkeit der Deutschen Polar-Kommission, von welcher in diesen Berichten seit nahezu einem Lustrum
gesprochen werden konnte, durch die Herausgabe des Werkes über die Resultate der Thätigkeit der deutschen
Stationen im Systeme der internationalen Polarforschung in gewissem Sinne einen Abschluss gefunden hat.
II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
1. Allgemeines.
Ueber die Vorgänge, welche das äussere und innere Leben der Seewarte bildeten, ist nur wenig zu
sagen, indem — wie das schon in den einleitenden Worten hervorgehoben wurde — besonders wichtige
Momente im Jahre 1886 nicht zu verzeichnen sind.
Im Personale gingen allerdings Veränderungen vor, die für das wissenschaftliche Leben des Institutes
nicht ohne Bedeutung blieben. Wir werden darüber an der geeigneten Stelle im Besonderen zu berichten
haben; es sei hier nur jetzt schon erwähnt, dass Herr Dr. A. Sprung, welcher dem Institute seit 1877
angehört hatte, einem Rufe an das neuorganisirte Königlich Preussische Meteorologische Institut in Berlin
folgend, zum Bedauern der Direktion und seiner Kollegen aus den Reihen der Mitarbeiter der Seewarte trat.
Der Name dieses Herrn ist in der Geschichte der meteorologischen Wissenschaft und der Thätigkeit der
Seewarte zu wohl bekannt, um hier des Näheren auf die Motivirung des Bedauerns über den Verlust ein
zugehen nöthig zu haben. Nur der Gedanke, dass Herr Dr. Sprung als Oberbeamter des Königl. Preussischen
Meteorologischen Institutes ein weites Feld tüchtiger wissenschaftlicher Thätigkeit fand, gestattete der Direktion,
dem Scheidenden mit Freuden die aufrichtigsten Glückwünsche mit auf den Weg in seinen neuen Berufs
kreis zu geben.
Sowohl der Abgang des Herrn Dr. Sprung, wie auch jener des Herrn Kapitän Felberg, von welchem
in dem vorigjährigen Berichte die Rede war, verursachten verschiedene Wechsel im Personale des Institutes,
welche zum Theile, da nicht sofort ein entsprechender Ersatz gefunden werden konnte, Schwierigkeiten und
Störungen im Dienste von erheblicher Natur zur Folge hatten. Wir werden auf die betreffenden Einzelheiten
an der geeigneten Stelle dieses Berichtes zurückzukommen haben.
Durch Tod verlor das Institut innerhalb des Jahres 1886 den Hülfsarbeiter Kapitän-Lieutenant der See
wehr Paul v. Rentzell, sowie den seit 1879 in den Ruhestand getretenen Assistenten Johann Wilhelm
Jacob Reinert.
Archiv 1886. 1.
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