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Segel gesetzt. Bei rasch steigendem Barometer und ab klarendem Wetter nahm der Wind aus der letzt
genannten Richtung zu einer leichten Briese ab. Um 4 1 ' p. m. den 12. peilte Ape Hill NOzO, etwa 25 Sm.
entfernt. Es wurde Kurs darauf gesetzt. Der Himmel war zwar bewölkt, aber das Wetter sichtig. In der
Nacht lag man ab und an von der Küste, und um G 1 /a h a. m. gelangte „Ferdinand“ in der Nähe seiner
Ankerboje wieder zu Anker. Die Ankerkette, auf welche ebenfalls eine Boje gesteckt war, konnte wieder
aufgefischt werden. Das Wetter war jetzt schön, nur die See noch etwas unruhig.
Aus der Aenderung des Luftdruckes und der Richtung und Stärke des Windes ist zu folgern, dass
das Orkanfeld sich in nordöstlicher Richtung fortbewegte, und dass das Zentrum desselben in einer
geringen Entfernung südlich von „Ferdinand“ passirte.
Aus den Reiseberichten des Kapt. P. Duhme, Führer der deutschen Brigg „Minerva“.
In dem Meteorologischen Journal der Brigg „Minerva“, welche längere Zeit in der chinesischen und
japanesischen Küstenfahrt beschäftigt war, finden sich von dem Führer des Schiffes, Kapt. P. Duhme, die
folgenden Bemerkungen:
„Am 3. April 1883 sichteten wir um S'/V 1 a. m. Ilebi-Insel in OzS. Um 6 Uhr peilte diese Insel
OSO72O und Fira-Insel SSO'^O. W T ir steuerten darauf bei dem Winde nach der Collnett-Strasse, durch
welche wir am Nachmittage hindurch kreuzten. Die in der Karte von J. Imray „Japan South Part“ 1881
auf 30° 7' N-Br. und 129° 50' O-Lg. verzeichneteu Brecher*) habe ich, obwohl ich diese Stelle genau passirte,
nicht entdecken können; wohl aber war bei sonst schlichtem Wasser etwas Stromkabbelung bemerkbar.
Wir fanden mit 90 m (50 Fad.) Leine keinen Grund. Auch verrieth ringsum weder eine Brandung noch ver
färbtes Wasser das etwaige Vorhandensein einer Untiefe.
Im Mai und Juni 1883 machte „Minerva“ eine Reise ven Yokohama nach Hakodate und zurück. Die
Hin- sowie auch die Rückreise wurden in je 10 Tagen gemacht. Die Winde waren während der Reise (vom
10. bis 20. Mai und vom 28. Mai bis 7. Juni) vorherrschend von NE bis SE, bei fast beständig dicker, neb
liger Luft. Der Nordoststrom war nur bis Inaboye-Saki bemerkbar, von da bis Kingkarau hatte ich dicht
unter der Küste regelmässig Ebbe- und Fluthströmung. Nördlich von Kingkarau setzte der Strom fast be
ständig nach Süden, schien aber sehr vom Winde abhängig zu sein. Vor der Tsugar-Strasse wurde bei
starkem W-Winde, etwa 3 Sm. NO von Siriyasaki ein Gegenstrom (nach 0 setzend) von 4Sm. die Stunde
beobachtet, so dass das Einkreuzen in die Strasse unmöglich war. Ich hielt das Schiff, da kein Ankergrund
zu finden war, eben südlich von Siriyasaki dicht am Lande unter Segel, woselbst wir keinen Strom antrafen.
Während der Nacht flaute der Wind ab, und ich machte einen zweiten Versuch, in die Strasse einzukreuzen.
Der Strom hatte jetzt bedeutend abgenommen, und als wir in der Nähe von Siriyasaki (NNO 3 Sm. von
demselben entfernt) Windstille bekamen, hatte der Strom gekentert und setzte uns mit 1 Kn. fahrt in die
Strasse hinein. Nach kurzer Windstille kam östliche Briese durch, mit welcher ich bis Toriwi-Saki nahe
der Küste von Nipon entlang segelte. Auch bei dem letztgenannten Kap stellte sich dicht unter Land wieder
ein Gegenstrom ein, woraus ich folgerte, dass dicht unter der Küste von Nipon Fluth und Ebbe läuft, die
aber jedenfalls sehr vom Winde abhängig sind, weshalb auf eine Regelmässigkeit derselben nicht zu rechnen
ist. Beim Durchsegeln der Tsugar-Strasse von Osten nach Westen thut man aber jedenfalls am besten,
die Nipon-Seite zu halten, weil man hier immer den wenigsten Gegenstrom hat. Von Toriwi-Saki, woselbst
starke Stromschnellen augetroffen wurden, steuerte ich bei starkem NE-Winde und nebligem Wetter mit
W T1 /2N-Kurs quer über die Strasse, um mich unter Gebrauch des Lothes der Küste von Yesso zu nähern.
Ich machte das Land in der Nähe von Hakodate Head, von dem ich nur den Fuss erblickte, während die
Spitze des Berges im dichten Nebel lag. Von Toriwi-Saki bis Hakodate betrug die Stromversetzung 2,5 Sm.
die Stunde nach NNO. Leute in Hakodate, welche lange Zeit diese Küste befahren haben, erzählten mir,
dass in der Tsugar-Strasse dicht unter der Küste von Yesso der Nebel selten bis auf das Wasser herunter
reicht, und dass aus diesem Grunde der Fuss der Küste, selbst bei nebligem Wetter, immer einige Seemeilen
weit sichtbar ist. Ob man sich auf diese Aussage unbedingt verlassen kann, ist doch wohl sehr fraglich.
Es wird in der Tsugar-Strasse wohl ähnlich wie unter andern hohen Küsten sein, woselbst ich öfter
Gelegenheit hatte zu beobachten, dass bei ablandigem Winde der vorhandene Nebel dicht unter der Küste
nicht bis auf die Meeresoberfläche reicht. Auch unter der Südküste von Yesso tritt der meiste Nebel
*) In der Englischen Admiralitätskarte N0. 2412 ist in ungefähr derselben Position „schwere Brandung“ verzeichnet.
Archiv 18S6- 4.
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