9
Gewitter 11 steht zu No. 9 in ähnlicher Beziehung, wie Gewitter 10 zu No. 6. Während in den
frühen Morgenstunden des 14. Juli Gewitter 9 in nord-südlicher Richtung durch Mittel - Deutschland zog,
bildete sich auf seiner Rückseite das lokale Gewitter 11 und bewegte sich gegen E hin über das von No. 9
kürzlich verlassene Gebiet. Es entsteht früh um 4 Uhr zwischen Werra und Fulda auf einer von Kassel
nach SSE sich erstreckenden Frontlinie, überschreitet ostwärts die Werra und bricht nun in zwei Theile
durch Abschwenken beider Flügel nach aussen, anscheinend veranlasst durch die schräg vor den Flügeln
liegenden Gebirge Harz und Thüringerwald. Der nördliche Theil endet um 6“ in Klausthal, der südliche
durchzieht den Thüringerwald und endet nach zuerst südöstlicher, dann nordöstlicher Bewegung um 8“
zwischen Saale und Elster.
Stündliche
Stunde
Richtung aus
Geschwindigkeit
4—5"
IT
32.3 Km.
5—6"
SW u. NW
35.9 s
6—7"
WSW
43.1 «
<1
1
CO
a
SW
35.9 s
Mittlere Geschwindigkeit in
4 Stunden je
36.8 Km. oder 10.22 Meter pr. Sek.
Gewitter 12 (Tafel I) durchzog im Laufe des 14. Juli ganz Deutschland von der Rheinpfalz bis
nach Littauen und nach Oberschlesien. Es beginnt um 5 Uhr früh auf einer von Trier nach SE bis zur
elsässischen Grenze reichenden Linie und schreitet nordostwärts gegen den Rhein fort. Diesen Fluss über
schreitet zunächst die Mitte des Gewitters in der Nähe von Darmstadt, anscheinend herübergezogen durch
den Odenwald. Indem die Mitte hierbei der übrigen Front vorauseilt, erhält das Gewitter wieder die Form
eines Hakens, dessen Oeffnung in diesem Falle nach rückwärts (SW) blickt. Nachdem der Rhein in schräger
Richtung überschritten ist, und das Gewitter sich südwärts über Württemberg durch Frontverlängerung
ausgedehnt hat, erweist sich der Main mit seinen starken Krümmungen zwischen Würzburg und Aschaffen
burg als Hinderniss, und es zerreisst die Gewitterfront in zwei Theile, welche beide nordostwärts fort
schreiten. Der nördliche Theil, vorher durch die Mosel begrenzt, dehnt sich nun bis Westfalen aus,
während der südliche oberhalb Bamberg den Main überschreitet; beide vereinigen sich vorübergehend im
Thüringerwalde und schreiten dann wieder getrennt bis an die Elbe vor, deren mittlerer Lauf vom Gewitter
nicht überwunden wird. Nur die beiden äusseren Enden überschreiten die Elbe um 12 Uhr mittags und
ziehen als ganz getrennte Gewitter ostwärts weiter. Während der nördliche Theil auf dem rechten Elbufer
durch Mecklenburg und an der Ostseeküste entlang schreitet, kommt gleichzeitig ein besonderer Gewitterzug
von Laaland her und vereinigt sich mit ihm, um gemeinsam bis zur russischen Grenze (Mitternacht) zu
ziehen. Inzwischen hat der südliche Theil des Gewitters in Böhmen das rechte Elbufer gewonnen und zieht
durch Böhmen, Mähren, Schlesien nach Galizien (6 p ). Auch hier wieder kann man erkennen, wie die
schlesischen Gebirge das herankommende Gewitter anziehen und beschleunigen, dann aber sein Abziehen
verlangsamen. Hagel wurde beobachtet in Speyer, Darmstadt, Kirchberg a. d. Jagst, Braunschweig und
Raase (österr. Schlesien); Graupeln in Leipa (Böhmen).
Stündliche
Stunde
Richtung aus
Geschwindigkeit
Stunde
Richtung aus
Geschv
5— 6"
nördl. Theil
SW
32.3 Km.
■ 28.7 Km.
11“-
12
nördl.
Theil
WNW
43.1 Km.
südl.
a
WSW
25.1
«
mittl.
ÿ
SW
35.9 =
6— 7"
nördl.
ÿ
SW
21.5
28.7 *
südl.
*
w
32.3 =
südl.
s*
SW
35.9
12—
IV
nördl.
ÿ
WNW
35.9 *
7— 8"
nördl.
ÿ
SSW
28.7
*
39.4 *
mittl.
i
SW
39.5 *
südl.
S
SW
50.2
südl.
*
WNW
43.1 *
8— 9"
nördl.
S
SW
39.5
*
55.7 »
1—
2P
nördl.
Theil
WNW
25.1 Km.
südl.
*
SW
71.8
mittl.
?
WSW
35.9 =
9—10“
nördl.
SW
39.5
• 1
37.7 =
südl.
«
WNW
53.9 *
südl.
>'
SSW
35.9
2—
3P
nördl.
a
WNW
32.3 *
10—11“
nördl.
9
■ SW
39.5
* Î
34.1 =
mittl.
ÿ
SW
39.5 =
südl.
WSW
28.7
südl.
*
WNW
53.9 s
Stündliche
37.1 Km.
39.5
38.3 Km.
41.9 *
Archiv 1885. 4.
2