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beschleunigt. Die Temperatur der Nächte hebt sich wieder, die Boden-Temperatur steigt und beide wirken
gemeinsam an der Hebung der Tages-Temperaturen mit.
Erwägen wir, dass der ersten warmen Periode nach Winters Ende mehrfach anomale Verhältnisse zu
Grunde lagen, dass die nachfolgende kalte Periode, in welche auch die Maifröste fallen, sich normalen
Verhältnissen in Bezug auf die wirkenden Faktoren mehr nähert, so darf es zum mindesten statthaft scheinen,
mit Nachdruck von Wärme vor fällen zu sprechen, welche den Kälterückfällen vorangehen und als Ursache
der letzteren zu betrachten sind.
Schluss.
Es ist im Vorhergehenden der Nachweis versucht worden, dass die absolute Feuchtigkeit der Luft
ähnlich dem Luftdruck in den Monatsmitteln über dem ganzen Gebiet der Stationen einen sehr gleich
artigen Verlauf ihrer Aenderungen zeigt, dass sie also im Allgemeinen ebensowenig lokal auftritt wie der
Luftdruck. Ihre Aenderung von Ort zu Ort ist an die Temperatur gebunden, die Vertheilung der Feuch
tigkeit also eine Funktion der geographischen Vertheilung der Temperatur.
Zweifellos hängt die Feuchtigkeit auch von der Höhenlage ab; der andere, ebenfalls von der Höhe
abhängige Faktor, die Temperatur, tritt indess bei den hier in Betracht kommenden Höhen, gleichsam
allein bestimmend, hervor. Zur Zeit fehlt noch der mathematische Ausdruck für diese Abhängigkeit von
Höhe und Temperatur zugleich.
Bei steigender Temperatur bleibt die Feuchtigkeits-Aufnahme zurück, bei sinkender dagegen steigt
der relative Wassergehalt, und es ist nach den Untersuchungen von Bubenson wahrscheinlich, dass eine
Abnahme der Feuchtigkeit in der gewöhnlichen Höhe unserer Thermometer über dem Erdboden bereits
bei einigen 70°/o relativer Feuchtigkeit beginnt, wofür oben zwei Erklärungen angedeutet wurden. Durch
die bei dem nächtlichen Rückgang der absoluten Feuchtigkeit auftretenden Kondensationen wird die Ab
nahme der Luft-Temperatur in mehrfacher Weise verzögert.
Die Feuchtigkeit bedingt also die Temperatur des nächtlichen Minimums. Beide Grössen zeigen den
gleichen jährlichen Gang, gleichartige Aenderungen von Jahr zu Jahr und von Ort zu Ort. Die Tempe
ratur des Minimums liegt im Sommer um etwa 2— 8° niedriger als die Temperatur, bei welcher die
Kondensation nachts eintritt; diese Erniedrigung kann aber durch lokale Einflüsse — geringere Erwärmung
des Bodens am Tage, verminderte Luftbewegung, längere Beschattung am Morgen (Thal und Waldlichtung)
— gesteigert werden.
Das nächtliche Minimum hat auf die Aenderung der Tages-Temperatur geringeren Einfluss, die Tem
peratur-Umschläge werden im ganzen Jahre im Allgemeinen durch veränderte Tages-Temperatur eingeleitet.
Sobald der Boden in der Ebene schneefrei wird, begünstigt die Trockenheit der Luft und das Lagern
der Winter - Niederschläge in höheren Lagen ein abnormes Steigen der Temperatur — Wärmevorfälle.
Diese führen durch Auflockerung der Atmosphäre Hebung der isobarischen Flächen und folglich durch
Begünstigung des Einbrechens von Zyklonen, sowie durch plötzliche Verringerung der erwärmenden Kraft
der Sonne, in Folge der Durchfeuchtung der oberen Schichten der Luftsäule, einen heftigen Rückschlag
herbei — Kälterückfälle, Maifröste. Die allmähliche Entwickelung der Vegetation, sowie die Steigerung
der zugestrahlten Wärmemenge bewirken in weiterer Folge ein abermaliges Steigen der Temperatur.
Der Wasserdampf der Luft ist die Ursache des Wechsels der Perioden steigender und sinkender
Temperatur, wenigstens während des Ueberganges vom Winter zum Sommer.