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Full text: 8, 1885 (1889)

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Gewitter 18 scheint in den ersten Morgenstunden des 16. Juli von Eisass her über den Rhein ge 
kommen zu sein (Altkirch meldet nachts Gewitter). Bestimmt nachweisbar ist es erst um 3 Uhr früh in 
der Gegend der Donauquellen, zieht von da dem linken Ufer entlang nordostwärts und endet um 7“ zwischen 
Altmühl. 
Stunde 
Richtung aus 
Stündliche 
Geschwindigkeit 
8—4“ 
WSW 
50.2 Km. 
4—5“ 
SW 
43.1 = 
5—6“ 
SW 
35.9 * 
6—7“ 
SW 
43.1 * 
Mittlere 
Geschwindigkeit in 
4 Stunden je 
43.1 Km. oder 11, 
Gewitter 19 (Taf. I. u. IV) ist ein grösseres Gewitter. Es tritt von W her am 16. Juli mittags 1 Uhr 
über die deutsche Grenze, zuerst mit seinen beiden Enden bei Aachen und im südlichen Schwarzwald, zieht 
dann ostwärts weiter und dehnt seine Front nördlich bis zur Küste aus. Im Fortschreiten kann man die 
schon mehrfach erwähnte Wirkung der Gebirge (Eifel, Hunsrück, Taunus; Odenwald; Harz; Thüringerwald) 
erkennen. Ausserdem ist bemerkenswert!! der Uebergang dieses Gewitters über die Elbe, welcher ganz 
ähnliche Vorgänge zeigt, wie Gewitter 5 an der Weser. Es gelangt nämlich der nördliche Theil des Ge 
witters um 6 Uhr abends von W her an die Unterelbe (Hamburg-Kuxhaven), und gleichzeitig ist auch schon 
ein Stück der Gewitterfront auf dem rechten Ufer (Neumünster-Eidermündung) nachweisbar, welches im 
Fortschreiten von dem übrigen Gewitter eingeholt und aufgenommen wird. Weiter südlich wiederholt sich 
später die nämliche Erscheinung; das Gewitter erreicht um 7 Uhr das linke Elbufer auf der Strecke 
Havelmündung-Lauenburg, und gleichzeitig beginnt auf dem rechten Ufer ein paralleler Gewitterstreif sich 
zu zeigen, der ebenfalls bald von dem Hauptgewitter aufgenommen wird. Im weiteren Verlauf erweist sich 
die mittlere Elbe (ähnlich wie bei Gewitter 12) als Hinderniss, und nur der nördliche und südliche Flügel 
der bisherigen Front setzen den Lauf nach E fort. Im Fortschreiten des nördlichen Theils ist auffallend 
das plötzliche Vorauseilen einer einzelnen Stelle von Schwerin bis Rügen; bald danach wird an der Oder 
die Front des nördlichen Theils bedeutend eingeschränkt, und er endet am 17. Juli früh 6 Uhr nahe vor 
der Weichsel. Der südliche Theil des Gewitters hat inzwischen seinen Weg ostwärts fortgesetzt, der äusserste 
rechte Flügel wird durch die Donau abgetrennt und endet im Salzburgischen um 9 Uhr abends, der übrige 
Theil schreitet mit abnehmender Breite durch Böhmen, Mähren, Schlesien und scheint am 17. Juli früh 
4 Uhr an der Oder zu enden. 
Ueber dies Gewitter liegen aus der Hamburger Gegend einige Berichte vor, welche besonders das Aus 
sehen des Himmels schildern. So schreibt Herr M(öller) im „Hamburg. Corresp.“ vom 17. Juli 1884: 
„Nach einem warmen Tage zeigten sich am Nachmittag vielfach grosse Ballenwolken, welche vielköpfig 
gerundet am Himmel aufstiegen. Da brach um 4 3 /4 Uhr ein feines Wolkengewebe aus SW hervor und 
überzog als erstes Zeichen des nahenden Gewitters schnell den Himmel. Diese Wolken bestanden aus 
niedrigen Cirren, waren weich verwaschen und stiessen auf die Köpfe der Ballenwolken, so dass sie sich 
in Bandform um diese Wolkenköpfe herumlegten. Der Himmel erschien durch das feine Gewölk blind, 
graugelb und schliesslich bleigrau. Noch fiel kein Regen. Da um 6 Uhr hob sich wie Rauch oder Dampf 
in WSW am Horizont unter der dunkeln Wolkenmasse ein lichtes Gewölk ab, es breitete sich sehr rasch 
aus, zog schnell in loser, zerrissener Form, einem Vorhänge gleich, empor und entwickelte sich zu prächtig 
drohenden Wolkenformen. In halber Höhe des Himmels jagte ein röthlich-gelber, ziemlich heller aber matt 
erscheinender Wolkenballen aus SW herauf, der an seiner Basis in tiefschwarzes Gewölk überging. Dieses 
war am Horizont zerrissen, und dahinter erschien das eigentliche Gewittergewölk in heller, blaugrüner 
Färbung. Dazischen drangen ganz tiefe, pechschwarze Wolkenfetzen aus W r heran. Dies lose Gewölk ist 
der „Wolkenkragen“, es ist durch den Sturm erzeugt, welcher schon in der Höhe tost, während unten noch 
Windstille herrscht. Der Wolkenkragen zog empor, sein lichter Vorderrand passirte den Zenith, nun folgte 
schnell die schwarze, vielfach durcheinander wirbelnde Unterfläche des Wolkenwulstes, und bei aufhellen- 
dem Himmel setzte der Sturm und Regenguss ein. 
Der Wolkenkragen war etwa 25 Minuten vor dem Ausbruch des Sturmes sichtbar, und so auffällig 
leuchtete sein schweflig-gelber Vorderrand und die tiefschwarze Unterfläche im Gegensatz zum lichtblauen
	        
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