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Full text: 9, 1886

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Die gegebenen Umstände erlaubten leider nicht, grössere zusammenhängende Reihen von Zenitb- 
distanzen zu messen, ausser in den Tagen des 4. und 5. September, da ich bezüglich aller dieser Messungen 
ganz allein auf mich angewiesen war, aber trotzdem dürften die erhaltenen Resultate von einigem 
Interesse sein. 
Vor Allem zeigt sich, dass die Strahlenbrechung eine ganz ausserordentlich verschiedene gewesen ist, 
namentlich, solange die Lichtstrahlen über die grosse Schneefläche des Fjordeises hinweggingen, was bis 
Juli 17 der Fall war. Etwas gleichförmiger sind die Werthe schon für die folgenden Messungen, welche 
zur eisfreien Zeit gemacht wurden. — Wie ja auch schon allgemein bekannt, so tritt auch hier die 
Himmelsansicht bestimmend hervor, und zwar ist bei bedecktem Himmel die Refraktion bedeutend gleich- 
massiger als bei Sonnenschein. Dieser Umstand zeigt sich besonders an den letztgenannten beiden Tagen, 
an welchen fast durchweg die Himmelsbedeckung 10 war. Die Schwankungen der Refraktion zeigen unter 
diesen Umständen, wie es scheint, allerdings eine evident ausgesprochene tägliche Periode, wenn auch nicht 
von so regelmässigem Verlaufe, wie solche viel ausgesprochener, sowohl bei den Messungen zwischen Kupfer 
kuhle uud Brocken*) als auch später durch die Messungen von Bauernfeind**) am Hohenmiesing, bei 
der Bestimmung des Höhen-Unterschiedes zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meere, bei Bestimmungen 
der United States Coast Survey in Californien***) und auch neuerdings wieder von Bauernfeind in der Nähe 
von München auf drei mit einander verbundenen Punktenf) gefunden wurden. 
Die letzten Kolumnen der vorstehenden Tabelle enthalten einen Versuch, aus den gefundenen Werthen 
von h einen Schluss auf die Veränderung der Temperatur mit der Höbe zu machen’, soweit sich solche 
als Differentialquotient (n) der Temperaturkurve für den Beobachtungsort darstellt. Da die Lichtstrahlen 
nur eine sehr niedrige Schicht der Atmosphäre durchlaufen, so ist von vornherein nicht Viel von diesem 
Versuche für die Bestimmung von n zu erwarten. Der Werth n wurde aber trotzdem nach den Jordan’schen 
Formelnff) für die Berechnung von Je aus den jeweiligen meteorologischen Daten berechnet. 
Est ist nämlich: 
rc 
B /1 — 
1 -|-st 
(y-) 
wo r der Krümmungsradius der Erde an der betreffenden Stelle, lg. c -- 3.58585 —10, K die für die bezüg 
lichen meteorologischen Mittelvverthe geltende Barometerkonstantefff), M der Modul der Brigg. Logarithmen 
und e der Ausdehnungskoeffizient der Luft = 0.00367 ist, während B den Luftdruck, e den Dunstdruck 
und t die Temperatur bezeichnet. 
Hieraus findet sich 
tabellarische Rechnung bequemer: 
n — 
n 
1 — st Jc_ (l + et\ 
sMK rsc \ B ) 
1 t Je ( 1 
sMK MX B \rsc 
oder für die 
P —) 
rc/ 
Nach dieser Formel sind die oben gegebenen Werthe von n berechnet, wobei zu bemerken ist, dass 
das Zeichen — eine Zunahme der Temperatur mit der Höhe und das Zeichen + eine Abnahme bezeichnet, 
und zwar ist als Einheit der Meter anzusehen, sodass also n ~ + 0.0160 besagen würde, auf 1 m Höhen* 
änderung nimmt die Temperatur um 0?016 ab. 
*) J. J. Bayer „Ueber die Strahlenbrechung in der Atmosphäre“, Petersb. 1860, pag. 45 ff. 
**) Vergl. „Beobachtungen und Untersuchungen über die Genauigkeit barometrischer Höhenmessung und die Ver 
änderungen der Temperatur und Feuchtigkeit der Atmosphäre“. (München 1862). 
***) Report of the Superintendent of the United States Coast Survey für 1876; Appendix Nr. 16. 
t) „Ergebnisse aus Beobachtungen der terrestrischen Refraktion“. Aus den Abhandlungen der Bayerischen Akademio 
der Wissenschaften II Kl., XV. Bd., 1. Abtheil., pag. 45. 
ff) Vergl. Jordan, Handbuch der Vermessungs-Kunde, Bd. I, p. 5G6. 
fff) K = 18400 (l+0.?,77 i)( 1+0.002573 cos 2 <p )( 1+2 7>
	        
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