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welches von Osten in die Tsugar-Strasse kommt, sich so weit, als dieses ohne Gefahr geschehen kann,
der Küste von Nipon nähern und, nachdem Siriyasaki passirt ist, dreist in die Bucht westlich von diesem
Kap hinein halten. In dieser Bucht lässt es sich sehr gut aufkreuzen, da man hier keinen Gegenstrom
und verhältnissmässig ruhiges Wasser hat. Ankern ist jedoch im Winter, wie auch zu anderer Jahreszeit,
an dieser Küste gefährlich, weil man daselbst gegen nördliche Winde völlig ungeschützt liegt. Zu diesem
Zweck muss ein Schiff die Küste von Yesso zu gewinnen suchen. Um letzteres ausführen zu können, sollte
man bei westlichem oder nordwestlichem Winde nicht zu früh von Nipon nach Yesso hinüber halten und
wenigstens 3 Sm. östliche Stromversetzung in Rechnung ziehen. Allgemein wird befürwortet, unter der
Küste von Nipon bis Low Island — Omaskisima — am Kap Toriwisaki aufzuarbeiten und dann nach Yesso
hinüber zu liegen. Die Singapore-Klippe, Nz O '/2 fl 2 4 /-2 Sm. von Low Island entfernt, liegt zur Springzeit
bei Niedrigwasser 4.sm (16 Fuss) unter Wasser.
Die zahlreichen Buchten an der Küste von Yesso gewähren dem Schiffe bei stürmischen westlichen
und nördlichen Winden, oder um die Nacht vorüber gehen zu lassen, sichere und leicht zugängliche Anker
plätze. In den meisten Fällen dürfte es gerathen sein, für die Dauer der Nacht zu ankern, weil, wie schon
bemerkt, man nur ganz nahe der Küste von Nipon aufkreuzen kann, was doch in der Nacht immer gefähr
lich ist. In der Mitte der Strasse würde ein Schiff durch die starke östliche Strömung wieder zurückge
trieben werden. Häufig ist es sogar schwierig, mit frischem günstigem Winde bei dem Kap Siwokubi vor
bei zu kommen, denn die Strömung setzt liier, selbst in unmittelbarer Nähe der Küste, so stark nach Osten,
dass wir zum Beispiel mit B Sm. Fahrt nicht von der Stelle kamen. Die Bucht zwischen Kap Siwokubi und
Hakodate Bluff gewährt einen ziemlich guten Ankerplatz bei nördlichen Winden, doch besteht der Grund
aus losem Kies und ist deshalb nicht besonders haltbar.
Schiffe, welche von Hakodate nach China bestimmt sind, sollten, wenn sie mit westlichen Winden den
Hafen verlassen, zunächst die Luvküste zu halten suchen, um nicht von der Strömung nach Osten und gar
durch die Strasse hindurchgetrieben zu werden. Bei Anzeichen eines westlichen Sturmes ist es besser,
gleich in einer der Buchten, zwischen Kap Saraki, Kap Tsiuka und Kap Sirakami zu ankern, als noch
länger zu versuchen aufzukreuzeu. Im Monat Dezember 1882 trieb eine russische Brigg, welche von Hakodate
nach Shanghai bestimmt war, ostwärts durch die Tsugar-Strasse, musste den Weg um Nipon herum nehmen
und hatte in Folge dessen eine Reise von 33 Tagen, während wir in demselben Monat auf der Route durch
das Japanische Meer die Reise in 11 Tagen ausführten.
Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass die Karten von Imray für diese Gegend sehr unzuver
lässig sind. So ist zum Beispiel in der Imray’sehen Karte N0. 186 das Kap Yerimo auf der Insel Yesso
auf ungefähr 42° 1' N-Br. und 142° 52' O-Lg. niedergelegt, während nach der englischen Admiralitäts-Karte
N0. 2405 die Lage desselben 41° 55' N-Br. und 143° 16' O-Lg. ist. Nach den von uns hei ruhigem klarem
Wetter gemachten Beobachtungen ist die Angabe der Karte von Imray entschieden falsch.
Nachschrift von Fr. Hegemann, Hülfsarbeiter bei der Seewarte:
„Der Oldenburger Südseewalfänger „German“, Kapt. E. Lübbers, auf welchem ich als Steuermann
diente, strandete in Folge der starken östlichen Strömung in der Tsugar-Strasse an der Nordküste der
Insel Nipon.
An einem Tage Ende März 1862 liefen wir, nach Hakodate bestimmt, bei steifem Südwinde und reg
nerischem Wetter in die Tsugar-Strasse ein und passirten etwa um 12 Uhr mittags das Kap Siriyasaki.
Der Wind lief allmählich westlicher, das Wetter war den ganzen Tag über böig, und als wir uns gegen
6 Uhr abends Hakodate Bluff ziemlich genähert hatten, so dass die im Hafen liegenden Schiffe über den
schmalen Isthmus, östlich von Hakodate, hinweg zu sehen waren, wehte es bereits steif aus NW, und es
wurde unmöglich für uns, den Hafen zu erreichen. Zwischen den Böen war das Wetter klar. Mit den Ver
hältnissen in der Strasse fast ganz unbekannt, entschlossen wir uns, die Nacht über unter Segel zu halten.
Um 8 Uhr abends stand das Schiff nahe unter der Küste von Yesso, worauf mit dem Winde W—NW nach
SW gewendet wurde. Wir Hessen bis 10 Uhr unter wenig Segeln, dicht am Winde steuernd, über B-B.
liegen und wendeten dann, in der Annahme, ungefähr in der Mitte der Strasse zu sein, nach St-B. Als
das Schiff wieder zwei Stunden über diesem Bug gelegen hatte und wir nach unserer Rechnung nahe der
Küste von Yesso sein mussten, wurde um 12 Uhr abermals gewendet. Der Wind war steif bis stürmisch,
die Schneeböen folgten rasch aufeinander, und wir waren genöthigt, die Marssegel zu reffen. Gerade als