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Indem die Direktion die täglichen Wetterkarten der Seewarte ihrem Umfange und Inhalte nach nicht
unerheblich erweiterte, was einen bedeutenden Mehraufwand an Arbeit und Mitteln involvirt, hofft sie einem
wirklichen, auch ausserkalb Deutschlands gefühlten Bedürfnisse zu genügen. Wenn es einestheils richtig
ist, dass man mit Neuerungen und Umgestaltungen regelmässig erscheinender literarischer Hülfsmittel für
das Studium einer Wissenschaft nicht allzu rasch und häufig Vorgehen sollte, so muss andererseits aner
kannt werden, dass bei der lebhaften Entwickelung meteorologischer Erkenntniss solche Umgestaltungen
und Neuerungen unabweisbar werden, wenn nicht Veralten und Zurückbleiben hinter den Forderungen der
Zeit solche Hülfsmittel wenig brauchbar erscheinen lassen sollen. Man hat dann aber zum Mindesten die
Abänderungen auf längere Zeitabschnitte zu beschränken, damit sich die Errungenschaften der Wissenschaft
konsolidiren und bestimmte Formen annehmen können. Aus diesem Grunde hat die Direktion jetzt erst,
nach Ablauf des ersten Dezenniums der Existenz der täglichen Wetterkarten, geglaubt, die schon seit
geraumer Zeit geplanten Erweiterungen etc. eintreten lassen zu sollen.
II. Monatliche Uebersicht der Witterung (jetzt Monatsbericht der Deutschen Seewarte).
In dem Vorworte zum XI. Jahrgange dieser Veröffentlichung, Seite I—IV, wurden die Motive und
Gesichtspunkte, die bei der Neugestaltung der „Monatliche Uebersicht der Witterung“ für die Direktion
bestimmend gewesen sind, dargelegt. Indem hierauf Bezug genommen wird, mag nun nochmals erwähnt
werden, dass in einer längeren Konferenz, über welche ins Einzelne gehende Protokolle bei den Akten der
Seewarte sich befinden,*) die Umgestaltung nach Inhalt und Titel, welcher nunmehr „Monats-Bericht der
Deutschen See warte“ heisst, Beschluss gefasst wurde.
Von dem Inhalte der bisherigen Veröffentlichung ist beibehalten worden:
1. Der I. Theil: Die atmosphärischen Vorgänge in Europa, insbesondere in Zentral-Europa, mit der
Zusammenstellung der stürmischen Winde an europäischen Stationen;
2. Der frühere III., jetzt II. Theil: Vorläufige Mittheilungen über das Wetter auf dem Nord
atlantischen Ozean;
3. Die Bahnenkarte der barometrischen Minima, die jedoch jetzt über einen erheblichen Theil des
Nordatlantischen Ozeans sich erstreckt und unter Mitbenutzung der bei der Seewarte einlaufenden
Schiffsjournale entworfen wird; und endlich
4. Die Tabelle der Mittel, Summen und Extreme aus den meteorologischen Aufzeichnungen der
Normal-Beobachtungs-Stationen der Seewarte.
Dagegen sind an Aenderungen eingetreten:
1. Der frühere II. Theil, die Korrespondenzen über die Witterung, ist in Wegfall gekommen; man
verzichtete auf diesen Theil schon um deswillen, da ähnliche Monats - Berichte von anderen
Theilen Deutschlands und Europas heute herausgegeben werden und aus diesem Grunde der vor
10 Jahren eingenommene Standpunkt nicht mehr gerechtfertigterschien; dann aber auch aus dem
Grunde, weil diese Mittheilungen unregelmässig und häufig verspätet eintrafen und nicht selten
die Herausgabe der einzelnen Monatshefte erheblich verzögerten.
2. An Stelle des IV. Theiles: „Wetterprognosen und Sturmwarnungen“ ist, wie bereits oben ange
geben, eine Tabelle getreten, welche eine vergleichende Zusammenstellung der tliatsächlichen
Witterungs-Verhältnisse an den Stationen Hamburg, Neufahrwasser und München um
8 h a. m. und 2 h p. m. und der für Nordwest-, Ost- und Süd-Deutschland gestellten Prognosen
enthält.
3. Statt der meteorologischen Tabellen werden in der neuen Serie die täglichen Abweichungen von
den Normal-Temperaturen um 8 (resp. 7) Uhr a. m. von 27 europäischen und dem asiatischen
Theile Russlands angehörigen Stationen gegeben.
Dem Monats-Berichte ist überdies am Schlüsse eine Tabelle, enthaltend die Monats-Summen der Nieder
schläge an den Normal-Beobachtungs-Stationen und Signalstellen der Seewarte angefügt.
Das Januarheft der Veröffentlichung „Monats-Bericht der Deutschen Seewarte“ enthält eine Abhandlung
von Herrn Professor Dr. Koppen, betitelt:
„Die Bewegung der barometrischen Minima in den Tagen vom 20. bis 24. Januar 1886“.
*) Reorganisation der von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Witterungs-Uebersichten (Protokolle).