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Full text: 8, 1885 (1889)

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fort. Um die räumlich oder zeitlich benachbarten Gewitter auseinander zu halten und gesondert darzu 
stellen, erwies sich ein Verfahren zweckmässig, welches man als graphisch bezeichnen könnte. Die einzelnen 
Horizontalreihen eines quadratisch liniirten Papierbogens wurden mit den Stationsnameu bezeichnet, die 
Vertikalreihen mit den aufeinanderfolgenden Stunden. Demnach galt jedes einzelne Quadrat für eine Stunde 
an einem Orte. Wenn alsdann jede der vorhandenen Gewitter-Meldungen in dem nach Ort und Zeit zu 
ständigen Quadrat durch einen farbigen Tintenstrich markirt wurde, so konnte man ohne Schwierigkeit 
erkennen, welche Meldungen zusammen gehörten und zur kartographischen Darstellung des einzelnen 
Gewitters dienen mussten. Hierauf wurde für jedes Gewitter eine besondere Karte hergestellt, indem zu 
erst in das Karten-Formular die Lage und die Meldungen der betreffenden Stationen eingetragen, und dann 
die stündlichen Isobronten, welche also die jeweilige vordere Grenze des Gewitterfeldes angaben, konstruirt 
wurden. Als Formular diente dabei das im Buchhandel erschienene Blatt „Norddeutschland“ aus „Julius 
Straube’s Methodischer Handatlas zum Kartenzeichnen für Schulen“, IV. Kursus, No. 13, 14. (Verlag 
von Julius Straube, Berlin), welches ganz Deutschland im Maassstabe 1:3520000 umfasst. Die Zeit 
angaben sind sämmtlich unverändert wiedergegeben, sie bedeuten also überall Ortszeit. 
Die Konstruktion der Isobarenkarten machte zunächst die Zurückführung der gemeldeten Barometer 
stände auf gleiches Maass nothwendig. Beinahe die Hälfte der Aufzeichnungen des preussisclien Stations 
netzes war in Pariser Linien ausgedrückt und musste in Millimeter umgerechnet werden. Alsdann erfolgte 
die Reduktion auf Meeresniveau unter Benutzung der Jelinek-Hann’schen Tafel*). Die synoptische Dar 
stellung von Luftdruck, Wind und Bewölkung geschah auf den schon erwähnten Kartenformularen, ebenso 
die Konstruktion der Isothermen, nachdem die Temperatur-Angaben des preussischen Netzes, soweit nöthig 
(d. h. mehr als zur Hälfte) von Reaumur- in Celsiusgrade umgerechnet, und dann sämmtliche Temperaturen 
nach Wild**) auf Meeresniveau reduzirt waren. Diese synoptischen Karten wurden für die oben erwähnten 
7 Beobachtungs-Termine jedes Tages entworfen. Ihre grosse Zahl sollte wenigstens einigermaassen den 
Mangel an Dichtigkeit der Stationen ausgleichen helfen, indem die Vertheilung von Druck und von Tem 
peratur zu benachbarten Stunden verglichen werden konnte. Zu diesem Zweck wurden zunächst auf jeder 
einzelnen Karte die Isobaren resp. Isothermen des betreffenden Zeitpunktes entworfen, so gut es mit Hülfe 
der zugehörigen Termins-Beobachtungen möglich war. Hierauf wurden die Karten je eines Tages mit ein 
ander verglichen und so lange abgeändert, bis die Betrachtung zahlreicher Stationsorte den Gang des 
betreffenden Elements frei von unwahrscheinlichen Sprüngen erscheinen Hess. Eine solche Durchsicht setzte 
die Anfertigung von Wetterkarten möglichst vieler Zeitpunkte des gleichen Tages voraus, erhöhte aber auch 
die Sicherheit der Darstellung so beträchtlich, dass die verwendete nicht ganz geringe Mühe dadurch be 
gründet schien. So war es wenigstens möglich, die von anderer Seite mehrfach ausgesprochene Erfahrung 
zu bestätigen, wonach auf der Vorderseite der Gewitter niedriger Druck und hohe Temperatur, auf der 
Rückseite hoher Druck und niedrige Temperatur herrschen. Andererseits muss freilich zugegeben werden, 
dass es in manchen Fällen möglich gewesen wäre, die Vertheilung von Druck und Temperatur auch noch 
etwas anders, als geschehen, in Uebereinstimmung mit den Stations - Beobachtungen darzustellen, so dass 
immerhin die Dichtigkeit der Beobachtungsorte nicht als ausreichend angesehen werden kann, um neue 
Beziehungen der Gewitter zu Druck und Temperatur daraus herzuleiten. 
Noch weitere meteorologische Elemente in synoptischer Form darzustellen, erwies sich als unthunlich. 
Die relative Feuchtigkeit war zwar von allen Stationen angegeben, deren Luftdruck und Temperatur be 
kannt waren. Indessen zeigte der Versuch, dass auch für den günstigsten Beobachtungs-Termin, 2^ mit 
140 Stationen, die Dichtigkeit des Stationsnetzes zu gering war, um einen Einfluss des Gewitterfeldes auf 
die Vertheilung der relativen Luftfeuchtigkeit erkennen zu lassen. Die Konstruktion von Linien gleicher 
Niederschlagsmenge („Isohyeten“) verbot sich von selbst, weil von allen in Betracht kommenden Stationen 
der Niederschlag nur einmal täglich gemessen wird, so dass also eine gesonderte Darstellung für die ver 
schiedenen Gewitter eines Tages unmöglich wurde. Auch die verschiedene Stärke der elektrischen Vor 
gänge sowie die Dauer des Gewitters am Beobachtungsorte konnte nicht studirt werden, weil Angaben 
hierüber nur ausnahmsweise von den Stationen gemacht sind. 
*) Hann, Jelinek’s Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen nebst einer Sammlung von Hülfs- 
tafeln. Wien 1884, p. 144 und 145. 
**) Wild, Temperatur-Yerhältnisse Russlands, 2. Hälfte, p. 309. 1881.
	        
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